Das Tiroler Landeswappen
Namen wie Wappen unseres Landes gehen auf die Grafen von Tirol zurück. Dieses Hochadelsgeschlecht schuf, von seinem Herrschaftsmittelpunkt aus, der namengebenden Burg Tirol bei Meran, die territoriale Basis für die spätere Grafschaft Tirol. Um 1200 ist ein (vermutlich roter) Adler als Wappentier der Grafen von Tirol bezeugt. Ihre Erben und Nachfolger - ab 1253 die Grafen von Görz, ab 1363 die Habsburger - übernahmen das Wappen der Grafen von Tirol als Zeichen ihrer landesfürstlichen Hoheit in der Grafschaft Tirol. Damit wandelt es sich von einem Dynastie- zu einem Territorial- oder Landeswappen, dessen sich in der Folge auch die Tiroler Landstände bedienen. Für das letzte Drittel des 13. Jahrhunderts lässt sich nachweisen, dass der rote Adler in einem silbernen oder weißen Schild plaziert gewesen ist. (Das heutige Landeswappen von Südtirol orientiert sich optisch am damaligen Aussehen des Tiroler Wappens.)
Attribute oder Beizeichen, wie sie das heutige Wappen des Bundeslandes Tirol charakterisieren, traten erst nach und nach hinzu. Am frühesten, Ende des 13. Jahrhunderts, kamen die Flügelspangen auf, die seit Beginn des 15. Jahrhunderts häufig in Form eines Kleeblattes endeten. Seit dieser Zeit wird dem Adler eine Krone aufgesetzt. Zum fixen Bildkanon des Tiroler Wappens zählten aber Flügelspangen und Krone nicht, sie konnten fehlen oder waren mitunter in Silber statt in Gold ausgeführt.
Das jüngste Beizeichen ist das grüne Ehrenkränzel, wobei einer von den Humanisten inspirierten Mode nachgeeifert wurde, die in der Heraldik den antiken Lorbeerkranz zu neuen Ehren brachte. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts bürgerte sich das grüne Kränzel als Art Oberwappen ein und wanderte langsam in den Schild, wo es über dem Adlerkopf schwebte oder ihn umkränzte. Auch hier war weiterhin Großzügigkeit und Beliebigkeit angesagt, das Kränzel konnte, musste aber nicht im oder über dem Schild vorhanden sein.
Gesetzlich normiert und rechsverbindlich beschrieben wurde das Wappen der Grafschaft Tirol erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Das Kränzel wurde weggelassen und die silbernen Flügelspangen wurden 1915 in goldene umgewandelt.
Das heutige Aussehen des Tiroler Landeswappens beruht auf einem Willensakt des Landesgesetzgebers zu Zeiten der jungen Republik Österreich. In der ersten Verfassung des Bundeslandes Tirol, der Tiroler Landesordnung von 1921, ist festgehalten: "Das Wappen des Landes Tirol ist im silbernen Schild der golden gekrönte rote Adler mit goldenen Flügelspangen mit Kleeblattenden und einem grünen Kranze hinter dem Kopfe." Zugleich und zum ersten Mal wurden mit Weiß-Rot die Farben der Landesfahne gesetzlich fixiert.
Dabei ist es bis heute geblieben. Im Landesverfassungsgesetz vom 21. September 1988 über die Verfassung des Landes Tirol (Tiroler Landesordnung 1989) widmet sich der Artikel 6 den Landessymbolen: "(1) Das Landeswappen ist im silbernen Schild der golden gekrönte und bewehrte rote Adler mit goldenen Flügelspangen mit Kleeblattenden und einem grünen Kranz hinter dem Kopf. (2) Die Landesfarben sind Weiß-Rot. (3) Das Landessiegel weist die Schildfigur des Landeswappens mit der Umschrift "Land Tirol" auf. (4) Die Landeshymne wird durch Landesgesetz bestimmt."
Das Führen und Verwenden des Tiroler Landeswappens ist durch das Tiroler Landeswappengesetz vom 17. Mai 2006 (LGBl. Nr. 61/2006) gesetzlich geregelt.
Das Andreas-Hofer-Lied (Text Julius Mosen, Komposition Leopold Knebelsberger) wurde 1948 mit Landesgesetz zur Tiroler Landeshymne bestimmt.
Literaturhinweise:
Franz-Heinz Hye: Das Tiroler Landeswappen. Entwicklungsgeschichte eines Hoheitszeichens (Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes 13). Bozen 1985.
Franz-Heinz von Hye: Wappen in Tirol - Zeugen der Geschichte. Handbuch der Tiroler Heraldik (Schlern-Schriften 321). Innsbruck 2004.
Franz-Heinz von Hye: Tirol und die Adlerwappen seiner Länder. Bozen 2009.