Zentrum Sexuelle Gesundheit Tirol: Schwerpunkt Frauengesundheit

Land Tirol fördert Einrichtung 2024 mit 127.000 Euro

  • Niederschwellige und anonyme Anlaufstelle für Testung und Information zu sexuell übertragbaren Infektionen sowie sexuelle Bildung
  • Seit 2023 auch Angebot der Sexualberatung und -therapie mit zehn kostenlosen Einheiten
  • Bilanz 2023: 2.500 Testungen, 1.700 Beratungen und 170 Schulveranstaltungen

Das Zentrum Sexuelle Gesundheit Tirol (ZSG Tirol, zuvor: AIDS-Hilfe Tirol) ist seit über 30 Jahren Anlaufstelle, wenn es um einen niederschwelligen und anonymen Zugang zu Information und Testung auf sexuell übertragbare Infektionen, Beratung zu Diversity, Antidiskriminierung und Identität, Sexualtherapie und sexuelle Bildung geht. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der sexuellen Gesundheit für Frauen. Die Beratung zur psychosexuellen Gesundheit kann dabei von Frauen, deren PartnerInnen und Paaren vollkommen anonym in Anspruch genommen werden. Bei der Sexualberatung und -therapie stehen die ersten zehn Einheiten kostenlos zur Verfügung. Das Land Tirol fördert das Projekt sowie die weiteren Leistungen der Einrichtung für das Jahr 2024 mit insgesamt 127.000 Euro. Insgesamt führten die zehn MitarbeiterInnen des ZSG Tirol 2023 rund 2.500 Testungen auf HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen durch. Das entspricht einer Steigerung von 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

„Das Zentrum Sexuelle Gesundheit führt seit vielen Jahren Beratungen rund um die sexuelle Gesundheit durch und ist in Tirol als anonyme Anlaufstelle gut vernetzt und bekannt. Sexuelle Gesundheit geht über die körperliche hinaus: Sie kann großen Einfluss auf das psychische Wohlbefinden haben. Zugleich gehören dazu auch Themen wie sexualisierte Gewalt oder Unsicherheiten in der sexuellen Identität. Die gezielte Förderung der sexuellen Gesundheit von Frauen ist ein wichtiger Schritt, um die Autonomie, Sicherheit und Lebensqualität von Frauen zu steigern“, betont Frauenlandesrätin Eva Pawlata.

Frauen und ihr Recht auf sexuelle Gesundheit

„Sexuelle Gesundheit bedeutet, Sexualität selbstbestimmt zu leben, sie zu genießen und sich vor Gesundheitsproblemen zu schützen. Gerade für Frauen stellt dies aber nicht immer die Realität dar. Das ZSG Tirol unterstützt seit jeher Frauen in ihrer Selbstbestimmung und Selbstakzeptanz. Wir haben im Vorjahr einen Arbeitsschwerpunkt auf Frauen und ihr Recht auf sexuelle Gesundheit gelegt und führen diesen nun fort“, sagt Thomas Lechleitner, der vor wenigen Wochen Georg Gierzinger als Geschäftsführer des ZSG Tirol ablöste.

Im Rahmen des Projekts wurden zahlreiche Veranstaltungen und Projekte im öffentlichen Raum durchgeführt. Spezifische Workshops zum Thema sexualisierte Gewalt für Frauen mit diversen kulturellen Hintergründen, Sexualberatung für Frauen mit Beeinträchtigungen und Frauengruppen fanden ebenso statt wie Beratungen zu den Themen Verhütung und sexuell übertragbare Infektionen, selbstbestimmte Sexualität sowie Körper und Lust. Im Austausch mit Nachtlokalen in Innsbruck entstand etwa auch ein „Safe for the Night“-Kit, das verteilt wurde. Neben Kondomen, Gleitgel, Traubenzucker, Safer Sniff Papier (Teststreifen zur Überprüfung von Konsumsubstanzen), Informationen zu Safer Use und Alkoholtupfern enthielt das Kit auch eine Infobroschüre zu sexueller Gesundheit, um die Nacht für alle Beteiligten sicherer zu gestalten.

Testungen und Beratungen haben zugenommen

Neben der Steigerung von HIV-Testzahlen stieg auch die Anzahl der Testberatungen, allgemeinen Beratungen und Sexualberatungen: Mit rund 4.700 wurden 2023 im Vergleich zum Vorjahr beinahe doppelt so viele durchgeführt. Sexualberatung befasst sich dabei mit sämtlichen Themen, die mit dem Lebensbereich Sexualität zu tun haben: vielfältigen Beziehungsformen, sexueller Identität, grenzüberschreitende Erfahrungen und mehr.

Sexuelle Gesundheit ist auch Thema für die Schule

Um zu einer nachhaltigen sexuellen Gesundheitskompetenz und Gewaltprävention beizutragen, bietet das ZSG Tirol sexualpädagogische Workshops für SchülerInnen ab der siebten Schulstufe an. 2023 wurden rund 170 Schulveranstaltungen durchgeführt. Sie sollen den Sexualkundeunterricht an der Schule ergänzen und Jugendliche dabei unterstützen, ein positives Verhältnis zu ihrem Körper und ihrer Sexualität zu entwickeln, stimmige Entscheidungen zu treffen und respektvoll mit anderen umzugehen. Neben zahlreichen Kooperationen mit Schulen arbeitet das ZSG Tirol auch mit Vereinen im Bereich der Migration, der Justizanstalt Innsbruck sowie medizinischem Personal zusammen.