Integrationsmonitor 2023
Umfrage zum Stimmungsbild betreffend Zuwanderung und Integration
- 701 TirolerInnen ab 16 Jahren wurden befragt – erstmals auch über Online-Umfrage
- Gutes Zeugnis für das Zusammenleben mit Zugewanderten bzw. Geflüchteten in der eigenen Wohngemeinde
- Starker Wunsch nach europäischer Asyl-Regelung
Ist ein möglichst schneller Zugang zum Arbeitsmarkt wichtig für die Integration von zugewanderten und geflüchteten Menschen? Funktioniert das Zusammenleben in Tirol und in der eigenen Gemeinde? Ist es unsere Pflicht, Geflüchtete aufzunehmen? Diese und viele weitere Fragen zu den Themen Zuwanderung und Integration beantwortet der Tiroler Integrationsmonitor, der alle zwei Jahre im Rahmen einer Umfrage erhoben wird. Ziel ist es, ein Stimmungsbild zu zeichnen und Trends frühzeitig zu erkennen, um Integrationspolitik vorausschauend planen und gestalten zu können. Die Umfrage wurde vom Forschungsinstitut FORESIGHT im Auftrag des Landes Tirol durchgeführt. Insgesamt wurden von Mitte bis Ende Oktober 2023 erneut 701 TirolerInnen ab 16 Jahren befragt – telefonisch und erstmals auch mittels Online-Umfrage.
„Der mittlerweile vierte Integrationsmonitor bringt einen klaren Mehrwert für die politische Arbeit, aber auch für die Bürgerinnen und Bürger mit sich. Er bietet uns eine faktenbasierte Grundlage zur bestmöglichen Gestaltung der Integrationspolitik im Sinne der Tiroler Bevölkerung. Gleichzeitig trägt er dazu bei, ‚Integrationsmythen‘ aufzuklären und einen Diskurs zu ermöglichen, der nicht auf reinem Hörensagen beruht“, betont Integrationsreferent LHStv Georg Dornauer die Bedeutung der Umfrage und zeigt gleichzeitig wesentliche Ergebnisse auf: „Es zeichnet sich ein differenziertes Bild ab. Einerseits hat der Pessimismus im Hinblick auf die allgemeine Entwicklung der Lebensqualität deutlich zugenommen. Rund die Hälfte der Tirolerinnen und Tiroler erwartet sich eine Verschlechterung der Lebensqualität in Tirol. Das sind mehr als doppelt so viele als im vergangenen Integrationsmonitor 2021. Das ist allen voran auch den internationalen Krisen – wie Krieg und Klimawandel – und der daraus resultierenden Teuerung geschuldet. Ich sehe aber auch einen klaren Handlungsauftrag: Das Vertrauen in die politischen Entscheidungen und in die laufend umgesetzten Projekte und Maßnahmen muss wieder gesteigert werden. Ich bin davon überzeugt, dass wir unser lebenswertes Tirol auch künftig positiv weiterentwickeln können.“
Zusammenleben mit Zugewanderten in der eigenen Gemeinde funktioniert
Gefragt nach ihrer Einschätzung zum Zusammenleben wird sowohl das Zusammenleben mit Zugewanderten allgemein (11 Prozent sehr gut, 48 Prozent ziemlich gut) als auch mit Geflüchteten (13 Prozent sehr gut, 44 Prozent ziemlich gut) in der eigenen Wohngemeinde positiv beurteilt. Bei der Beurteilung für das Bundesland Tirol sind es weniger, die das Zusammenleben mit Zugewanderten (4 Prozent sehr gut, 39 Prozent ziemlich gut) oder mit Geflüchteten (4 Prozent sehr gut, 35 Prozent ziemlich gut) positiv beurteilt.
Dieser Effekt zeigt sich häufig in Studien zum Zusammenleben und konnte auch bereits in den Integrationsmonitoren Tirol 2017 bis 2021 beobachtet werden, erläutert Christoph Hofinger von FORESIGHT: „Je kleinräumiger die Ebene des Zusammenlebens ist, die beurteilt werden soll, desto besser wird das Zusammenleben auch bewertet. Oder anders ausgedrückt: Wenn man bei der Beurteilung auf eigene Erfahrungen zurückgreifen kann, wie es bei der Wohngemeinde meistens der Fall ist, fällt die Beurteilung besser aus als bei Ebenen, die in ihrer Gesamtheit nicht ausschließlich aufgrund der eigenen Erfahrungen beurteilt werden können – wie es beim Zusammenleben in einem Bundesland der Fall ist.“
Arbeitsmarktzugang für Integration wichtig
Kontakte mit Zugewanderten am Arbeitsplatz sind für erwerbstätige TirolerInnen Alltag – das zeigt auch die Umfrage. Viele sind laut Umfrage darüber hinaus der Ansicht, dass Zuwanderung für den Arbeitsmarkt (41 Prozent) und die Vielfalt und Offenheit im Land (36 Prozent) gut ist. Zum Zeitpunkt der Befragung, rund eineinhalb Jahre nach Beginn des Ukraine-Krieges, war auch die Unterstützung für Vertriebene aus der Ukraine ungebrochen hoch. Knapp drei Viertel sind der Meinung, dass es gut ist, dass Menschen aus der Ukraine in Österreich mit einer Arbeitserlaubnis und Sozialleistungen unterstützt werden.
Doch auch in Bezug auf geflüchtete Menschen allgemein gibt es nach wie vor eine deutliche Mehrheit, die für einen Arbeitsmarktzugang plädieren. Ines Bürgler, Vorständin der Abteilung Gesellschaft und Arbeit des Landes Tirol, führt aus: „80 Prozent erachten den Arbeitsmarktzugang als wichtig für die Integration von geflüchteten Menschen. Ebenso sind die Tirolerinnen und Tiroler mehrheitlich der Ansicht, dass geflüchtete Menschen in den Bereichen Tourismus oder Pflege ausgebildet werden sollen, um den vorherrschenden Arbeitskräftemangel auszugleichen.“ „Das bestätigt auch die Bestrebungen des Landes, in diesem Bereich anzusetzen und zielführende Initiativen auf den Weg zu bringen, um Zugewanderte und Geflüchtete bestmöglich in den Arbeitsmarkt zu integrieren“, zeigt sich LHStv Dornauer entschlossen.
Starker Wunsch nach europäischer Asyl-Lösung
„Unser eingeschlagener Weg beim Thema Flucht, Migration und Integration ist nach wie vor klar definiert: Unaufgeregt, sachlich und im Einklang mit der Bevölkerung. Auf Landesebene setzen wir alle Hebel in Bewegung, um eine Unterbringung zu ermöglichen und Menschen, die in Tirol leben wollen, auch bestmöglich auf ein eigenständiges Leben vorzubereiten. Fakt ist aber genauso, und das spiegelt sich auch in der Meinung der Tiroler Bevölkerung wider, dass es EU-weite Asyl-Regelungen und -Lösungen braucht“, betont LHStv Dornauer im Hinblick darauf, dass drei Viertel der Befragten angaben, dass Lösungen auf EU-Ebene notwendig sind.
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