Diphtherie
Diphtherie („echter Krupp“) – Information und Aufklärung
Was ist Diphtherie?
Diphtherie ist eine ernste schwerwiegende Infektionskrankheit („echter Krupp“). Sie wird durch Toxin bildende Bakterien ausgelöst. Diphtherie kommt weltweit vor. In Ländern mit hoher Durchimpfungsrate ist die Erkrankung sehr selten geworden. An Diphtherie kann man mehrmals erkranken, denn nach einer durchgemachten Erkrankung besteht keine anhaltende Immunität.
Wie äußert sich die Krankheit?
Die Erkrankung kann unterschiedlich verlaufen - je nachdem wo sich die Bakterien hauptsächlich ansiedeln. Die jeweiligen Krankheitszeichen werden durch das Bakteriengift (= Bakterientoxin) hervorgerufen. Man unterscheidet zwischen:
Respiratorische Diphtherie (häufigste Form)
Bei dieser Form siedeln sich Bakterien im Rachen, v.a. im Bereich der Mandeln, an und vermehren sich dort. Die klassische respiratorische Diphtherie beginnt meist mit Halsschmerzen. Hinzukommen können Krankheitsgefühl, hohes Fieber, Schluckbeschwerden, faulig-süßer Mundgeruch und schmerzhafte große Lymphknotenpakete am Hals („Cäsarenhals“).
Typischerweise kommt es nach ein bis zwei Tagen zur Bildung dicker, grauweißen oder bräunlichen, fest haftendender Beläge - sogenannter Pseudomembranen - auf den Rachenmandeln, dem Gaumenzäpfchen und der Rachenschleimhaut. Die betroffenen Stellen beginnen häufig bereits bei leichter Beanspruchung zu bluten. Weitere Beschwerden können sein: Schnupfen bzw. dünnflüssig-eitriges oder blutiges Sekret aus der Nase, Heiserkeit bis zur Stimmlosigkeit, bellender Husten (sogenannter „echter“ Krupp), Atemgeräusche, Unruhe, Ängstlichkeit, Schwellungen im Halsbereich, Atemnot und Erstickungsanfälle.
Das Bakterientoxin (Bakteriengift) kann über die Blutbahn im Körper ausbreiten und neben den Atemwegen (Nasen, Rachen, Kehlkopf) auch andere Organe schädigen. Im schlimmsten Fall kommt es zu der sog. „Toxischen Diphtherie“. Diese schwer verlaufende, oft auch tödliche Form entwickelt sich meist als Folge einer Rachen-Diphtherie, kann aber auch gleich von Anfang an bestehen. Besonders gefürchtet ist eine Entzündung der Herzmuskulatur - eine sogenannte Myokarditis - mit nachfolgender Schädigung der Herzmuskelzellen. Es besteht die Gefahr schwerer Herzrhythmusstörungen und des plötzlichen Herztodes. Das Risiko dafür ist auch Monate nach der Herzmuskelentzündung noch gegeben; man spricht vom „Diphtherie-Spättod“. Diphtherie kann auch zu einer Schädigung der Nerven mit Lähmungen der Kopf-, Gesichts-, Rumpf- und Atemmuskulatur führen. Typisch ist eine Lähmung des Gaumensegels, die in weiterer Folge zu Schluckstörungen und Lungenentzündungen führen kann. Auch Schäden an Leber und Nieren sind möglich.
Bei teilimmunen Personen verläuft die Erkrankung milder. Nach der Erkrankung, die keine ausgeprägte Immunität zurücklässt, ist eine entsprechende Diphtherie-Impfung erforderlich.
Hautdiphtherie bzw. Wunddiphtherie (seltene Form):
Die Hautdiphtherie kommt in erster Linie in tropischen und subtropischen Gebieten oder unter sehr schlechten hygienischen Bedingungen vor. Es kommt zu einer Infektion von nicht-intakter Haut oder der Schleimhaut. Oft handelt es sich um Mischinfektionen, die schwer im klinischen Bild von anderen bakteriellen Hautinfektionen zu unterscheiden sind. Häufig sind Körperstellen an den unteren Extremitäten mit vorbestehenden Verbrennungen, Wunden oder Insektenstichen betroffen.
Die Hautdiphtherie macht sich durch schmierige, fest haftende Beläge und scharf abgegrenzte Geschwüre bemerkbar. Hautdiphtherie führt selten zu Komplikationen, sie kann aber gelegentlich Infektionsquelle einer respiratorischen Diphtherie sein. (Selbstinfektion, bei engen Kontaktpersonen). Bei einer Reiseanamnese ist auch unabhängig vom Immunstatus an Diphtherie zu denken.
Wie wird das Bakterium übertragen?
Die Erreger werden durch das Einatmen infektiöser Sekrettröpfchen der oberen Atemwege, die beim Husten oder Niesen einer erkrankten Person entstehen, übertragen. Die Übertragung ist auch über Hautkontakt, Küssen oder Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten (=Schmierinfektion) möglich. Selten kann es auch zu einer Ansteckung durch Kontakt mit Erbrochenem oder verunreinigten Gegenständen kommen. Es existieren asymptomatische Keimträger. Eine Tier-zu-Mensch-Übertragung ist bekannt. In Ländern mit hohem Hygienestandard erkranken meist nur Personen mit unzureichendem oder nicht vorhandenem Impfschutz.
Wie lange dauert die Inkubationszeit?
Die Inkubationszeit gibt die Zeit von der Ansteckung bis zum Beginn der Erkrankung an. Die Inkubationszeit beträgt ca. zwei bis fünf Tage, selten bis zu zehn Tagen. Eine enge Kontaktperson muss Vorsichtsmaßnahmen einhalten, muss Abstriche dulden, erhält eine verbeugende antibiotische Therapie (unabhängig vom Impfstatus) und falls erforderlich eine Auffrischimpfung, sofern die letzte Impfung länger als 5 Jahre zurückliegt.
Wie lange ist die ansteckungsfähige Zeit?
Ansteckungsfähigkeit wird von Tag 10 (maximale Dauer) vor dem Auftreten der Symptome einer Diphtherie bis nach Beendigung der antibiotischen Therapie angenommen. Erkrankte sind ansteckend, so lange der Diphtherie-Erreger in Körperflüssigkeiten und den Hautdefekten und deren Ausscheidungen nachweisbar ist. Unbehandelt kann dies zwei bis vier Wochen dauern, bei chronischen Hautläsionen bzw. symptomlosen Keimträger auch mehrere Monate. Durch eine entsprechende antibiotische Therapie werden schon nach rund drei Tagen keine Erreger mehr ausgeschieden. Als Kontrolle müssen 2 negative Abstrichproben im Abstand von 24 Stunden ab 24 Stunden nach Beendigung der antibiotischen Therapie vorliegen.
Wie wird die Krankheit behandelt?
Die Therapie sollte schon bei klinischem Verdacht so früh wie möglich begonnen werden. Die Behandlung sollte simultan erfolgen durch:
- Antibiotikum
- Gegengift (= frühzeitige Antitoxin-Gabe)
- Wundbehandlung falls erforderlich
- Weitere Massnahmen je nach Krankheitsschwere z.B. Flüssigkeitszufuhr, fiebersenkende Maßnahmen, Bettruhe, künstliche Beatmung, Behandlung von Herzrhythmusstörungen, etc.
Wer ist gefährdet zu erkranken?
Vor allem Personen mit engem ungeschütztem Kontakt unter 2 m zu einer an Diphtherie erkrankten Person sind gefährdet zu erkranken. (z.B. Familienangehörige, medizinisches Personal ohne entsprechende Schutzausrüstung), v.a. wenn kein ausreichender Immunschutz durch eine aktuelle Impfung gegeben ist.
Wie kann man sich und andere allgemein vor Infektionen schützen?
Die Bevölkerung soll gegen Diphtherie u.a. impfpräventable Erkrankungen geimpft und in den vorgegebenen Abständen aufgefrischt sein. Die Diphtherie- Impfung ist im kostenfreien Kinderimpfprogramm enthalten und wird im Rahmen der Sechsfach-Impfung geimpft. Um die Schutzwirkung zu erhalten, sind regelmäßige Auffrischungsimpfungen zunächst alle 10 Jahre und ab 60 Jahre alle 5 Jahre notwendig. Die Impfung kann auch nach engem Kontakt mit einer an Diphtherie erkrankten Person als vorbeugende Schutzmaßnahme bei weiterbestehender Exposition gemeinsam mit einer Antibiotikumgabe eingesetzt werden. Informieren Sie sich unter:Impfen in Tirol | Land Tirol
Allgemeine Hygienempfehlungen sind:
- Zu offensichtlich kranken Personen einen Abstand von mindesten 2 Metern einhalten
- Nicht die Hände geben
- Nicht mit ungewaschenen Händen ins Gesicht greifen, vor allem nicht in die Augen, Nase und Mund
- Häufig ausreichend lange über 20 Sekunden mit Seife die Hände waschen, vor allem:
- nach Aufenthalt im öffentlichen Raum (z.B. Bus oder Zugfahrten),
- beim Nachhausekommen,
- vor der Essenszubereitung und vor dem Essen und besonders
- nach dem Schnäuzen oder Niesen, auch wenn ein Einmaltaschentuch benutzt wird, sowie
- nach der Toilette
- In die Ellenbeuge husten oder niesen, wenn kein Taschentuch zur Hand ist, und sich von anderen Personen abwenden
- So wenig wie möglich Griffe angreifen, die auch andere Menschen berühren
- Einmaltaschentücher sollen sofort entsorgt werden
- Öffnen von Türen falls möglich mit dem Ellbogen
- Häufiges Stoßlüften über einige wenige Minuten
- Bei Krankheitssymptomen jedenfalls zuhause bleiben und sich auch dort separieren, um die eigene Familie gesund zu erhalten:
- eigenes Handtuch,
- separiert schlafen,
- separiert essen,
- keine Körperkontakte,
- mindestens 2 Meter Gesprächsabstand, zumindest MNS besser FFP2 Maske tragen
- Essgeschirr mit niemanden teilen
- Bad und Toilette nach jeder Benützung mit handelsüblichen Reinigern sauber halten,
- Essbesteck und Kleidung mit 60 Grad im Langwaschgang waschen
Rufen Sie bitte sofort die telefonische Gesundheitsberatung 1450 oder Ihren Hausarzt an, wenn Sie beginnen sich krank zu fühlen und Zeichen einer akuten Infektion mit folgenden Symptome aufweisen:
- hohes Fieber über 38,5 Grad mit Schüttelfrost, schweres Krankheitsgefühl, schmerzhaften Lymphknotenschwellungen im Halsbereich,
- sowie grauweißen oder bräunlichen, fest haftendender Beläge auf den Rachenmandeln, dem Gaumenzäpfchen und der Rachenschleimhaut wie auch
- Schnupfen bzw. dünnflüssig-eitriges oder blutiges Sekret aus der Nase, Heiserkeit bis zur Stimmlosigkeit, bellender Husten (sogenannter „echter“ Krupp)
Informationen der Landessanitätsdirektion:
Allgmeines Informationsblatt Diphtherie
Informationsblatt Diphtherie - enge Kontaktpersonen
Informationsblatt Diphtherie - Erkrankungsfall - Isolation und
Aufklärungsinformationen zu Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und Polio
AGES: Fragebogen Diphtherie
BMSGPK: Diphtherie: Personenbezogene Kontroll- und Präventionsmaßnahmen