7 konkrete Maßnahmen, 1 gemeinsames Ziel

Aufwertung der Gesundheitsberufe im öffentlichen Dienst

  • 18,3 Millionen Euro zusätzlich zu den Gehaltsabschlüssen 2025 für Gesundheitsberufe
  • Umfassende Evaluierung der Gehaltssysteme im Gesundheitsbereich und Vergleich mit Österreich, Süddeutschland und Südtirol bringen treffsichere Anpassungen in Tirol
  • Land Tirol und Gewerkschaft vereinbaren sieben konkrete Maßnahmen und Imagekampagne
  • Ab 1. Jänner 2025: höhere Einstiegsgehälter bei Hebammen, faire Gehaltsstruktur im Pflegebereich, erhöhte Zulagen in allen Gesundheitsberufen und mehr Geld für angehende ÄrztInnen

Nachdem die Evaluierung der Gehaltssysteme im Gesundheitsbereich erfolgreich abgeschlossen wurde, haben sich das Land Tirol und die Gewerkschaft heute, Montag, auf eine Aufwertung der Gesundheitsberufe im öffentlichen Dienst verständigt. Sieben konkrete Maßnahmen beenden die Benachteiligungen von bestimmten Berufsgruppen im Gesundheitsbereich, werten die Pflegeberufe sowie den Hebammenberuf auf, bringen höhere Zulagen für Nacht-, Sonn- und Feiertagsdienste für alle Gesundheitsberufe und machen den Einstieg in den Arztberuf finanziell attraktiver. Trotz einer angespannten Budgetsituation setzt das Land Tirol damit einen Gesundheitsschwerpunkt. „Die Aufwertung der Gesundheitsberufe im öffentlichen Dienst ist ein dringend notwendiger Meilenstein. Das Land Tirol nimmt trotz der angespannten finanziellen Lage zusätzliche Mittel in die Hand, um den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen im Gesundheitsbereich das zu geben, was ihnen zusteht. Zudem ist es wichtig, den Einstieg in den Arztberuf auch finanziell attraktiver zu gestalten – hierfür stehen 2,8 Millionen Euro zur Verfügung. Allen engagierten Menschen im Gesundheitsbereich gilt mein größter Dank und Respekt“, erklärt Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele. „Wir haben uns von Beginn an aktiv in die Evaluierung eingebracht und für einen ehrlichen Vergleich mit anderen Bundesländern stark gemacht. Mein Dank gilt Landeshauptmann Anton Mattle und Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele für die Gespräche auf Augenhöhe. Das zielgerichtete Paket kann sich sehen lassen und ist ein Erfolg für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des gesamten Gesundheitsbereichs“, bestätigt der Landesvorsitzende der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, Gerhard Seier, die erfolgreich abgeschlossenen Verhandlungen. Stark in die Gespräche mit dem Land hat sich auch der Landesvorsitzende der younion, Michael Wurnitsch, eingebracht: „Um die Situation für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitsbereich zu verbessern, ist es notwendig, mit den Betroffenen zu sprechen. Genau das hat das Land Tirol getan und gemeinsam mit der Gewerkschaft umfangreiche Maßnahmen zur Aufwertung der Gesundheitsbereiche erarbeitet. In Zeiten von leeren öffentlichen Kassen ist dieser Gesundheitsschwerpunkt nicht selbstverständlich.“ Von der Aufwertung der Gesundheitsberufe profitieren alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst, stellvertretend betont die Betriebsratsvorsitzende der tirol kliniken, Birgit Seidl: „Die Pflegeberufe sind anspruchsvoll und erfordern Engagement, Empathie und vor allem Fachkompetenzen. Nun werden den Pflegekräften künftig auch genau diese Kompetenzen zugesprochen und somit der Beruf für angehende Pflegekräfte attraktiviert. Das Paket des Landes setzt genau bei jenen Berufsgruppen und Bereichen an, die bislang zu wenig berücksichtigt wurden.“ Auch von Seiten der Gemeinden, wird die Einigung positiv bewertet. „Die Maßnahmen des Landes betreffen auch die Bezirkskrankenhäuser sowie die Alten- und Pflegeheime. Die angespannte Budgetsituation der Gemeinden lässt aber nicht viel Spielraum zu. Deshalb bin ich froh, dass das Land den größten Teil dieser Kosten übernimmt und Verbesserungen für das Personal in den tirol kliniken, den Bezirkskrankenhäusern und den Pflegeheimen gleichermaßen umsetzt“, begründet der Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes, Karl-Josef Schubert.

Gehaltsvergleich: Die Gesundheitsberufe auf dem Prüfstand

In einem landesinternen Projekt samt einer externen Expertise wurde in einem kompakten Prozess evaluiert, wie die Gehaltssysteme in Tirol im Vergleich einzuordnen sind. Fünf Abteilungen des Amtes der Tiroler Landesregierung und die Landesamtsdirektion haben in über 40 Sitzungen sieben treffsichere und zielgerichtete Maßnahmen erarbeitet. Die Basis für die Aufwertung der Gesundheitsberufe im öffentlichen Dienst bildet ein externes Gutachten der Upstyle Consulting GmbH. Die aktuellen Gehälter im Gesundheitsbereich wurden mit Daten aus den anderen Bundesländern sowie dem süddeutschen Raum und Südtirol verglichen. „Der vorliegende Bericht, in Auftrag gegeben vom Amt der Tiroler Landesregierung, zielt darauf ab, die Gehaltssysteme im Gesundheitsbereich in Tirol extern zu evaluieren. Ziel ist es, die Gehälter verschiedener Berufsgruppen im Gesundheitswesen im Vergleich zwischen Tirol mit Österreich, Süddeutschland und Südtirol zu analysieren und auszuwerten. Zusammengefasst nimmt Tirol bei den Gehältern im Gesundheitsbereich eine Zwischenposition ein: Höher als in Südtirol, im Bereich des Medians im Vergleich zu Gesamtösterreich, aber niedriger als in Süddeutschland. Die nun getroffenen Maßnahmen werden die Situation treffsicher und nachhaltig verbessern“, ist Autor Conrad Pramböck überzeugt. „Mein Dank gilt allen Beteiligten, die mit ihrer Expertise und Erfahrung ein rundes Gesamtpaket erarbeitet haben“, blickt LRin Hagele auf einen umfassenden Prozess zurück, der die Handlungsnotwendigkeiten aufzeigt. So verdienen Hebammen bei Berufseinstieg in Tirol im Österreichvergleich acht Prozent weniger, was erst im Laufe des Berufslebens wieder ausgeglichen wird. DiplomkrankenpflegerInnen verdienen in Tirol im Österreichvergleich um sechs Prozent weniger. Der Blick über die Landesgrenzen zeigt zudem, dass Pflegefachassistenzen beim Berufseinstieg in Tirol vier Prozent weniger verdienen. 

Ansetzen, wo es hilft: Einstiegsgehälter und Zulagen steigen

„Die Maßnahmen setzen dort an, wo es Handlungsbedarf gibt. Während viele Tirolerinnen und Tiroler an Sonn- und Feiertagen ihre Freizeit genießen, sind Mitarbeitende im Gesundheitsbereich immer im Einsatz. Auch Nachtdienste sind eine besondere Herausforderung im Gesundheitsbereich. Dieser Dienst am Nächsten ist nicht selbstverständlich. Von höheren Zulagen profitieren hier alle Berufsgruppen im Gesundheitsbereich, von Pflegeberufen über Hebammen bis hin zu den Medizinisch-technischen Diensten“, erklärt LRin Hagele.

Die Aufwertung der Gesundheitsberufe umfasst ab 1. Jänner 2025 folgende konkrete Maßnahmen:

  • Hebammen: Neueinsteigende werden ab 2025 höhergestuft und bekommen ein höheres Einstiegsgehalt. Davon profitieren auch bereits im Dienst befindliche Hebammen, die noch keine Höherstufung bekommen haben.
  • Pflegeberufe: Die Entlohnungsklassen (= Kategorien, wie viel ein Mitarbeitender im öffentlichen Dienst verdient) der Pflegeberufe werden höhergestuft. Konkret steigen die Entlohnungsklassen 6, 7 und 8 um je eine Stufe.
  • Pflegefachassistenz: Die Entlohnungsklasse der Pflegefachassistenzen bei Berufseinstieg wird höhergestuft. Konkret steigt die Entlohnungsklasse 4 um eine Stufe.
  • Nachdienstzulage: Die Nachtdienstzulage wird um fast ein Viertel erhöht und beträgt ab dem nächsten Jahr 65 Euro brutto pro Nachdienst. Die Nachtdienstzulage steigt mit den regulären jährlichen Gehaltserhöhungen weiter.
  • Sonn- und Feiertagsdienstzulage: Die Sonn- und Feiertagszulage wird auf 5,50 Euro brutto pro Stunde erhöht.

Zudem hat die Tiroler Landesregierung beschlossen, eine Image- und Informationskampagne zu Pflege und Gesundheitsberufen in Tirol durchzuführen. Damit sollen zum einen pflegende Angehörige, aber auch zu Pflegende über die diversen Pflegeförderungen des Landes informiert werden. Zum anderen sollen mehr Personen für den Pflegeberuf begeistert werden und das Ansehen der Pflege und darüber hinaus aller Gesundheitsberufe verbessert und ihnen Wertschätzung entgegengebracht werden. Für diese Kampagne stehen 250.000 Euro zur Verfügung. „Es geht auch darum, wie wir als Gesellschaft den Gesundheitsberufen begegnen und wie viel Wertschätzung die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfahren. Zudem wollen wir angesichts des Personalmangels sicherstellen, dass sich viele Menschen für eine Ausbildung in den Gesundheitsberufen entscheiden. In den Gesundheitsberufen gibt es viel Schönes und Motivierendes. Die belastenden und herausfordernden Momente müssen wir aber auf möglichst viele Schultern verteilen“, ist die Ausbildung neuer MitarbeiterInnen für LRin Hagele von enormer Bedeutung. Darüber hinaus sollen Führungskräfteschulungen im Gesundheitsbereich intensiviert werden, um Leitungspersonen verstärkt auf die komplexen Herausforderungen im Gesundheitswesen vorzubereiten. Eine gezielte Weiterbildung stärkt nicht nur die fachliche, sondern auch die soziale und kommunikative Kompetenz, was die Qualität der PatientInnenversorgung sowie die Zusammenarbeit beispielsweise in multiprofessionellen Teams verbessert.

Einstieg in den Arztberuf: Mehr Geld für JungärztInnen

„Das Land Tirol will angehende und neue Ärztinnen und Ärzte besser unterstützen. Der Einstieg in den Ärzteberuf mit dem Klinisch-Praktischen Jahr im Medizinstudium sowie der Ausbildungsphase nach Abschluss wird finanziell attraktiver“, sind LRin Hagele JungärztInnen ein besonderes Anliegen. Im Rahmen eines Medizinstudiums absolvieren Studierende am Ende ein sogenanntes Klinisch-Praktisches Jahr. Das ist eine durchgängige praktische Ausbildung von 48 Wochen, bei dem die Studierenden als lernendes Teammitglied in einem Krankenhaus tätig sind. Bislang wurde das Klinisch-Praktische Jahr in Tirol je nach Einrichtung unterschiedlich und fallweise gar nicht abgegolten. Als AusbildungsärztInnen erlernen ÄrztInnen direkt nach ihrem abgeschlossenen Studium eine Fachrichtung. Der Einstieg in den Ärzteberuf ist nach einem langwierigen und herausfordernden Studium aber finanziell zu wenig attraktiv. 

Konkret werden ab 1. Jänner 2025 deshalb folgende Maßnahmen getroffen:

  • ÄrztInnen in Ausbildung: Das Klinisch-Praktische Jahr wird künftig einheitlich mit 900 Euro pro Monat abgegolten.
  • JungärztInnen: Die AusbildungsärztInnen werden höher eingestuft. Konkret starten AusbildungsärztInnen künftig bereits in der Entlohnungsklasse 11 (bisher 10).