Formen der Gewalt

Gewalt kann sehr unterschiedliche Formen annehmen. In manchen Fällen gehen die verschiedenen Gewaltformen ineinander über oder treten nebeneinander auf.

Man kann grundsätzlich folgende Formen der Gewalt unterscheiden:

Physische (körperliche) Gewalt umfasst alle Formen von Misshandlungen: schlagen, stoßen, treten, boxen, schütteln, mit Gegenständen werfen/prügeln, an den Haaren ziehen, mit dem Kopf gegen die Wand schlagen, verbrennen, usw. Physische Gewalt kann bis hin zum Mordversuch oder Mord reichen.

Physische Gewalt muss nicht unbedingt direkt am Opfer ausgeübt werden. Wenn sie an wichtigen Menschen im Umfeld des Opfers oder an Sachen, Haustieren etc. ausgeübt wird, wirkt die physische Gewalt zusätzlich auch als psychische Gewalt.

Auch die Vernachlässigung von Kindern und pflegebedürftigen Personen beispielweise (z.B. unzureichende Ernährung, Pflege, medizinische Hilfe, Beaufsichtigung oder Unterstützung) hat sowohl psychische als auch und physische Bestandteile.

Psychische (seelische) Gewalt ist schwerer zu identifizieren als phsysische Gewalt.

Auch sie kann unterschiedlich aussehen:
Isolation und soziale Gewalt beispielsweise zielen darauf ab, die betroffene Person von Familie/Freund*innen zu isolieren (z.B. durch Kontaktverbot, Einsperren, Wegnahme des Telefons usw.).
Aber auch Drohungen und Nötigungen sind häufige Formen von psychischer Gewalt, indem durch Einschüchterung erreicht wird, dass die Person Angst bekommt.
Beschimpfungen, Abwertungen und Diffamierungen dienen der Zerstörung des Selbstwertgefühls des Opfers.
Mit Belästigung und Terror sind beispielsweise ständige Anrufe, Drohbriefe, Bespitzelung und Verfolgung („stalking“) gemeint.

Kinder sind im Bereich der psychischen Gewalt zudem zum Teil besonders von Ablehnung und Liebesentzug, Missbrauch zur Befriedigung der Bedürfnisse der Eltern, Erzeugen von Schuldgefühlen, Vernachlässigung (siehe auch physische Gewalt) oder auch Mobbing durch Gleichaltrige betroffen.

Unter Sexualisierter Gewalt versteht man alle sexuellen Handlungen, die einem Kind bzw. einer Frau oder einem Mann aufgedrängt oder aufgezwungen werden.

Sie reicht von der sexuellen Belästigung bis zur Vergewaltigung erwachsener Personen bzw. dem sexuellen Missbrauch von Kindern.

Von ökonomischer oder finanzieller Gewalt spricht man beispielsweise, wenn eine Person über kein eigenes Einkommen verfügt und der/die Partner*in diese Situation ausnützt, indem er/sie ungenügend Geldmittel für Haushaltsangelegenheiten bereitstellt und/oder Einkommen, Vermögen und Ausgaben geheim hält.

Es kommt aber auch vor, dass eine Person nicht berufstätig sein darf oder ihr Einkommen abgeben muss, bzw. dessen Verwendung von dem/der Partner*in kontrolliert wird. Aber auch wenn einer Person Geld oder Eigentum entwendet oder vorenthalten wird bzw. die Person dazu gedrängt wird, dieses „freiwillig“ zu überlassen, spricht man von ökonomischer Gewalt.

Strukturelle Gewalt geht nicht von einer bestimmten Person, sondern vielmehr vom gesamten Gesellschaftssystem aus.

Diese Form der Gewalt äußert sich in ungleichen Machtverhältnissen und folglich ungleichen Lebenschancen von Frauen und Männern, jungen und alten Menschen, Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund oder unterschiedlichen Lebensformen.