12.500 BesucherInnen: Ausstellung „Vom Gauhaus zum Landhaus“

LH Mattle beeindruckt vom breiten Interesse der Tiroler Bevölkerung

  • Schwerpunkt Vermittlung: 23 begleitende Veranstaltungen zur Ausstellung als Anziehungspunkt für Interessierte
  • Insgesamt 49 Schulklassen besuchten Ausstellung
  • 360°-Rundgang unter www.tirol.gv.at/erinnern: Ausstellung steht ab sofort virtuell zur Verfügung
  • Vorbereitungen für künftig jährlich wechselnde Ausstellungen laufen
  • 9./10. November: Gedenken an Novemberpogrome 

Drei ehemalige Räume der Gauleitung im Landhaus, 23 begleitende Veranstaltungen und rund 12.500 BesucherInnen: Nach einem erfolgreichen Jahr endete die Ausstellung „Vom Gauhaus zum Landhaus. Ein Tiroler NS-Bau und seine Geschichte“ in ihrer jetzigen Form. Diese Woche fand mit der Filmvorführung „Das Tagebuch der Diana B.“ die letzte vermittelnde Begleitveranstaltung statt. Beim Tag der offenen Tür am Nationalfeiertag konnte die Ausstellung noch einmal inklusive Führungen besucht werden. Die große Nachfrage allein an diesem Tag spiegelt das durchgängig ausgeprägte Interesse an der Ausstellung wider – eine beeindruckende Bilanz, wie LH Anton Mattle betont: „Die Vergangenheit können wir nicht ungeschehen machen, aber es liegt in unserer Verantwortung, wie wir unsere Zukunft gestalten. Dafür braucht es Bewusstsein und kritische Auseinandersetzung mit den dunklen Kapiteln unserer Geschichte. Wir haben mit dieser Ausstellung den Auftakt gemacht, um einen lange verschwiegenen Täterort einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Rund 12.500 Besucherinnen und Besucher, die diese Ausstellung innerhalb eines Jahres besucht haben, bestätigen unseren vermittelnden Ansatz in der Erinnerungskultur. Die positiven Rückmeldungen zur Ausstellung, ihrer Konzeption und ihren begleitenden Veranstaltungen bestärken uns, diesen Weg auch künftig fortzusetzen – das Erinnern an die dunklen Kapitel unserer Geschichte muss niederschwellig und erklärend sein, um einem Vergessen entschieden entgegenzutreten. Dabei wollen wir insbesondere die jungen Generationen erreichen und alles daransetzen, um Demokratie, Toleranz und Menschenrechte fest in der Gesellschaft zu verankern. Mein Dank gilt allen, die zum Gelingen dieser Ausstellung beigetragen haben.“ 

Ehemaliges Gauleiter als dauerhafter Lehr- und Lernort

So laufen bereits die Vorbereitungen für künftige Wechselausstellungen im Landhaus. Dafür wird das ehemalige sogenannte Gauleiterzimmer in Zukunft dauerhaft als Lehr- und Lernort zur Verfügung stehen. „Auch die bevorstehende Nacht von 9. auf 10. November, bei der sich die blutigen Novemberpogrome in Innsbruck zum 86. Mal jähren, erinnern uns einmal mehr daran: Frieden ist nicht selbstverständlich und wir müssen das Erinnern aktiv leben, weiterentwickeln und damit auch in den digitalen Raum vordringen.“ Als abschließendes Highlight zur Ausstellung steht online ab sofort ein virtueller 360°-Rundgang zur Verfügung: „Die Ausstellung soll nachhaltig und langfristig besichtigt werden können. In Eigenproduktion wurden daher alle Räume digital erfasst und als digitale Ausstellung aufbereitet. Ich lade Interessierte ein, sich auch auf diesem Weg die Ausstellung unkompliziert und ortsunabhängig anzusehen, nachzulesen und mit uns das Erinnern zu fördern“, so LH Mattle. Der 360°-Rundgang steht unter www.tirol.gv.at/erinnern zur Verfügung.

Auch der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde, Siegfried Aviel Gitterle, betont: „Die Ausstellung ‚Vom Gauhaus zum Landhaus‘ halte ich für beispielgebend im Umgang mit einer Geschichte, die wir uns – so schmerzlich sie auch ist – erinnernd lebendig erhalten müssen. Ausstellungen in einem veränderbaren Raum (siehe Yad Vashem in Jerusalem) bilden meines Erachtens die beste Möglichkeit, Erinnerung nicht in einem Ritual erstarren zu lassen. So gesehen ist die Ausstellung im Landhaus Vorbild für ein Leben mit dem Vergangenen.“

Vom Zeitzeugengespräch bis zum Film

Teil der rund 12.500 BesucherInnen waren auch 49 Schulklassen, die sich vor Ort über das ehemalige Gauhaus informierten. Davon nahmen 41 zusätzlich das Vermittlungsangebot „Leben und Arbeiten in der NS-Diktatur“ des Vereins ERINNERN:AT in Anspruch. „Es freut mich besonders, dass wir mit der Ausstellung viele junge Menschen erreicht haben. Sie sind unsere Zukunft. Umso wichtiger ist es, dass sie die Geschichte kennen und verstehen. Einen Beitrag dazu leistet auch der Verein ERINNERN:AT, welchem für die gute Zusammenarbeit und ihr kontinuierliches Engagement – nicht nur im Zusammenhang mit der Ausstellung, sondern weit darüber hinaus – unser Dank gilt“, betont LH Mattle. 

Anziehungspunkt waren auch die 23 Begleitveranstaltungen – Highlights waren ein Gespräch mit Zeitzeugin Marion Fischer, Theaterstücke und Architekturführungen sowie das „Café Schindler im Landhaus“ in Anwesenheit von Meriel Schindler. Abschließend wurde diese Woche ein Dokumentarspielfilm präsentiert: Dana Budisavljević drehte diesen über ihre 1978 verstorbene Verwandte, die Innsbruckerin Diana Budisavljević-Obexer. Diese initiierte eine der größten Rettungsaktionen des Zweiten Weltkriegs, bei der sie mehr als 10.000 Kinder aus Konzentrationslagern des kroatischen Ustascha-Regimes rettete. 

Nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung

Wie geht es nun weiter? Während wesentliche Inhalte der bisherigen Ausstellung auch künftig zur Verfügung stehen sollen, laufen derzeit die Vorbereitungen für eine jährlich wechselnde Ausstellung. Beides wird in den zwei an den Festsaal angrenzenden Räumen verortet sein. „Durch interaktive und spezielle Darstellungsformen wird es jeweils zwei Ausstellungen ‚in einem‘ geben: Das Fundament bilden die Inhalte der aktuellen Ausstellung, ergänzend sollen jährlich wechselnde Ausstellungen einen zusätzlichen Mehrwert schaffen. Damit soll nicht nur Raum für die Geschichte des Landhauses geschaffen, sondern auch ein breiter Blick auf die NS-Vergangenheit in Tirol geworfen werden. Es gilt, noch mehr Menschen zu erreichen und die Erinnerungskultur zu leben“, sagt LH Mattle. 

Kuratiert wurde die Ausstellung „Vom Gauhaus zum Landhaus. Ein Tiroler NS-Bau und seine Geschichte“ von Hilde Strobl und Christian Mathies in Zusammenarbeit zwischen dem Land Tirol und den Tiroler Landesmuseen. Die Veranstaltungsreihe im Rahmen der Ausstellung wurden als Kooperation mit ERINNERN:AT – allen voran Horst Schreiber, dem Programm des OeAD (Agentur für Bildung und Internationalisierung) zum Lehren und Lernen über Nationalsozialismus und Holocaust, dem Archiv für Bau.Kunst.Geschichte, dem Gemeindemuseum Absam und dem Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck umgesetzt. Alle Informationen zur Ausstellung finden sich auch weiterhin unter www.tirol.gv.at/erinnern.