Aktuelles aus der Regierungssitzung

LH Mattle: „Wirtschaft und Arbeitsmarkt: Tirol steht auf stabilen Säulen“

  • Tiroler Wirtschafts- und Arbeitsmarktbericht 2024 zeigt Kontinuität und Stabilität
  • Tourismus in Tirol im Winter und Sommer weiterhin erfolgreich
  • Neuer Höchststand an Unternehmensgründungen, Tirol punktet mit Start-Ups im Bereich Life-Sciences
  • Arbeitslosenquote: Auch 2024 und 2025 keine starken negativen Veränderungen erwartet

Der Tiroler Wirtschafts- und Arbeitsmarktbericht 2024 liegt vor. Darin nehmen die ExpertInnen Entwicklungen der Vorjahre – vor allem des vergangenen Jahres 2023 – unter die Lupe, leiten davon Prognosen für das heurige und kommende Jahr ab und veranschaulichen Maßnahmen des Landes. Der Bericht zeigt vor allem eines: viele (neue) Initiativen, keine Verschlechterungen, keine massiven Sprünge nach oben, aber eine kontinuierliche positive Entwicklung mit einem entsprechenden Maß an Stabilität. „Nach wie vor begleiten uns Arbeits- und Fachkräftemangel, hohe Lohnnebenkosten und herausfordernde Rohstoffpreise. Auch die verschärften Finanzierungskonditionen fordern Betrieben und Private, weshalb ich mich weiterhin vehement für Lockerungen, beispielsweise bei der überschießenden KIM-Verordnung, einsetze. Dennoch dürfen wir von einem geringen aber zumindest positiven Wirtschaftswachstum ausgehen – das ist bei den aktuellen Voraussetzungen und im Vergleich zu anderen Regionen nicht selbstverständlich. Der Mix der Tiroler Wirtschaft sichert eine solide Grundlage in Tirol. Während der Pandemie hat die Tiroler Industrie einen wesentlichen Beitrag für die Wirtschaftsentwicklung geleistet. Positive Wachstumsimpulse kommen aktuell aus den Sparten Information und Consulting sowie vor allem dem Tourismus. Wir haben österreichweit den stärksten Tourismuszweig und bauen weiter auf Qualität und Gastfreundschaft. Der Ausblick auf die Sommersaison 2024 zeigt eine positive Stimmung Zusammenfassend: Tirol steht auf stabilen Säulen und stemmt sich mit aller Kraft gegen die aktuellen Herausforderungen. Mein Dank gilt allen Unternehmerinnen und Unternehmern sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, die zum Erfolg unseres Standortes beitragen“, zeigt sich LH Anton Mattle heute, Dienstag, überzeugt. Der Bericht wird dem Landtag zur Diskussion und Beschlussfassung zugewiesen.

Tourismus bleibt stabil

„Die Wirtschaftsleistung unseres Landes ist sehr zufriedenstellend. Insbesondere für den Tourismus war das Jahr 2023 sehr erfolgreich. In der vergangenen Wintersaison zählte Tirol sechs Millionen Ankünfte und 26 Millionen Nächtigungen, was einen Zuwachs bei den Ankünften von Plus 3,6 Prozent sowie bei den Nächtigungen ein Plus von 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Jede einzelne Nächtigung und jeder einzelne Aufenthalt sichert in Tirol Arbeitsplätze – direkt im Tourismus als auch indirekt beispielsweise bei örtlichen Nahversorgern oder Dienstleistungsbetrieben – und unseren Wohlstand“, sensibilisiert Wirtschaftslandesrat Mario Gerber.

Auch die Sommersaison 2023 brachte ein erfreuliches Ergebnis mit 22,8 Millionen Nächtigungen. „Tirol wird als Gastgeberland sehr geschätzt. Wir setzen weiterhin auf hohe Standards im Tourismus. Qualität statt Quantität heißt weiterhin unsere Devise beim ‚Tiroler Weg‘. Der Sommertourismus gewinnt immer mehr an Relevanz und viele Betriebe forcieren einen Ganzjahrestourismus, mit dem wir auch ein Mehr an Sicherheit und Arbeitsmarktstabilität erreicht werden kann“, sagt LH Mattle, dass die durchschnittlichen Tagesausgaben in Höhe von 154 Euro noch um 58 Euro geringer sind als im Winter, jedoch ein inflationsbereinigtes Wertschöpfungswachstum von 1,9 Prozent im Jahr 2023 erreicht wurde. Kernmarkt ist und bleibt für Tirol Deutschland: Knapp 60 Prozent der ausländischen Sommer-Gäste kommen aus Tirols nördlichem Nachbarland.

Starke Wirtschaftsleistung und stabiles Niveau bei Exporten

Gleichzeitig ist es nicht nur Tirols Tourismus an sich, sondern grundsätzlich ein starkes Unternehmertum, das Tirol auf stabilen Säulen stehen lässt. Die Zahl gewerblicher Unternehmen stieg im Jahr 2023 um 1,7 Prozent (873) auf 51.435 Unternehmen. „Die Tiroler Wirtschaft ist und bleibt engagiert und kleinstrukturiert: Knapp 70 Prozent sind Einzelunternehmen. Umso wichtiger ist es auch, die kleinstrukturierte Wirtschaft in unseren Regionen zu fördern und zu unterstützen“, verweist LH Mattle auch auf die Regional- und Sonderförderungsprogramme, mithilfe derer die regionale Wirtschaft gestärkt wird. Aber auch neue Programme wie das Maßnahmenprogramm zur Umsetzung der Tiroler Wirtschafts- und Innovationsstrategie sind im vergangenen Jahr erfolgreich angelaufen.

Nicht nur regional, auch international zeichnet sich Stabilität ab: Allein im ersten Halbjahr 2023 wurden Waren im Wert von 8,2 Milliarden Euro exportiert – im Vorjahr 2022 erreichte Tirol ein Höchstniveau von 16,6 Milliarden Euro.

Überdurchschnittlich viele Start-Ups von weiblichen Gründerinnen

„In Tirol gab es im Jahr 2023 mit 3.342 neuen Unternehmen mehr Gründungen als je zuvor“, informiert LR Gerber, dass durch die Tiroler Wirtschaftsförderung 2.880 Arbeitsplätze neu geschaffen werden konnten. „Der Standort Tirol ist wettbewerbsfähig.“ Erfreulich sei nicht nur, dass Tirol mit 16 Prozent aller Start-Ups im Bereich Life-Sciences österreichweit führend ist (Österreichschnitt: 13 Prozent), sondern auch, dass in Tirol überdurchschnittlich viele Start-Ups von Frauen gegründet werden (21,3 Prozent). Gefördert werden innovative Vorhaben in Tirol im Zuge der Tiroler Innovationsförderung zu der auch die „Tiroler Start-Up Förderung“ zählt: „Start-Ups stellen für die Entwicklung des Innovationsstandortes Tirol eine große Bedeutung dar. Wir unterstützen damit bei einem tragfähigen Geschäftsmodell oder der Suche nach Partnern oder Investoren“, erklärt der Wirtschaftslandesrat, dass weiterhin ein Fokus auch auf Digitalisierungs- und Technologieprojekten liege, für welche es eigene Förderschienen gibt.

Stabile Lage am Arbeitsmarkt – 14,38 Millionen Euro an Förderungen

Die Arbeitslosenquote bleibt in Tirol relativ stabil– „die Prognose für 2024 ist trotz anhaltender Krisen weiterhin positiv. Die Anzahl Arbeitsloser sowie die Arbeitslosenquote werden heuer voraussichtlich leicht ansteigen, aber trotzdem auf niedrigem Niveau bleiben“, berichtet die für den Arbeitsmarkt zuständige LRin Astrid Mair. Der konkrete Blick auf das Vorjahr zeigt: Tirol war gemeinsam mit Salzburg jenes Bundesland mit der geringsten Arbeitslosigkeit (Tirol: 3,9 Prozent, Salzburg: 3,8 Prozent). Die Zahl unselbstständiger Beschäftigter ist gestiegen und die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zu 2022 leicht gesunken – vor allem bei Langzeitarbeitslosen mit minus 26 Prozent. „Gleichzeitig ist die Arbeitslosigkeit im Jahresschnitt 2023 eher bei jungen Personen etwas angestiegen, ebenso die Zahl arbeitsloser ausländischer Personen. Deshalb haben wir neue Maßnahmen auf Schiene gebracht, die hier ansetzen und mehr Menschen in die Beschäftigung bringen sollen“, sagt LRin Mair. Dazu zählen unter anderem Projekte wie „Onboarding Tirol“ oder „rise up“. Grundsätzlich setze man auch weiterhin auf die Leistungen der amg-tirol: Im Jahr 2023 wurden 57.900 Personen durch Beratungs- und Informationsleistungen, Vernetzungs- und Koordinationstätigkeiten sowie Kurse und Workshops erreicht.

„Tirols Aktivitäten im Bereich Arbeitsmarkt greifen: Allein im Jahr 2023 wurden rund 11.100 Anträge an Individualförderungen wie Ausbildungshilfe für Lehrlinge oder das Bildungsgeld ‚update‘ bearbeitet und 7,5 Millionen Euro ausbezahlt. Das derzeitige Förderprogramm läuft im heurigen Jahr aus und wir werden ab dem kommenden Jahr ein neues Programm für die kommenden fünf Jahre auflegen“, kündigt LRin Mair an. Weiters wurden 2023 6,8 Millionen Euro für Objektförderungen wie Arbeitsstiftungen oder das gemeindenahe Beschäftigungsprogramm aufgewendet.  Wohin Tirols Arbeitsmarkt-Reise gehen soll, ist in der Strategie für den Arbeitsmarkt Tirol 2030 festgehalten. An deren Umsetzung wird kontinuierlich gearbeitet – erst kürzlich wurde von der Arbeitsmarktplattform ein Zwischenstand bekannt gegeben (siehe Pressemeldung vom 27. Mai 2024).


Factbox – Kennzahlen

Wirtschaft 2023

  • 3.342 Unternehmensgründungen
  • 8,2 Milliarden Euro Exportvolumen im ersten Halbjahr 2023
  • 2.880 Arbeitsplätze wurden mit der Tiroler Wirtschaftsförderung neu geschaffen

Förderstatistik 2023

  • Wachstum und Innovation: 6,8 Millionen Euro
  • Tourismus und Regionalität: 5,4 Millionen Euro
  • Nachhaltigkeit und Ökologisierung: 1,5 Millionen Euro
  • Infrastrukturförderung: 2,5 Millionen Euro
  • Sonderförderungsprogramme: 3,7 Millionen Euro
  • Technologieförderungen: 13,4 Millionen Euro
  • Breitbandförderung: 7,6 Millionen Euro

Tourismus 2023

  • Sommersaison 2023: 6,3 Millionen Ankünfte (+ 5,2 Prozent) und 22,8 Millionen Nächtigungen (+ 1,5 Prozent)
  • Wintersaison 2023/24: 6 Millionen Ankünfte (+ 3,6 Prozent) und 26 Millionen Nächtigungen (+ 1,2 Prozent)
  • Kalenderjahr 2023: 48,4 Millionen Ankünfte (+ 8,1 Prozent), 12,13 Millionen Nächtigungen (+ 9,9 Prozent)

Arbeitsmarkt 2023

  • Arbeitslosigkeit im Jahresdurchschnitt: 14.664 Personen
  • Rückgang bei Arbeitslosen um 0,4 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022
  • Anstieg bei unselbstständiger Beschäftigung um 5.914 Personen (+ 1,7 Prozent)
  • Arbeitslosenquote: 3,9 Prozent (Österreich-Durchschnitt: 6,4 Prozent)


Kurzmeldungen aus der Regierungssitzung

Jagdrecht: Auf Antrag von LHStv Josef Geisler beschloss die Tiroler Landesregierung heute den Gesetzesentwurf für die Novellierung des Tiroler Jagdgesetzes. Dieser wird dem Tiroler Landtag im Juli zur Beschlussfassung vorgelegt. Ein Fokus der aktuellen Novelle liegt im Bereich gesunder und dem Lebensraum angepasster Wildtierbestände. Damit die Jägerschaft die Abschussvorgaben insbesondere bei Rot- und Rehwild erfüllen und Wildtierkrankheiten effektiv bekämpfen kann, wurden neue Möglichkeiten geschaffen. Dazu zählen etwa Nachtabschüsse. Im Gegenzug hat die Behörde bei mehrjähriger Nichteinhaltung der Abschusspläne erweiterte Sanktionsmöglichkeiten. Dadurch sollen Aufwuchs und Bestand der für Tirol so wichtigen Schutzwälder gezielt unterstützt werden.

Ein weiterer Schwerpunkt der Novelle des Tiroler Jagdgesetzes liegt im Bereich Wildtierschutz. Rehkitze können künftig auch ohne Anwesenheit eines Jagdausübungsberechtigten von registrierten DrohnenpilotInnen gerettet werden – dies entlastet die Jägerschaft. Weiters wird im Zuge der Novelle der Schutz der Muttertiere gestärkt und das Wildtiermanagement bzw. das Lebensraummonitoring als Aufgabe der Jagd gesetzlich verankert. Jagschutzorgane werden deutlich aufgewertet. „Im Rahmen der Novelle wurden zudem Möglichkeiten zur Verwaltungsvereinfachung geprüft und dort, wo sinnvoll und möglich, auch umgesetzt“, erklärt LHStv Geisler und betont, dass „laufend daran gearbeitet wird, die Regelungen im Tiroler Jagdgesetz so zu gestalten, um Rechtssicherheit zu gewährleisten, den bürokratischen Aufwand möglichst gering zu halten und das Wildtiermanagement zu optimieren.“

Schutz und Unterstützung für Kinder, Jugendliche und Familien: Auf Antrag der für Kinder- und Jugendhilfe zuständigen LRinEva Pawlata beschloss die Landesregierung die Finanzierung einer neuen Kriseneinrichtung für Kinder und Jugendliche in der Gemeinde Kirchbichl (Bezirk Kufstein). Sie soll bereits mit Juli 2024 in Betrieb gehen. Errichtet wird die Einrichtung, die fünf Plätze für Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 14 Jahren bietet, von der österreichischen Kinder- und Jugendhilfeorganisation Pro Juventute. Die Kriseneinrichtung richtet sich an Kinder und Jugendliche, die aufgrund verschiedener Problemlagen vorübergehend nicht im Herkunftssystem verbleiben können. Sie sollen bis zu 16 Wochen in der Einrichtung verbringen können. Qualifiziertes Personal gewährleistet dort eine 24-Stunden-Begleitung und ermöglicht durch eine engmaschige Beziehungsgestaltung einen besonders individuellen Umgang mit Krisen und Herausforderungen.

Darüber hinaus wurden im Rahmen der Regierungssitzung auch die Leistungsverträge mit dem Netzwerk Vielfalt sowie zesa – Zentrum für Soziale Arbeit verlängert. Die Einrichtungen bieten sozialpädagogische Betreuung sowie Familienintensivbetreuung an. „Jedes Kind soll in Sicherheit und Geborgenheit aufwachsen können. Seitens der Kinder- und Jugendhilfe setzen wir alles daran, Familien dabei bestmöglich zu unterstützen. Ist es für Kinder und Jugendliche nicht möglich, in der Ursprungsfamilie zu bleiben, kann eine außerfamiliär betreute Wohnform notwendig sein. Kriseneinrichtungen sind dabei von besonderer Bedeutung, weil sie eine unmittelbare Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche mit Unterstützungsbedarf bieten. Mit der neuen Kriseneinrichtung von Pro Juventute wird das tirolweite Angebot an betreuten Wohnmöglichkeiten ausgebaut und damit ganz wesentlich zum Schutz und zur Unterstützung von Kindern und Jugendlichen beigetragen“, betont LRin Pawlata.