„Endzeit“ – szenische Schlaglichter auf die NS-Zeit in Tirol

LH Mattle: „Vergangenheit muss lebendig bleiben“

  • Aufführung des Ensembles ‚nachtACTiv‘ im Landhaus am 8. Mai 2025
  • Freier Eintritt, keine Anmeldung erforderlich
  • Von Montag bis Freitag: Leokadia-Ausstellung im Landhaus
  • Alle Veranstaltungen zu „Tirol erinnert“ unter tirol.gv.at/erinnern 

Welche Narben hat der Zweite Weltkrieg in Tirol hinterlassen – und wie wirken sie bis heute nach? „Tirol erinnert“ am Donnerstag, den 8. Mai 2025, mit der Theaterperformance „Endzeit – Stimmen und Bilder“ an die nationalsozialistische Herrschaft. Das Land lädt um 18 Uhr bei freiem Eintritt in den Großen Saal (Landhaus) in Innsbruck. Unter der Leitung von Irmgard Bibermann bringt die Theatergruppe „nachtACTiv“ dort eine eindrucksvolle szenische Lesung auf die Bühne. Themen der Aufführung sind der Kriegsalltag, die letzten Tage der NS-Herrschaft sowie Erfahrungen und Schicksale von Menschen aus der Tiroler Bevölkerung.

„80 Jahre nach Kriegsende werden Zeitzeuginnen und Zeitzeugen immer weniger. Die Vergangenheit muss aber lebendig bleiben – und genau deshalb braucht Erinnerung neue Ausdrucksformen. Theater, Kunst und Schulangebote können dabei besonders die jungen Menschen erreichen“, findet Landeshauptmann und Kulturreferent Anton Mattle klare Worte. 

Theater als Ort des Erinnerns

„Erinnerung darf nicht starr sein. Sie braucht Perspektivenwechsel, Emotion, Offenheit – und auch den Mut zur Ambivalenz. Genau diese Grautöne bringt das Ensemble ‚nachtACTiv‘ in einem Format zur Sprache, das berührt und gleichzeitig zum Nachdenken anregt“, betont LH Mattle. Mit eindrücklichen Stimmen und Bildern zeichnet das Theaterkollektiv ein differenziertes Bild der letzten Kriegsmonate in Tirol. 

Die szenische Lesung wirft dabei eine Vielzahl an Fragen auf: Welche Einstellungen gab es zur NS-Ideologie? Welche Auswirkungen hatte der Krieg auf das Leben der Zivilbevölkerung? Was bedeutete es, jüdischer Flüchtling oder ein Häftling im Arbeits- und Erziehungslager Reichenau zu sein? Welche Spuren hinterließen die Erfahrungen des Krieges im Leben von Opfern und Tätern?

Zwischen Mitläufertum und Widerstand

Die Theaterperformance basiert auf dem Buch „Endzeit. Krieg und Alltag in Tirol 1945“ des österreichischen Historikers Horst Schreiber. Mit seiner Studie hat er ein Werk vorgelegt, das die komplexen Grautöne und widersprüchlichen Lebensrealitäten jener Zeit sichtbar macht. „Gerade die Ambivalenz zwischen Mitläufertum, Anpassung, Widerstand und Verdrängung braucht Raum in unserer Erinnerungskultur. Ich danke Horst Schreiber für seine jahrelange engagierte Arbeit – sie ist für das historische Bewusstsein in Tirol unverzichtbar“, so LH Mattle. 

Leokadia Justman: Eine mutige Stimme gegen das Vergessen

Die Performance steht im engen Bezug zur Sonderausstellung „Leokadia Justman. Brechen wir aus! Als polnische Jüdin auf der Flucht in Tirol“, die Interessierte von Montag bis Freitag im Landhaus besuchen können. Die Ausstellung erzählt die Geschichte einer jungen jüdischen Frau, die während der NS-Zeit nach Tirol flüchtete und dort den Holocaust überlebte. „Mit der Ausstellung zu Leokadia Justman, Theaterformaten wie ‚Endzeit‘ oder dem Comicroman ‚Lodzia und Marysia‘ wollen wir neue, berührende Wege der Vermittlung gehen. Es ist ein Bekenntnis zu Verantwortung, Dialog und Zivilcourage“, erklärt LH Mattle abschließend.


Factbox: Theaterperformance „Endzeit – Stimmen und Bilder“

Die Theaterperformance von ‚nachtACTiv‘ nach Texten von Horst Schreiber findet am 8. Mai 2025 in Kooperation mit ERINNERN:AT und der Pädagogischen Hochschule Tirol statt. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.

  • Wann: Donnerstag, 8. Mai 2025, 18 Uhr
  • Wo: Großer Saal, Landhaus 1, Innsbruck
  • Regie: Irmgard Bibermann
  • Freier Eintritt, keine Anmeldung erforderlich

Die Ausstellung „Leokadia Justman. Brechen wir aus! Als polnische Jüdin auf der Flucht in Tirol“ ist eine Sonderpräsentation ergänzend zur Rahmenausstellung „Vom Gauhaus zum Landhaus. Ein Tiroler NS-Bau und seine Geschichte“ und ist von 27. Januar bis 26. Oktober 2025 (Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr) im Landhaus 1 zu sehen. Das Projekt ist eine Kooperation des Landes Tirol mit der Universität Innsbruck und dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, der Pädagogischen Hochschule Tirol, dem Archiv für Bau.Kunst.Geschichte, dem Programm ERINNERN:AT des OeAD (Österreichs Agentur für Bildung und Internationalisierung) zum Lehren und Lernen über Nationalsozialismus und Holocaust sowie dem Verein Wissenschaft und Verantwortlichkeit. Alle Veranstaltungen zum Thema „Tirol erinnert“ anlässlich des Gedenkens „80 Jahre Ende Zweiter Weltkrieg“ sind unter tirol.gv.at/erinnern zu finden – dort steht auch der virtuelle 360°-Rundgang „Vom Gauhaus zum Landhaus“ zur Verfügung.