- Wegbegleiter Juens würdigen seine Verdienste zum Schutz des baukulturellen Erbes Tirols
Der Schutz historischer Gebäude sowie typischer Stadt- und Ortsbilder ist in Tirol vor allem mit einem Namen verbunden: Nikolaus Juen. Seit 2005 war er im Sachverständigenbeirat des Stadt- und Ortsbildschutzgesetzes (SOG) vertreten, seit 2009 hatte er die Position des Vorsitzenden inne. Nach der gestrigen Sitzung des Sachverständigenbeirats verabschiedet sich Nikolaus Juen nun in den Ruhestand. „Seien es historische Ortszentren wie etwa in Rattenberg oder traditionelle Bauernhöfe wie im Kaunertal – in Tirol finden sich zahlreiche schützenswerte Zeugnisse unseres baukulturellen Erbes. In seiner langjährigen Tätigkeit hat Nikolaus Juen einen maßgeblichen Beitrag dazu geleistet, wertvolle Gebäude in ganz Tirol zu erhalten, für die zeitgemäße Nutzung in Stand zu setzen und sie wieder mit Leben zu füllen. Nikolaus Juen bewies dabei sowohl ein hohes Maß an Fachkompetenz als auch ein gutes Gespür dafür, Lösungen zu finden, die für alle Beteiligten tragbar sind“, würdigt Landesrat Johannes Tratter die Verdienste von Nikolaus Juen und bedankt sich für die jahrelange hervorragende Zusammenarbeit. Die Nachfolge von Nikolaus Juen wird in einer außerordentlichen Sitzung des Sachverständigenbeirats im Juli per Wahl bestimmt. Die Nachfolge als Vorstand der Abteilung für Bodenordnung – die Nikolaus Juen ebenfalls seit 2004 innehatte – übernimmt die langjährige Mitarbeiterin Diana Ortner.
Positive Bilanz nach 13 Jahren Tätigkeit
Über 500 Sitzungen des Sachverständigenbeirats fanden in den vergangenen 13 Jahren unter Leitung von Nikolaus Juen statt. In der Zeit seiner Vorsitzführung wurden unter anderem die Schutzzonen Lienz, Kufstein und Schwaz ins Leben gerufen. Einen großen Erfolg stellte zudem die Ausstellung und das Buch „Kontinuität und Wandel Stadt- und Ortsbildschutz in Tirol 1976 – 2016“ dar, bei welchem sich Nikolaus Juen ebenfalls mit viel persönlichen Einsatz beteiligte und welches die Ziele und Errungenschaften des SOG erfolgreich einer breiten Öffentlichkeit vermittelte.
„Ortsbildschutz ist eine klassische Win-Win-Situation, alle sind Gewinner. Sowohl die Eigentümer wie auch die Allgemeinheit. Mit dem Stadt und Ortsbildschutzgesetz hat das Land ein phantastisches Instrument ins Leben gerufen, das tatkräftig mit Beratung und Förderung mithilft, unser Land qualitätsvoll weiterzuentwickeln“, so Nikolaus Juen zum Abschluss einer Tätigkeit. Diana Ortner ergänzt: „Es ist eine Ehre diese für das Land Tirol wichtige Aufgabe fortsetzen zu dürfen, liegt es doch in unserer Verantwortung, speziell für nachfolgende Generationen, baukulturelle Geschichte Tiroler Gemeinden zu bewahren und mit Augenmaß weiterzuentwickeln.
Über das Stadt- und Ortsbildschutzgesetz und den Sachverständigenbeirat
Das Stadt- und Ortsbildschutzgesetz wurde 1976 ins Leben gerufen, um das baukulturelle Erbe Tirols zu erhalten. In den vergangenen Jahren wurde das Gesetz stetig erweitert. Im Rahmen des SOG können Gemeinden Stadt- und Ortsteile, Gebäudegruppen oder auch einzelne Gebäude, welche ein charakteristisches Erscheinungsbild aufweisen, unter Schutz stellen. 21 solcher Schutzzonen in 13 Gemeinden wurden bereits eingerichtet, unter anderem in Innsbruck aber auch Hall in Tirol und Rattenberg.
Bei Bauvorhaben und Umbauten in den Schutzzonen muss der Erhalt des charakteristischen Erscheinungsbildes bewahrt werden. Die Umsetzung von Bauprojekten in den Schutzzonen wird durch das Land Tirol gefördert. Unterstützend agiert zudem der Sachverständigenbeirat. Dieser erstellt Gutachten und Stellungnahmen zu eingereichten Projekten, wirkt an Architekturwettbewerben mit und berät ProjektträgerInnen. Der Sachverständigenbeirat setzt sich aus einer/einem VertreterIn der Gemeinde (in Innsbruck zwei VertreterInnen der Stadt), in welcher ein Projekt umgesetzt werden soll, einer/einem Bediensteten des Landes und vier weiteren ExpertInnen auf dem Gebiet des Denkmalschutzes bzw. der Architektur und der Universität Innsbruck zusammen.
Stellungsnahmen von Wegbegleitern Nikolaus Juens:
Peter Hollmann, Vorstand der Abteilung Bau- und Raumordnungsrecht des Landes Tirol
„Klaus Juen ist es wesentlich zu verdanken, dass der Orts- und Stadtbildschutz heute allgemein anerkannt ist und die Notwendigkeit der Ausweisung von Schutzzonen nicht mehr in Zweifel in gezogen wird. Durch seine pragmatische und ausgleichende Leitung des SOG-Beirates verhalf er diesem Gremium zu einer hohen Akzeptanz sowohl in der Fachwelt als bei den betroffenen Gemeinden und Bauherren.“
Walter Hauser, Landeskonservator für Tirol:
„Nikolaus Juen hat im Sachverständigenbeirat, zu Beginn als Mitglied des Landes Tirol, seit 2009 als Vorsitzender, eine prägende Rolle eingenommen und war stets Partner der Anliegen der Denkmalpflege und damit mein langjähriger Wegbegleiter, wofür ich mich sehr gerne an dieser Stelle bedanke. Seine konstruktive Teilhabe und sein lösungsorientierter Einsatz hat wesentlich zum positiven Bild der geschützten Ortsbilder in Tirol beigetragen und die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Anliegen der Stadt- und Ortbildschutzzonen gestärkt. Die fachliche Überschneidung mit den Aufgaben in der Dorferneuerung hat im Rahmen von Projektentwicklungen und Wettbewerben essentiell zu Leitprojekten in den Gemeinden beigetragen. Die Liste der positiven Beispiele ist endlos und das Prozedere inzwischen System geworden. Sein besonderes Interesse an der Baukultur im ländlichen Raum hat grundsätzliches zur Verschränkungen von Raumordnung und Kulturgüterschutz und zur Bewusstseinsbildung beigetragen und zahlreiche nachhaltigkeitsorientierte Impulse in den Gemeinden, nicht zuletzt in Handwerk und Tourismus gesetzt.“
Thomas Unterkircher, Vertreter der Stadtgemeinde Innsbruck im Sachverständigenbeirat:
„Die besondere Herausforderung von zeitgenössischem Bauen in historischen Stadtteilen ist es, einen breit getragenen und bestmöglichen Kompromiss zwischen Veränderung und Bewahrung auszuhandeln. In dem für die Schutzzonen zuständigen Sachverständigenbeirat findet die sorgfältige, prozesshafte und spannende Auseinandersetzung mit jeder einzelnen Baumaßnahme statt. Nikolaus Juen hat den Vorsitz dieses Gremiums jahrelang mit höchster Kompetenz, sorgfältig und mit Augenmaß geführt. Wir danken ihm für sein großes Engagement. Er hat einen wertvollen Beitrag geleistet, dass die historischen Stadtteile Innsbrucks auch für nächste Generationen in ihrer Charakteristik und besonderen Qualität erlebbar bleiben.“
Christoph Hölz, Vertreter der Universität Innsbruck im Sachverständigenbeirat:
„Ämter sind Anstalten. Es kommt drauf an, wer drinnen sitzt und wer sie leitet. So war es ein Glücksfall, dass Hofrat Juen dem Sachverständigenbeirat nach SOG vorstand. Die zwölf Jahre der Zusammenarbeit mit Nikolaus Juen werden mir in dankbarer Erinnerung bleiben. Sie waren geprägt von gegenseitigem Respekt ohne falsche Jovialität. In Zeiten zunehmender Spannung zwischen Bewahren und Verändern in Schutzzonen verstand er es, zwischen den divergierenden Parteien zu moderieren, Gegensätze auszugleichen und Kompromisse zu erzielen, die keine falschen waren. Ein seltenes Talent. Ich wünsche ihm alles Gute für die Zukunft und dem SVB einen würdigen Nachfolger bzw. eine würdige Nachfolgerin.“
Josef Hoppichler, Geschäftsstelle SOG-Sachverständigenbeirat des Landes Tirol:
„Klaus Juen war als Vorsitzender des SOG Beirates immer darauf bedacht, den Verfahrensablauf im Sinne der Parteien möglichst rasch zu gestalten. Er hat seine Aufgaben stets sehr zeitnah erledigt und so für einen schnellen Ablauf gesorgt. Die Zusammenarbeit mit Klaus Juen als Vorsitzender des Beirates hat sehr gut funktioniert, was auch die Arbeit in der Geschäftsstelle erleichtert hat. Herzlichen Dank für die gute Zeit und alles Gute für die Zukunft.“