- Empfehlung dritte Corona-Impfung nach sechs Monaten – Anmeldungen über www.tirolimpft.at ab sofort möglich
- Tirol stellt von Antigen- auf PCR-Testangebot um
- Ausreisetestverpflichtungen für Bezirke Landeck und Reutte ab Freitag, 5. November
Lag die Zahl der aktiv Positiven in Tirol vor drei Wochen noch bei 890, liegt diese heute, Donnerstag, mit über 3.600 (Stand: 13.30 Uhr) bei einem vier Mal so hohen Wert. Die Zahl der Covid-PatientInnen, die in Tirols Krankenanstalten betreut werden müssen, hat sich in den vergangenen drei Wochen von 61 auf 119 knapp verdoppelt. Österreichweit lag der Wert der Intensiv-PatientInnen vor einer Woche bei 232, heute bereits bei 333. Unter Berücksichtigung dieser Entwicklungen und der aktuellen Impfquoten informierte LH Günther Platter heute, Mittwoch, gemeinsam mit Gesundheitslandesrätin Annette Leja, dem Leiter des Einsatzstabes Corona des Landes Elmar Rizzoli und Professor Günter Weiss, Direktor der Inneren Medizin der Klinik Innsbruck, zu den aktuellen Entwicklungen rund um die Covid-Impfungen bzw. dem Infektionsgeschehen in Tirol.
So empfiehlt das Nationale Impfgremium (NIG) die dritte Covid-Impfung als wesentlichen Teil der Grundimmunisierung allen Personen ab 18 Jahren, die vor mindestens sechs Monaten ihre zweite Teilschutzimpfung erhalten haben. Bereits heute, Mittwoch, wird dies auch in Tirol umgesetzt: Die Terminbuchungsmöglichkeiten über www.tirolimpft.at wurden aktiviert. Zudem wird es auch zu Ausreisetestverpflichtungen in Tirol kommen: In den Bezirken Landeck und Reutte gelten diese ab Freitag, 5. November. Um das PCR-Testangebot zu forcieren, werden PCR-Gurgeltests in Tirol großflächig implementiert.
„Auch wenn sich viele fragen, warum das Infektionsgeschehen trotz vieler Covid-Impfungen in Tirol derart dynamisch ist – die Impfquote liegt derzeit bei 63 Prozent der Gesamtbevölkerung – zeigen die Entwicklungen auch: In vielen Ländern mit höherer Impfrate ist die epidemiologische Lage entspannter, Länder, die die dritte Impfung nicht forcieren, haben eine höhere Sterblichkeit an Covid-PatientInnen (vor allem bei der vulnerablen Bevölkerungsgruppen) und die Inzidenzen bei Nicht-Geimpften sind weitaus höher als bei Geimpften“, betonte LH Platter und plädierte einmal mehr, sich impfen zu lassen: „Nur durch die Impfung können wir die Pandemie bewältigen. Ich habe kein Verständnis für Impfverweigerer – das ist verantwortungslos.“
Aufgrund des dynamischen Infektionsgeschehens werde man auch weitere Schritte setzen: „Wir haben mit der Maßnahmen-Verschärfung ab 8. November aktiv gehandelt, noch bevor die vom Bund vorgegebenen Schwellenwerte der Stufe zwei erreicht wurden. Mit dem Fokus auf die Drittimpfungen und den Ausreisetestverpflichtungen setzen wir weitere konkrete Schritte, um den Gesundheitsschutz und die Viruseindämmung zu forcieren. Dabei gilt: Für Geimpfte sollen die Einschränkung weiterhin so gering wie möglich bleiben.“ Gleichzeitig verwies LH Platter auf eine wesentliche Entwicklung: „Vor allem für ältere Menschen kann eine Covid-Infektion ein hohes gesundheitliches Risiko mit sich bringen. Knapp 60 Prozent der über 80-Jährigen haben in Tirol bereits die dritte Impfung erhalten.“
Weitere Impfdosis für umfassenden Schutz
Personen ab 18 Jahren können ab sofort über www.tirolimpft.at Termine für eine dritte Impfung buchen. Bei Personen mit Risikofaktoren gilt dies ab 16 Jahren. Personen, die entsprechend den alten Schemen (beispielsweise neun Monate nach der zweiten Impfung mit BioNTech/Pfizer) bereits einen Termin gebucht haben, können diesen stornieren und einen neuen mit sechsmonatigem Zeitfenster auswählen. „Auch wenn der Grüne Pass bei vielen Menschen noch länger gilt: Wir appellieren eindringlich an alle, sich ihre weitere Impfdosis bereits nach sechs Monaten abzuholen und nicht zu warten. Wer wartet, riskiert eine geringere Schutzwirkung“, betont LRin Leja und weiter: „Bitte lassen Sie sich impfen. Denn Ungeimpfte sind die Treiber der Pandemie. Eine Corona-Infektion kann gesundheitliche Langzeitfolgen mit sich bringen oder sogar tödlich enden. Wir dürfen das Gesundheitssystem nicht überlasten – wir reden hier von Ärztinnen und Ärzten sowie dem gesamten Personal im Gesundheits- und Pflegebereich, die seit eineinhalb Jahren tagtäglich ihr Bestes geben, um das Gesundheitssystem aufrechtzuhalten“, richtet sich LRin Leja an jenes Drittel der Bevölkerung, das noch nicht geimpft ist und betont, dass dies eine „moralische Verpflichtung“ sei.
Personen, die einmal mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson geimpft wurden, werden weiterhin eindringlich aufgerufen, sich schnellstmöglich (frühestens 28 Tage nach der ersten Impfung) eine weitere Impfdosis abzuholen.
Hospitalisierte Geimpfte haben meist schwächere Immunantwort
Experte Professor Weiss betonte: „Die Impfung ist derzeit unsere einzige Chance, die Pandemie in den Griff zu bekommen. Dafür müssen wir auch die Impfquote erhöhen. Hier sind wir alle in der Verantwortung.“ Dabei verwies Professor Weiss auch darauf, dass derzeit vieles unreflektiert weitergegeben wird und man mit Mythen aufräumen muss – auch im Hinblick auf Geimpfte in Krankenanstalten: „Fakt ist: Die Impfung wirkt sehr gut vor einer schweren Erkrankung – und damit vor Hospitalisierungen und Tod. Das haben wir im Frühjahr gesehen, als wir nach Einführung der Impfung rasch keine Patientinnen und Patienten mehr aus Altenheimen zu verzeichnen hatten. Aktuell geimpfte Hospitalisierte sind oft älter oder haben Erkrankungen und damit eine schlechtere Immunantwort. Eine einhundertprozentige Sicherheit gibt es in der Medizin nicht – aber in 80 bis 90 Prozent der Fälle werden schwere Verläufe durch die Impfung vermieden.“ Auch sei es wichtig, aktuell zu berücksichtigen, dass im Zusammenhang des Verlustes an Impfschutz und der vorherrschenden ansteckenderen Delta-Variante unbedingt der Impfschutz aufgefrischt werden muss – wie auch bei anderen Impfungen.
Weiters verwies der Experte auf den Schutz der Gesundheitskapazitäten: „Das Problem ist, dass jene, die mit Covid intensivmedizinisch behandelt werden, auch länger auf der Intensivstation betreut werden müssen. Zudem ist die Arbeit für das Personal sehr belastend. Wenn wir weiter Kapazitäten verlieren, stehen wir mit dem Rücken zur Wand – schließlich geht es nicht nur um Corona, sondern auch darum, allen Menschen in Tirol eine bestmögliche Versorgung im Hinblick aller Arten an Erkrankungen zu bieten. Umso wichtiger ist es, dass wir das Gesundheitssystem und -personal mit der Covid-Impfung schützen.“
Von Antigen- zu PCR-Testungen
Als wesentliche Maßnahme und entsprechend der aktuellen Entwicklungen – ab Stufe 3 des Bundes werden Antigen-Tests nicht mehr als Nachweis gelten – wird im Laufe des Novembers das Tiroler Testsystem adaptiert: Ab 12. November werden alle Antigen-Teststationen auf PCR-Testungen umgestellt. Zusätzlich werden in der zweiten Novemberhälfte PCR-Gurgeltests in Tirol implementiert: Die PCR-Testkits werden über entsprechende Stellen – beispielsweise im Lebensmitteleinzelhandel – ausgegeben und an bis zu 200 Sammelstellen wieder abgeholt. „Die Menschen können sich damit PCR-Tests-Kits abholen, zuhause gurgeln und den Test bei einer Sammelstelle wieder abgeben. Das Ergebnis wird in der Regel innerhalb von 24 Stunden vorliegen“, erklärt Rizzoli und betont, dass „die Adaptierungen beim Testangebot in Tirol unter Berücksichtigung des Stufenplans des Bundes und der darin vorgesehenen Maßnahmen, der weiteren Entwicklungen wie einer bundesweiten Abkehr von Antigen-Tests sowie der Kapazitäten und der bisherigen und zuletzt geringen Auslastung von Antigen-Teststationen getroffen wurden.“ So sind bereits ab der bundesweiten Stufe 2, die mit 8. November in Kraft tritt, Antigen-Selbsttests generell nicht mehr gültig.
Ausreisetestverpflichtungen in zwei Tiroler Bezirken
Ab Freitag, 5. November 2021, gelten für die Bezirke Landeck und Reutte Ausreisetestverpflichtungen. „Der Erlass ist dann anzuwenden, wenn die Intensivbetten-Belegung durch Covid-19-Patientinnen und -Patienten bezogen auf die gesamte Intensiv-Bettenkapazität bei mehr als zehn Prozent liegen. Das ist in Tirol der Fall. Auch die Impfquoten werden natürlich berücksichtigt“, sagt Rizzoli. Die Kontrollen gelten für alle Personen, die sich im Bezirksgebiet Landeck oder Reutte aufgehalten haben und die jeweiligen Bezirksgebiete verlassen wollen – unabhängig von ihrem Wohnsitz und unabhängig davon, wie lange sie sich dort aufgehalten haben. Durchreisende sind ausgenommen. Für Personen, die nicht geimpft oder genesen sind, gilt damit als Nachweis für die Bezirksausreise ein negativer PCR-Test, der nicht älter als 72 Stunden ist, oder aktuell noch ein negativer Antigen-Test, der nicht älter als 24 Stunden ist. Bei SchülerInnen gilt auch der Corona-Testpass. Sollte die 3. Stufe des Bundes erreicht werden, gelten ausschließlich PCR-Tests als Nachweis. „Wir werden die Entwicklungen weiterhin genau beobachten – sobald es die Situation zulässt, wird diese Maßnahme auch wieder beendet“, plädiert Rizzoli ebenfalls an die Menschen, sich ehestmöglich impfen zu lassen und damit die gesamte Infektionsentwicklung und damit einhergehenden Auswirkungen einzudämmen.