- Strukturplan Pflege 2023-2033 auf Schiene: Intensiver Ausbau der teilstationären Pflege im Fokus
- Qualifizierte Kurzzeitpflege: Verdreifachung der Kapazitäten bis 2025
- Gewinnung von Pflegekräften durch die weitere Attraktivierung des Pflegeberufs und neue Ausbildungswege
- Intensive Evaluierung und Bedarfsanalyse mit Regionalkonferenzen in allen Bezirken zur bestmöglichen Ausarbeitung des Strukturplans durchgeführt
Aktuell sind bereits über 70.000 Menschen in Tirol über 75 Jahre alt, in den kommenden zehn Jahren werden dies um rund ein Viertel mehr sein. Die Zahl der über 85-Jährigen wird in den nächsten 10 Jahren sogar um über 50 Prozent steigen – aktuell sind es rund 19.000 Personen, die dieser Altersgruppe angehören. Vor dem Hintergrund der Bevölkerungsentwicklung in Tirol wird seitens des Landes Tirol bereits seit Jahren daran gearbeitet, die Pflegelandschaft zukunftsfit zu machen. Heute, Dienstag, beschloss die Tiroler Landesregierung mit dem Strukturplan Pflege 2023-2033 den weiteren Fahrplan. Im Fokus stehen unter anderem wohnortnahe Betreuungsformen, die Attraktivierung des Pflegeberufes sowie die Etablierung und der weitere Ausbau neuer Ausbildungswege zur Gewinnung junger, motivierter Pflegekräfte. Der Strukturplan Pflege bietet damit eine Entscheidungsgrundlage für die weiteren Maßnahmen im Bereich Pflege, an denen gemeinsam mit den Planungsverbänden in den kommenden Jahren gearbeitet wird.
Landeshauptmann Anton Mattle sieht die Weichen für die Zukunft gestellt: „Mit dem Strukturplan Pflege 2012-2022 wurde der erste Rahmen zur Weiterentwicklung der Pflege in Tirol geschaffen. Auf Basis von bisher Erreichtem und der umfassenden Evaluierung und Abstimmung mit den Gemeinden stellen wir mit dem Strukturplan Pflege 2023-2033 heute die weiteren Weichen für die Zukunft der Pflege in Tirol. Von der Erhöhung des Kontingentes für Betreutes Wohnen und die Tagespflege bis hin zu neuen Ausbildungswegen, wie die Pflegelehre und Pflegestarter – die Maßnahmen zur Optimierung der Tiroler Pflegelandschaft sind vielfältig. Damit setzen wir ein ganz klares Bekenntnis, um jenen Personen, die Betreuung und Unterstützung benötigen, diese auch in bester Qualität zur Verfügung stellen zu können – und zwar flexibel und in unmittelbarer Nähe des jeweiligen Wohnortes.“
„Die Bevölkerungsentwicklung zeigt ganz klar: der Ausbau der Pflege muss weiter forciert werden. Denn wir erheben in Tirol jedenfalls den Anspruch auf ein qualitativ hochwertiges Pflegesystem, um damit alle pflegebedürftigen Menschen bestmöglich zu versorgen. Der Strukturplan Pflege für die kommenden zehn Jahre ist die Grundlage dafür, dass unser System im Bereich der Pflege auch in Zukunft nachhaltig weiterentwickelt wird“, zeigt sich auch LHStv Georg Dornauer von der Wichtigkeit des Pflege-Fahrplans überzeugt.
„Wir waren im ersten Halbjahr 2023 in allen Bezirken in Tirol unterwegs, um uns ein umfassendes Bild von der Lage zu machen. Im Zuge von Regionalkonferenzen gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinden und Planungsverbände, Bezirkshauptmannschaften und den Expertinnen und Experten der Abteilung Pflege des Landes wurden intensive Gespräche geführt. Die Erkenntnisse wurden über den Sommer in den neuen Strukturplan eingearbeitet, um eine bestmögliche Arbeitsgrundlage für die kommenden Jahre zu haben“ betont Gesundheits- und Pflegelandesrätin Cornelia Hagele, die zudem weiter ausführt: „In Anbetracht der Entwicklung der Altersstruktur in den kommenden Jahren müssen vor allem alternative Versorgungsmöglichkeiten in den Tiroler Gemeinden in Zukunft weiter ausgebaut werden. Älteren Menschen soll möglichst lange ein qualitätsvolles Leben in ihren eigenen Wohnungen ermöglicht werden. Die Tagespflege, Wohngemeinschaften sowie das Betreute Wohnen sind die Pflegeformen der Zukunft.“
Konsequenter Weg zeigt Wirkung
Ein Soll-Ist-Vergleich der Ausbaumaßnahmen in den Jahren 2012-2022 zeigt, dass der Strukturplan Pflege bisher konsequent umgesetzt wurde und ein systematischer Ausbau des Angebots und der Leistungsstruktur erfolgt ist. Beispielsweise wurden die stationären Pflegeplätze tirolweit um über 1.000 Plätze erweitert – ein Plus von knapp 18 Prozent. Zudem sind über 320 neue Tagespflegeplätze entstanden. Das Angebot wurde in diesem Bereich mehr als verdoppelt. Auch die Mobile Pflege konnte – gerechnet in Leistungsstunden, die direkt mit den KlientInnen verbracht wurden – um rund 250.000 Stunden und damit knapp 37 Prozent erhöht werden. „Sowohl für pflegebedürftige Mitbürgerinnen und Mitbürger zu Hause als auch im Heim wurde das Leistungsangebot nachhaltig ausgebaut und verbessert. Jetzt gilt es, diesen konsequenten Weg auch in Zukunft fortzuführen“, so LRin Hagele.
Etablierung der teilstationären Pflege als Erfolgskonzept - Ausbau weiter intensiviert
Aktuell betreuen knapp 5.700 Pflege- und Betreuungskräfte in Tirol insgesamt rund 21.000 Menschen stationär und mobil. In der Tagespflege vor Ort sind aktuell 480 Plätze vorhanden. Gerade dieser Bereich hat sich in der Vergangenheit als Erfolgskonzept herausgestellt und soll massiv ausgebaut werden: Weitere über 700 Plätze sollen bis 2033 geschaffen werden. Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass auch das Betreute Wohnen ein wichtiger Teil der teilstationären Pflege ist. Hier stehen aktuell rund 570 Plätze zur Verfügung. Das Kontingent soll bis 2033 auf knapp 1.700 Plätze erweitert und damit verdreifacht werden. Durch diese wohnortnahen Betreuungsformen erhält die pflege- und betreuungsbedürftige Bevölkerung bedarfsgerechte Betreuungsleistungen und werden so lange wie möglich in ihrer Selbstständigkeit unterstützt. In der stationären Pflege – also dauerhafte oder kurzzeitige Plätze in Alten- und Pflegeheimen – stehen derzeit rund 6.740 Langzeit- und Kurzzeitpflegeplätze zur Verfügung. Nach der erfolgten umfassenden Bedarfserhebung in den Bezirken soll dieses Kontingent um 150 Plätze bis 2033 erhöht werden.
Qualifizierte Kurzzeitpflege zur Entlastung der Krankenanstalten
Im Rahmen der qualifizierten Kurzzeitpflege wird das Ziel verfolgt, Menschen nach einem Krankenhausaufenthalt wieder „fit für Zuhause“ zu machen. Dies führt zu einer nachhaltigen Entlastung der dauerstationären Pflegestrukturen. Bisher wurde die qualifizierte Kurzzeitpflege bereits in den Bezirken Schwaz und Kitzbühel realisiert. Im Strukturplan Pflege 2023-2033 ist ein flächendeckender Ausbau in möglicher Standortnähe zu den Bezirkskrankenanstalten mit Zielsetzung der Entlastung der Krankenanstalten und der Wohn- und Pflegeheime bis Ende 2025 auf gesamt 124 Plätze und damit einer Verdreifachung der bisherigen Kontingente vorgesehen.
Pflege = Sinnstiftendes Berufsbild
Ein weiterer Fokus liegt darin, bestmögliche Rahmenbedingungen für den Pflegeberuf und die dazugehörige Ausbildung zu schaffen, um junge Menschen für die Pflege zu begeistern. In Tirol wird dabei vor allem auf den Ausbau eines flächendeckenden, wohnortnahen und niederschwelligen Zugangs zur Pflegeausbildung für alle Interessierten gesetzt. Dabei konnten dieses Jahr mit der einmaligen Fortführung der Diplomausbildung, dem Start der Pflegelehre und der Etablierung eines berufsbegleitenden Bachelorstudiengangs „Gesundheits- und Krankenpflege“ bereits drei Meilensteine erreicht werden. „Gut ausgebildetes und motiviertes Personal sind die wichtigste Ressource in der Pflege. Fakt ist, dass der Arbeitskräftemangel gerade in diesem Bereich enorm zu spüren ist. Deshalb ist es noch mehr als in vielen anderen Bereichen notwendig, bereits bei der Ausbildung anzusetzen und bestmögliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um qualifizierte Pflegekräfte von morgen auszubilden. Die täglich abwechslungsreiche und vielfältige Arbeit, der enge Kontakt mit Menschen und der wertvolle Einsatz für die Gesundheit pflegebedürftiger Menschen prägen das sinnstiftende Berufsbild der Pflege“, betont die Pflegelandesrätin. Weiters gilt es auch in Zukunft, Maßnahmen rund um Kinderbetreuung, Digitalisierung im Pflegeberuf sowie Unterstützungsleistungen für pflegende Angehörige als Teil der Pflege- und Betreuungsformen mitzudenken. Dabei leisten die Versorgungsprogramme des LIV Care Management Tirol und HerzMobil Tirol in der Koordination und Beratung von Menschen, die zuhause von Angehörigen gepflegt werden, sowie in der telemedizinischen Versorgung von PatientInnen mit Herzinsuffizienz eine wohnortnahe, patientenzentrierte und nachhaltige Pflege und Betreuung in den Bezirken. Information zu allen Ausbildungs- und Fördermöglichkeiten in der Pflege unter www.tirol.gv.at/pflegeberufe.