- Bio-Bauernhof in Buch in Tirol als Lern- und Arbeitsplatz für 14 junge Menschen mit Unterstützungsbedarf
- Schafflerhof stand zum Verkauf: Land Tirol subventionierte Hofkauf mit 200.000 Euro, Landeskulturfonds erwarb Feld zur Verpachtung an IBBA
- Ziel: Förderung der individuellen Entwicklung und Berufsvorbereitung
- Rund 100 AbsolventInnen erfolgreich in Arbeitsmarkt integriert
- Zusätzlicher Betreuungsplatz ab 2025
Ob im Garten-, Obst- und Ackerbau, in der Nutztierhaltung mit Schafen und Hühnern oder im Küchenbetrieb – die Tätigkeitsfelder bei der IBBA gGmbH am landwirtschaftlichen Bio-Betrieb Schafflerhof in Buch in Tirol sind vielfältig. IBBA steht für „Inklusives Bäuerliches Bildungs- und Arbeitsprojekt“. Für 14 junge Menschen mit Unterstützungsbedarf stellt der Schafflerhof den täglichen Lern- und Arbeitsplatz dar. Hier werden sie in ihren Fähigkeiten gefördert und ausgebildet, üben Arbeitsabläufe ein und erwerben Arbeitskompetenzen. Damit soll nicht nur die individuelle Entwicklung gefördert werden, sondern auch der Sprung in die Arbeitswelt gelingen. Rund 100 AbsolventInnen gehen bereits erfolgreich einer Beschäftigung am Arbeitsmarkt nach. Seit 20 Jahren hatte die IBBA gGmbH den Schafflerhof gepachtet – nun wurde der zum Verkauf stehende Hof erworben. Das Land Tirol stellte hierfür eine Subvention in Höhe von 200.000 Euro zur Verfügung. Der Landeskulturfonds erwarb ein zum Hof gehörendes und betriebsnotwendiges Feld. Im Rahmen eines Medientermins fand heute, Dienstag, ein Lokalaugenschein mit Inklusionslandesrätin Eva Pawlata, Thomas Danzl, Geschäftsführer des Landeskulturfonds, Georg Moser, Geschäftsführer der IBBA gGmbH, und der Bürgermeisterin von Buch Marion Wex statt.
Berufliche Teilhabe: Der Schlüssel zu Inklusion
„Berufliche Teilhabe ist ein zentraler Aspekt von Inklusion: Wer arbeiten gehen kann, hat nicht nur eine Beschäftigung und kann seine Potenziale ausschöpfen, sondern ist auch finanziell unabhängig(er) und nimmt aktiv am gesellschaftlichen Leben teil. Bei IBBA finden junge Menschen mit Unterstützungsbedarf seit vielen Jahren ein unterstützendes Lernumfeld vor, das sie auf dem Weg ins Berufsleben individuell begleitet. Der bestens ausgestattete Standort von IBBA am Bio-Betrieb Schafflerhof ist einzigartig und ich freue mich, dass das erfolgreiche Konzept nun nachhaltig abgesichert und zusätzlich erweitert werden konnte“, betont LRin Pawlata. So wird IBBA ab 2025 um einen zusätzlichen Betreuungsplatz aufgestockt. Damit werden künftig zehn Plätze am Schafflerhof über die Tiroler Behindertenhilfe finanziert. Fünf Plätze finanziert das Sozialministeriumservice.
Landeskulturfonds unterstützt bäuerliche Betriebe
„Bäuerliche Tätigkeiten sind nicht nur maßgeblich für Tirols Lebensmittelversorgung und Flächenbewirtschaftung, sondern auch sehr sinnstiftend: Vom Anbau über die Pflege der Kulturen bis hin zur Ernte, aber auch der Umgang mit und die Pflege von Tieren erfüllt Menschen mit Freude. Vor diesem Hintergrund war es für uns von Anfang an klar, dass wir den Fortbestand des Sozialvereins auf dem Schafflerhof unterstützen wollen“, erläutert LHStv Josef Geisler, der dem Landeskulturfond vorsteht. Um den Fortbestand zu sichern, unterbreitete die IBBA gGmbH gemeinsam mit dem Landeskulturfonds dem Verkäufer des Schafflerhofs ein Angebot für die Hofstelle und das Freilandgrundstück im Ausmaß von rund 18.500 Quadratmetern. „Wir haben das Grundstück angekauft und es wird der IBBA für fünf Jahre zur Bewirtschaftung sowie zum nachträglichen Ankauf im Wege eines Vor- und Wiederkaufsrechts angeboten“, erläutert GF Danzl.
Der Landeskulturfonds ist einer der wichtigsten Finanzierungspartner für die Tiroler Landwirtschaft und vergibt zinsgünstige Agrarinvestitionskredite. Zudem ist er im Bereich des Bodenmanagements tätig und hält aktuell 175 Hektar landwirtschaftliche Flächen als Tausch- und Ersatzflächen in Vorrat.
Berufsvorbereitung und Qualifizierung durch landwirtschaftliche Arbeit
„Die Grundidee von IBBA ist: Die Landwirtschaft sowie die Arbeit mit der Natur und mit Tieren bergen ein großartiges pädagogisches Potential. Dieses nutzen wir, um jungen Menschen mit Unterstützungsbedarf den Einstieg ins Arbeitsleben zu ermöglichen. Der Schafflerhof bietet dafür ausgezeichnete Rahmenbedingungen. Wir sind sehr froh, dass nach mehr als einem Jahr Abstimmung der Hofkauf zustande gekommen und damit die langfristige Zukunft von IBBA sichergestellt ist“, sagt GF Moser.
IBBA richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene mit Lernschwierigkeiten, Behinderungen oder psychischen Beeinträchtigungen. Je nach ihren Fähigkeiten, Interessen und Möglichkeiten können sie zwischen Berufsvorbereitung und Qualifizierung wählen. Bei der Berufsvorbereitung, die bis zu drei Jahre dauert, geht es darum, durch die Mitarbeit in allen Bereichen des Bauernhofs den persönlichen Berufswunsch zu finden. Die Qualifizierung hat das Ziel, die TeilnehmerInnen auf den gewünschten Ausbildungs- und Arbeitsplatz vorzubereiten und diesen zu erreichen. In den ein bis eineinhalb Jahren der Qualifizierung erhalten die TeilnehmerInnen einen regulären Lohn. Beide Wege werden durch Gespräche, Workshops, Unterricht, Berufsorientierung bzw. Bewerbungstraining sowie Praktika bzw. Praxiswochen in Betrieben begleitet. Insgesamt sind derzeit 25 Personen am Schafflerhof beschäftigt.
Kooperation mit Standortgemeinde
Auch Auftragsarbeiten in der Gartengestaltung und -pflege werden im Rahmen von IBBA durchgeführt, wie zum Beispiel für die Gemeinde Buch, die ebenfalls in den Hofkauf eingebunden war. „Das Inklusive Bäuerliche Bildungs- und Arbeitsprojekt ist von unschätzbarem Wert für unsere Gemeinschaft und unsere Gemeinde. Es ermöglicht Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten, ihre Talente zu entfalten, sinnvolle Arbeit zu leisten und ein aktiver Teil unserer Gesellschaft zu sein. Dank der Unterstützung des Landes konnte die Einrichtung gerettet werden – dafür bin ich sehr dankbar. Jetzt liegt es an uns allen, dieses wichtige Projekt weiterhin zu stärken und langfristig zu sichern, denn es steht beispielhaft für gelebte Inklusion und sozialen Zusammenhalt in unserer Region“, sagt Bgmin Wex.