- 34 Prozent der unter 30-Jährigen in Tirol haben eine erste Teilschutzimpfung erhalten, 27 Prozent gelten als vollimmunisiert
- Primare und Ärztliche Leitungen der Krankenhäuser rufen zur Impfung auf
- Auch junge Menschen können von schwerem Krankheitsverlauf und „Long Covid“ betroffen sein
Aktuell haben in Tirol rund 34 Prozent der 12- bis 30-Jährigen eine erste Teilschutzimpfung gegen Corona in Anspruch genommen. 27 Prozent sind vollimmunisiert. Im Vergleich: Bei der Altersgruppe 50 bis 60 Jahre sind es 65 Prozent, die bereits einen vollen Impfschutz haben. In den kommenden Wochen gilt es nun, die Durchimpfung auch bei den jüngeren Personen deutlich anzuheben, um für den Herbst gerüstet zu sein. „Jede einzelne Impfung ist wichtig. Wir zählen hier vor allem auch auf die junge Generation, die nun ausschlaggebend ist, um die Durchimpfungsrate in Tirol weiter zu steigern“, appelliert Gesundheitslandesrätin Annette Leja und verweist auf das niederschwellige Angebot in ganz Tirol: „Bereits seit Anfang Juli gibt es in Tirol die Möglichkeit, sich ohne Termin eine Erst- bzw. zuletzt auch eine Zweitimpfung zu sichern. Es hat sich gezeigt, dass wir damit insbesondere auch jüngere Menschen erreichen können und ich bin zuversichtlich, dass dies auch weiterhin der Fall sein wird.“
Auch junge Personen nicht vor schweren Verläufen gefeit
Auch wenn sich die Lage in Tirols Krankenhäusern derzeit beruhigt hat und in den Intensivstationen nur noch vereinzelt behandelt werden müssen, waren es in den vergangenen Monaten auch immer wieder junge Menschen, die aufgrund von Covid-19 medizinische Betreuung benötigten. Entsprechend der Impf-Verteilung sind es nun vermehrt junge Menschen, die positiv auf das Coronavirus getestet werden und erkranken.
Hohe Impfrate ebnet Weg zur Normalität
Während bis vor wenigen Monaten Impfstoff noch begrenzt verfügbar war und priorisiert an besonders vulnerable Gruppen, wie Personen über 80 Jahre oder Gesundheitspersonal, vergeben wurde, steht nun genügend Impfstoff zur Verfügung. Jede Person, die sich für die Impfung entscheidet, hat aufgrund des niederschwelligen Angebots innerhalb weniger Tage die Möglichkeit, eine Impfung zu erhalten. „Die Durchimpfungsrate bei älteren Personen ist tirolweit schon sehr gut und liegt beispielsweise bei der Altersgruppe über 60 Jahre bei über 83 Prozent. Bei den unter 30-Jährigen und insbesondere bei den 12- bis 19-Jährigen gibt es noch Potenzial. Nur wenn sich auch genügend junge Personen impfen lassen, können wir ein Durchimpfungsniveau erreichen, das uns als Gesellschaft schützt und den Weg zur Normalität ebnet“, unterstreicht die Gesundheitslandesrätin.
Statements der Ärztlichen Leitungen
Primar Walter Hasibeder, Krankenhaus St. Vinzenz Zams: „Nur die vollständige Impfung bietet einen ausreichenden Schutz gegen symptomatische Infektionen und vor allem gegen schwere Infektionsverläufe mit Krankenhaus-, Intensivstationsaufenthalten und Tod. Die derzeit in Europa zur Verfügung stehenden Impfstoffe bieten ausreichenden Schutz vor symptomatischen Infektionen und zwar mit allen bisher bekannten Virusvarianten. Das ist aus Sicht des Intensivmediziners, das wichtigste Argument für den Einzelnen sich rasch und vollständig impfen zu lassen. Denn jeder der nicht geimpft ist, wird sich letztlich infizieren und niemand kann den klinischen Verlauf der Infektion und die Folgewirkungen auf den Einzelnen exakt vorhersehen.“
Alexandra Kofler, Landeskrankenhaus Innsbruck: „Die Rückkehr zur Normalität kann nur unter gemeinsamer Anstrengung aller gelingen. Jede und jeder einzelne Geimpfte leistet dabei einen wichtigen Beitrag für uns alle auf dem Weg zurück zu einer Normalität. Darum meine Bitte — vor allem auch an junge Menschen: lassen Sie sich impfen, Corona wird uns mit verschiedenen Varianten als saisonale Krankheit erhalten bleiben. Schützen Sie sich und andere vor einem schweren Krankheitsverlauf.“
Norbert Kaiser, Bezirkskrankenhaus St. Johann: „Es liegt in unserer eigenen Hand, ob wir selbst oder ob die Pandemie weiter unser Leben bestimmt. Die Corona-Schutzimpfung ist die einzige Möglichkeit, die Pandemie effektiv zu besiegen. Die Impfung ist effektiv, das belegen die drastisch gesunkenen Fallzahlen an notwendigen Krankenhausaufnahmen oder Behandlungen auf den Intensivstationen bei der geimpften älteren Bevölkerung. Durch die rasante Ausbreitung der noch viel infektiöseren Delta Variante ist jetzt vor allem auch die Jugend betroffen, die bisher geglaubt hat, gegen schwere Erkrankungen geschützt zu sein. Diese Meinung ist jedoch trügerisch, deshalb müssen sich alle impfen lassen – egal ob jung oder alt – nicht nur aus Gründen der Solidarität den Mitbürgern gegenüber sondern auch zum reinen Eigenschutz. Machen wir von dieser Impfmöglichkeit Gebrauch.“
Carl Miller, Bezirkskrankenhaus Kufstein: „Gerade im Hinblick auf die Delta-Variante, die sich weltweit aber auch in Tirol ausbreitet, ist ein Impfschutz die einzige Strategie, um die Höhe der bereits anlaufenden nächsten Welle zu minimieren und um die Anzahl jener, die an Covid-19 schwer erkranken oder gar versterben, möglichst gering zu halten. Die Pandemie ist bei weitem nicht vorbei, die Infektionszahlen steigen, die Auswirkungen der Urlaubssaison werden zeigen, in welchem Ausmaß uns die nächste Welle treffen wird.“
Martin Schmidt, Bezirkskrankenhaus Lienz: „Weltweit zeigt sich, dass das wirksamste Mittel gegen die Covid-19-Erkrankung die Impfung ist. Aktuell sehen wir, dass sich in den nicht-geimpften Bevölkerungsgruppen die COVID-19-Infektion rasant ausbreitet. Betroffen sind dabei insbesondere junge, nicht-geimpfte Personen. Da diese auch Überträger der Covid-19-Infektion sind und ebenfalls schwer erkranken können, muss es da Ziel nationaler und internationaler Anstrengungen sein, diese Risikogruppe so rasch als möglich zu impfen. Die Impfstoffknappheit spielt inzwischen in Österreich keine Rolle mehr. In den Impfstraßen können in Tirol jederzeit Personen ab dem 12. Lebensjahr geimpft werden. Von diesem hervorragenden Angebot sollten möglichst alle noch nicht geimpften Personen Gebrauch machen.“
Patrick Loidl, Bezirkskrankenhaus Reutte: „Die Impfung ist und bleibt unser wichtigstes Instrument im Kampf gegen die Pandemie. Es ist uns zwar schon gelungen die ältere Bevölkerung wirksam zu schützen, nun ist es aber an der Zeit auch jüngere Menschen zu impfen. Wir sehen leider immer wieder schwere und komplikationsreiche Verläufe auch bei 20 bis 50-Jährigen, man sollte die Gefahr des Virus nicht unterschätzen. Gerade der Irrglaube, dass jugendliche Fitness und Kondition vor der Erkrankung schützt ist gefährlich, da es sich meist um immunologische Phänomene handelt, die die schweren Verläufe bedingen. Nur die Impfung schützt wirksam und nachhaltig. Gerade jetzt, wo sich durch die allgemeinen Lockerungen viele Menschen wieder treffen und auch gefeiert wird, hat das Virus in der ungeimpften jüngeren Bevölkerung freie Bahn.“
Hannes Gänzer, Bezirkskrankenhaus Schwaz: „Wir sind weit entfernt von einer ausreichenden Impfquote im Sinne einer Herdenimmunität, die da auch wegen der Deltavariant bei über 80 Prozent liegen sollte. Kaum jemand will akzeptieren, dass neuerliche gravierende Einschränkungen möglicherweise notwendig werden. Deshalb ist es unerlässlich, dass sich weiterhin viele Menschen impfen lassen. Gerade bei Kindern ab 12 und Jugendlichen besteht da dringender und akuter Handlungsbedarf.“