SINNtegration - Tiroleranz
Auf dem Weg ins Büro gehe ich immer am neuen AsylwerberInnenheim Telfs vorbei. Dort wohnen seit einigen Monaten rund 50 Menschen aus verschiedensten Krisengebieten. Nette Leute, wenn man sie kennenlernt, oft eher introvertiert und etwas eingeschüchtert. Es sind Menschen, die unter unglücklichen Umständen zu uns gekommen sind – Kriegsgebiet, politische Verfolgung, Lebensangst, Schlepper, Trennung von der Familie, Heimatlosigkeit, Entwurzelung...
Einzelne TelferInnen unterstützen die Flüchtlinge aktiv. Wer nicht das Bedürfnis hat, sich künstlich aufzuregen, nimmt die neuen TelferInnen gar nicht wahr. Denn es hat sich gezeigt: Die AsylwerberInnen beeinträchtigen niemanden – das ist mit den „Einheimischen“ nicht immer so. Dennoch empfindet der/die Eingesessene im ersten Moment reflexartig vor dem Neuen, „Fremden” eine dumpfe Angst. „Man” wähnt sich irgendwie bedroht und hat Berührungsprobleme. Doch mit einem Besuch im Flüchtlingsheim kann Mensch sich selbst rasch vorurt.heilen.
Genau um dieses unser Verhältnis zu „Fremden“ und ihrer Lebensart ging es bei der Schaufenster-Aktion „Integration im Blick” des JUFF in der Stadt Innsbruck.
Wir wissen, dass man mit einem kleinen Schmunzeln die Herzen der Menschen oft weiter öffnen kann als mit stichhaltigen Argumenten. Das war ein wichtiger Aspekt der Aktion: Menschen ein kleines Lächeln zu entlocken, sie unaufdringlich aufmerksam zu machen, zum Innehalten zu veranlassen, zum Denken und Reden zu animieren. Das funktioniert sehr gut über ein kleines entkrampfendes Schmunzeln – z. B. ausgelöst von einer kreativen sprachlichen Idee. „Im Anfang war das Wort.”
Mit den künstlerischen Arbeiten in den Schaufenstern und den Wortkreationen aus dem www.sprachkabi.net ist das durchaus gelungen. Aufmerksam werden – genauer schauen – schmunzeln – denken – kommunizieren… Das ist übrigens auch die Absicht beim Projekt, alle AsylwerberInnenheime mit mehrsprachiger WortKunst auszustatten. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein!”
Die Gesellschaft müsste Integration zur Sinn.tegration entwickeln, aus dem Nebeneinander schrittweise ein Miteinander wachsen lassen. Und das betrifft natürlich nicht nur Einheimische und Zugewanderte, sondern die Gesellschaft als Ganzes mit all ihren „Anderen“ unterschiedlichster Art. Am Ziel dieses Prozesses steht eine in den ÄlplerInnen wie selbstverständlich verwurzelte Tugend – die Tiroleranz.
Mag. Wilfried Schatz
WortKunst
www.sprachkabi.net