Inklusion und Selbstbestimmung im Fokus

LRin Fischer auf Einrichtungsbesuchen im Bezirk Lienz

  • Einrichtungen begleiten Menschen mit Unterstützungsbedarf bei der Bewältigung des Alltags und auf dem Weg in die Eigenständigkeit

„Ein selbstbestimmtes Leben muss für alle möglich sein“, ist Soziallandesrätin Gabriele Fischer überzeugt: „So vielseitig die Menschen und ihre Bedürfnisse sind, so vielseitig sind die Angebote, Leistungen, Träger und Vereine. Vielfalt im Angebot garantiert eine gute Leistung für den einzelnen Menschen. Dies fördert die Selbstständigkeit und hilft den Menschen, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Das Tiroler Teilhabegesetz ermöglicht eine hohe Flexibilität in der Betreuung und eine breit aufgesetzte Angebotslandschaft. Ich freue mich, dass diese – mit Einrichtungen wie dem Verein IWO, der Lebenshilfe und dem ‚Sprungbrett Glöcklturm‘ der Diakonie de La Tour – in Osttirol weiter ausgebaut wird.“ Im Zuge ihrer Tour „Hingehen, wo die Menschen sind“ besuchte LRin Fischer diese Woche die drei Einrichtungen in Lienz.

Das zweite Jahr IWO Osttirol

Die erste Station war der Tiroler Verein Integriertes Wohnen (IWO), der seit Oktober 2020 ein vier MitarbeiterInnen starkes psychosoziales Team im Bezirk Lienz unterhält, das 17 Personen mit Unterstützungsbedarf betreut. „Konkret zielt unser Angebot darauf ab, die psychosozialen Fähigkeiten der Menschen zu fördern und die persönlich empfundene Lebensqualität zu erhalten bzw. zu verbessern. Besonderen Wert legen wir dabei auf Empowerment: Unsere Klientinnen und Klienten sollen möglichst selbstbestimmt leben und hin zur Eigenständigkeit begleitet werden“, erklärte Gabriela Ebner-Rangger, Geschäftsführerin des IWO. Ab Juni 2022 wird das mobile Betreuungsanbot, im Rahmen dessen die MitarbeiterInnen des IWO im ganzen Bezirk unterwegs sind, zusätzlich durch ein Wohnangebot ergänzt. „Im Rahmen des gemeinschaftlichen Wohnens bieten wir sozialpsychiatrische Einzelberatungen und ein Case-Management an“, führt Mario Waldhuber vom Osttirol-Team aus. Mit dem Sitz in der Beda-Weber-Gasse in Lienz ergänzt der Verein Integriertes Wohnen die bestehenden Standorte in Innsbruck, Schwaz (Unterland) und Imst (Oberland).

Kunstwerkstatt Lienz: Eine barrierefreie kreative Schnittstelle

Ein Ort der Inklusion ist die Kunstwerkstatt der Lebenshilfe in der Mühlgasse in Lienz. „Das Format der Kunstwerkstatt – in welche die öffentliche Galerie integriert ist – ist österreichweit einzigartig: Die Künstlerinnen und Künstler der Lebenshilfe, die hier ausstellen, haben sich dadurch vielfach bereits einen Namen gemacht und wurden zu renommierten nationalen und internationalen Ausstellungen eingeladen. Zugleich stellen in der Kunstwerkstatt externe Künstlerinnen und Künstler aus und sie wird als Veranstaltungslokal genutzt“, legt Rudi Ingruber, Leiter der Kunstwerkstatt, dar.

Pro Jahr finden in der Galerie der Kunstwerkstatt etwa fünf Ausstellungen statt. In der Werkstatt arbeiten 15 KlientInnen der Lebenshilfe, die dort mit unterschiedlichen Materialien – von Holz über Öl bis hin zu Aquarell – „ihrem kreativen Geist freien Lauf lassen können“, wie Thomas Niederwieser, Regionalleiter der Lebenshilfe Osttirol erklärt. Mit Juni dieses Jahres bezieht die Lebenshilfe Osttirol zusätzlich eine Außenstelle in der Beda-Weber-Gasse. „Dort steht die Arbeit an Talenten im Mittelpunkt. Wir wollen eine Drehscheibe schaffen, wo Klientinnen und Klienten entdecken können, welche Art von Arbeit ihnen liegt und was sie künftig machen wollen“, führt Niederwieser aus. Insgesamt leitet die Lebenshilfe in Osttirol fünf Arbeitsstandorte für insgesamt 160 Menschen mit Behinderungen.

Glöcklturm: Ein Sprungbrett in die Arbeitswelt

Die dritte Station der Landesrätin war die Tagesstruktur „Sprungbrett Glöcklturm“ der Diakonie de La Tour in Lienz. Dort werden aktuell 14 junge Erwachsene mit Lernschwierigkeiten bzw. kognitiven Beeinträchtigungen von sieben MitarbeiterInnen begleitet. „Beim Sprungbrett Glöcklturm bieten wir ein Dienstleistungsangebot in Kooperation mit regionalen Firmen an“, beschreibt Michael Mellitzer, Leiter des Fachbereichs Menschen mit Behinderungen.

So lernen die KlientInnen in begleiteten Kleingruppen oder bei Einzelarbeitsplätzen verschiedene Berufe kennen, können in die Arbeitsprozesse hineinwachsen und im Idealfall eine dauerhafte Beschäftigung im Rahmen eines Dienstverhältnisses erhalten. „Angeboten werden etwa Grabbetreuung, Tätigkeiten in Büros oder im Einzelhandel. Davon profitieren nicht nur die jungen Menschen, sondern auch die Firmen. Denn die Energie, Freude und Motivation, mit denen unsere Klientinnen und Klienten die Aufgaben ausüben, sind ansteckend“, betonen Carola Steiner und Kathrin Zabernig vom „Sprungbrett Glöcklturm“. Stefanie Ruggenthaler etwa hat über das „Sprungbrett Glöcklturm“ ihren Traumberuf gefunden, wie sie berichtet: Fünf Mal die Woche reinigt sie bei einer örtlichen Firma die Büroräumlichen. Dass ihre Chefin auch nach über einem Jahr noch begeistert von ihrer Leistung ist, bedeutet der jungen Frau viel. Zusätzlich zum Arbeitsangebot, bietet die Tagesstruktur eine Freizeitbetreuung an. Mit rund 90 Einrichtungen in Kärnten, Osttirol und der Steiermark ist die Diakonie de La Tour eine der größten Sozial-, Gesundheits- und Bildungsorganisationen im südlichen Österreich.