Exponate
Lach-Installation mit Fahrrad
Angela Zwettler. 2010
Mitarbeit: Samah Abdelbaset, Mona Aglan
Installation. Sachs-Damenfahrrad und Anhänger, Soundmachine mit „Lach-Arrangement“. Bemalt, gestaltet mit Acryl, Lack, Plastikblumen, Holz, Fundstücken, allerlei Kitsch
Stellen Sie sich vor, Sie könnten mit einem bunten Fahrrad mit Anhänger dem einengenden Schwarz-Weiß-Denken des alltäglichen Rassismus davonfahren. Autonom und unabhängig könnten Sie seine verletzende Dummheit einfach auslachen. Und wenn Ihnen das Lachen mal im Hals stecken bleibt, dann nehmen Sie doch einfach die Kopfhörer zu Hilfe ... (Angela Zwettler, Carla Knapp)
Transmission
Angela Zwettler. 2010
Mitarbeit: Vahap Esen, Mona Aglan
Fünf lebensgroße Plastiken aus Gips, Papier, Holz, Hanf, Stein, Ei-, Acryl- und Temperafarben, bemalt bzw. bedruckt
Die lebensgroßen Figuren scheinen den Gesetzen der Statik manchmal zu widersprechen – in ihrer tief ausgerichteten Zentriertheit. Die Drehbewegung noch erahnend sind ihre Antennen kosmisch ausgerichtet. Auf den fünf Plastiken stehen kurze philosophische, spirituelle und politische Texte. Die BetrachterInnen sollen neugierig werden ... es geht um Mystik und Spiritualität verbunden mit dem Leben im Hier und im Jetzt. (Angela Zwettler, Carla Knapp)
transparent diversity – durchsichtige vielfalt
Emir Handzo. 2010
Mitarbeit: Herbert Kasozi, Aygül Berivan Aslan
Installation. Röntgenschaukasten, Röntgenbilder, Stuhl, Schnur, Labormäntel
Die BesucherInnen betreten ein imaginäres Zimmer. Es scheint ein Arztzimmer zu sein. Weiße Labormäntel hängen an der Garderobe, ein Röntgenschaukasten steht zur Untersuchung bereit. Untersucht wird die Beheimatung in einer pluralistischen Gesellschaft. Manche Röntgenbilder weisen bereits Beschriftungen wie „Tourist“, „Österreicherin“ auf. Andere sind noch unbeschriftet. Die Installation greift eine aufenthaltsrechtlich verordnete Praxis auf. Drittstaatsangehörige müssen unter bestimmten Voraussetzungen (z.B. kein Aufenthaltstitel „Daueraufenthalt-EG“) ein Gesundheitszeugnis vorlegen, um eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen bzw. zu verlängern. Einige MigrantInnen haben angefangen, diese Kontrollpraxis am eigenen Körper ironisch zu thematisieren. In manchen Büros und Betrieben hängen Lungenröntgenbilder mit der Aufschrift: „ich durfte bleiben“. Das medizinische Equipment fungiert als Zeichen von Autorisierung und (Definitions-)Macht. Die BesucherInnen können an dieser Kategorisierung teilhaben und selbst eingreifen, indem sie die Bilder mit einer Beschriftung versehen. Der sich im Raum befindende Stuhl ist gebraucht und instabil – wer sich setzt, um die Bilder anzusehen, diese zu beschriften, verliert an sicherem Halt, denn Durchsicht birgt noch keine Einsicht und Ansichten sind veränderbar. (Katerina Haller, Oscar Thomas-Olalde)
DRESS-CODE
Franz Wassermann. 2010
Mitarbeit: Esra Yanik, Isabella Hafele
Installation
Die Kleidung als Konstruktion von Identität und Geschlecht wird von Franz Wassermann in der Arbeit „DRESS-CODE“ untersucht. Zwei weibliche Kleidungsstile – ein traditionell türkischer und ein alpenländischer – tauschen ihre Stoffe; so wird der lange Rock, im Stil von Esra Yanik, mit einem Dirndlstoff übersetzt. Die aus schwarzem Stoff genähte Schürze des Dirndls verweist auf die Materialität der Burka. Das Arbeitsdirndl, das werktags getragen wurde, und der persönliche Kleidungsstil von Esra Yanik korrespondieren in Form eines Tausches miteinander. Der Wechsel des Materials bei gleichbleibendem Schnitt erzeugt Irritation, da Bekanntes der BetrachterIn, dem Betrachter in unbekannter Weise gegenüber tritt. Kleidung fungiert als zweite Haut, als Begrenzung zwischen dem Außen und dem Innen, als Schutz und Ausdrucksmöglichkeit der/des Einzelnen. Sie unterliegt gesellschaftlichen Normierungen und beeinflusst Habitus und Bewegungsraum.
Die Kontrolle von Frauen durch Kleidervorschriften in patriarchal organisierten Gesellschaften wird in der Installation von Wassermann durch den Tausch des Materials deutlich. Durch Vermischung von festgelegten Formen, wie dem Schnitt der Kleidung, mit einem nicht passendem Muster, gerät die erlernte Codierung ins Wanken und werden eigene Denk-Muster in Frage gestellt. (Katerina Haller)
„Ich bin Da“
Daniel Praxmarer. 2010
Mitarbeit: Gordana Nadler, Kerstin Rössler
Skulptur. Zirbe, Linde, Styropor, Fahrzeugmodelle aus Metall teilweise mit Acryl bemalt
170 x 123 x 185 cm
Die Arbeit setzt sich mit dem Thema der Zerrissenheit zwischen dem Hier und dem Dort, zwischen dem Vergangenen und dem Gegenwärtigen auseinander. Diese Zerrissenheit manifestiert sich auch in den unterschiedlichen Landschaften – den Ebenen von Osijek und den Bergen Tirols, symbolisiert durch Mähdrescher und Traktor. Ebenso ist sich die Figur, die wandernd neue Wege geht, ihrer Ambivalenz bewusst – bereit sich auf Neues einzulassen. Die Häusersilhouette verweist auf die ländliche Architektur von Slawonien, die Almhütte auf die der Alpen. Über allem die Sonne, das bleibende Element, die überall scheint, wo auch immer Gordana Nadler ist. „Ich bin Da“ und kann überall das Beste daraus machen. (Katerina Haller)
KHANA KHANU JARURI CHA. essen ist wichtig
Jeannot Schwartz. 2010
Mitarbeit: Anisa Dhan Kumari, Kerstin Rössler
Polyurethan-Guss, Bronzeguss, Gips, Modelliermasse
In der Arbeit „KHANA KHANU JARURI CHA“ wird der unterschiedliche Gestus des Essens abgefragt – das Essen mit 5 Fingern in Nepal, der Einsatz von 2 bis 3 Fingern in Mitteleuropa. Die Vitrine zeigt Gussformen und Abdrücke von Ess-Griffen auf. Ein Prozess wird sichtbar: Die flache Standfläche des Tellers entwickelt sich zur gewölbten Form, zur Handinnenfläche der zweiten Hand. Diese ersetzt den Teller und wird als Abdruckform zentral. Das Essen aus der eigenen Hand wird skizziert und verweist auf Autonomie. Meine Hände, mein Greifen sind bedeutend und ernähren. „KHANA KHANU JARURI CHA“ heißt auf nepalesisch „essen ist wichtig.“ Die Arbeit wird von Fotografien begleitet, intim in einen digitalen Bilderrahmen gesetzt. Sie lassen die BesucherIn in die Bilder der Gesten eintauchen. (Katerina Haller)
Der Blick zurück: gestern ist heute – heute ist gestern
Angela Zwettler. 2010
Mitarbeit: Hazim Karahasanovic, Isabella Hafele
Collage auf Leinwand, Gips, Miniaturfiguren, Plastikblüten, Fundstücke, Filmplakate, Papier, Eitemperafarben, Acryl
Die Arbeit ist eine Collage von verschiedenen Zeitebenen, wie sie üblicher Weise im „Fühlen“‘ erlebt werden: das Erleben findet gleichzeitig statt: die unbeschwerte Kindheit im Vielvölkerstaat Jugoslawien, das logische Weggehen „für eine bessere Zukunft“, das Hereinbrechen des Krieges, das Verlorengehen der „Heimat, so wie sie war“ und das Leben in der neuen Heimat mit der fremden Sprache. (Angela Zwettler, Carla Knapp)
Fotoworkshop „Mein Leben – daheim in Tirol“
12 Fotografien, auf 3 Würfel kaschiert
Menschen mit Migrationsgeschichte ab 16 Jahren, die gerne fotografieren oder fotografieren lernen wollten, waren eingeladen, sich in einem Fotoworkshop mit dem Thema „Mein Leben – daheim in Tirol“ auseinanderzusetzen. Im ersten Teil des Workshops konnten die TeilnehmerInnen das technische Rüstzeug erwerben. Die Fotografin und Workshop-Leiterin Monika K. Zanolin stellte voran, „dass ein gutes Fotos inhaltlich punktet und für mich die Rolle der Fototechnik nicht hochglänzender Inhalt sondern Werkzeug und Stilmittel bleibt. Ein gutes Bild setzt also die Auseinandersetzung mit dem Thema voraus.“ Sie ermunterte die TeilnehmerInnen, das Ausstellungsthema aus einem persönlichen Blickwinkel zu erarbeiten und anhand eines bestimmten Aspektes darzustellen. Diesen konnten sie im Alltag, in der Arbeit, bei Familie und FreundInnen – kurz gesagt in all jenem finden, was das Leben in Tirol für sie ausmacht. Welche Aspekte sich die TeilnehmerInnen zur Darstellung des Thema wählten, entschieden sie selbst – mit einem entsprechend bunten und vielfältigen Ergebnis.
compensatio
Iman Aglan. 2010
„Daheim: der Ort an dem ich zurückkehre um Energie zu tanken und um einen freien Kopf zu bekommen. Ein Ort voller Erinnerungen und in dem viel verwurzelt liegt.
Dort lebt meine Familie, da sind die Berge und die Natur, die mich so verzaubert. Heimfahren nach Tirol bedeutet sich wohl fühlen und aufzutanken. Daheim ist der perfekte Ausgleich zu jeglichem Stress in meinem Job. Daheim ist unersetzlich.“ (Iman Aglan)
Freude
Zlata Handzo. 2010
„wir dürfen lachen und glücklich sein, wir haben alles was das glück mit sich bringt! unsere familie und viele freunde – das leben ist schön, es ist eine freude! die liebe ist überall, die natur auch – wir lachen und feiern unser leben! wir leben in tirol ...“ (Zlata Handzo)
Aufwachsen in Tirol
Zlata Handzo. 2010
„jeder mensch, egal woher er herkommt, wie alt er ist, ob gesund oder krank, verdient einen platz unter dem himmel... meine familie und ich haben diesen platz in tirol gefunden. ein land, mit netten leuten, wunderschöner natur und bergen bietet alles, dass man hier glücklich ist. von der geburt bis zum tod ...“ (Zlata Handzo)