- Motto „weiter sehen“ regt an, über soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Wandel nachzudenken
- Zahlreiche Publikumsangebote mit Ausstellungen
- Unterrichtsmaterialien für Schulen ergänzen das Museumsjahr
- Aktionstage im September
- Alle Infos zum Euregio-Museumsjahr: 2025.euregio.info
Die Hofburg in Brixen (Südtirol) war vor 500 Jahren Ausgangspunkt der Tiroler Bauernaufstände. Heute, Samstag, eröffneten die VertreterInnen der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino genau dort das Euregio-Museumsjahr 2025. Dieses steht unter dem Motto „weiter sehen“. Rund 130 geladenen Gästen wurde das Programm mit den vielfältigen Ausstellungen und Veranstaltungen in allen drei Euregio-Landesteilen vorgestellt. In Vertretung von Tirols Kulturreferent LH Anton Mattle nahm LHStv Philip Wohlgemuth an der Eröffnung teil. Aktuelle Informationen sind seit Kurzem auf der Museumsjahr-Website 2025.euregio.info zu finden.
Eine zentrale Figur der Bauernaufstände war Michael Gaismair. Er forderte Mitbestimmung und Gleichheit vor dem Gesetz und wurde zum Anführer des Bauernaufstands in Tirol und Salzburg. 500 Jahre später greift das Euregio-Museumsjahr 2025 seine Ideen auf, um unter dem Motto „weiter sehen“ über soziale Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Wandel nachzudenken. Private Museen und Landesmuseen in der gesamten Euregio Tirol-Südtirol-Trentino haben 31 Einzel- und Kooperationsprojekte entwickelt und laden dazu ein, in vergangene Zeiten einzutauchen und Parallelen zur Gegenwart zu ziehen.
Wie die Zusammenarbeit die Museen über die Euregio-Ländergrenzen hinweg stärker vernetzt hat und welche Aufgaben den Museen bei der Aufarbeitung von Geschichte zukommen, darüber diskutierten bei der Eröffnungsfeier VertreterInnen der beteiligten Museen: Edith Hessenberger (Ötztaler Museen, Tirol), Martin Kofler (LUMEN/Museum Burg Heinfels/TAP), Michaela Stolte (Stadt- und Multschermuseum Sterzing, Südtirol), Tommaso Dossi (Palazzo della Magnifica Comunità di Fiemme, Trentino) und Francesco Frizzera (Museo Storico italiano della Guerra, Trentino).
Sechs Schwerpunktthemen
Die Projekte lassen sich sechs Schwerpunktthemen zuordnen:
- „Bauernkriege“ nähert sich auf spielerische bis wissenschaftliche Weise den historischen Ereignissen vor 500 Jahren und der Figur Michael Gaismair.
- Um Ausbeutung und Unterdrückung geht es bei „Kolonialismus“, der in Museen in der Euregio bisher wenig beleuchtet wurde.
- Beim Schwerpunkt „Ökologie“ schauen einige Museen auf die Folgen gesellschaftlichen Handelns.
- Andere fragen sich, ob es gefährlicher ist „Widerstand“ zu leisten oder zu gehorchen.
- Um die Besonderheit von Alltagsgegenständen und Wirtshausgesprächen geht es beim Thema „Kultur im Wandel“, während Objekte aus verschiedenen Museen und Ausstellungen zum Thema Wohnen von sozialer „Gerechtigkeit“ oder eben Ungerechtigkeit erzählen.
Aktionstage, Lehrmaterialien, Online-Infos
Begleitend zu den Ausstellungen und Projekten werden viele Museen an den ersten drei Sonntagen im September spezielle Aktionstage anbieten. Außerdem ermöglichen Unterrichtsmaterialien für SchülerInnen von zwölf bis 18 Jahren, sich mit verschiedenen Formen des Widerstands auseinanderzusetzen.
Wanderfahne und Banddurchschneidung
Ihre erste Station machte in der Hofburg Brixen in Südtirol auch die Museumsjahr-Fahne: Auf ein weißes Feld, umrahmt vom Spruch „Wir fordern...! Als Museen für die Gesellschaft!“, wird im Laufe des Jahres jedes Museum seinen Standpunkt schreiben und damit eine ebenso vielfältige wie gemeinsame Botschaft verfassen.
Die Hofburg Brixen beteiligt sich mit ihrer Ausstellung „Einbruch – Umbruch – Aufbruch“ am Museumsjahr. Direkt vor deren Eingang und stellvertretend für alle 31 Standorte erklärten die Ehrengäste das Euregio-Museumsjahr 2025 mit einer Banddurchschneidung offiziell für eröffnet.
Stimmen zum Museumsjahr
In Vertretung von Südtirols Bischof Ivo Muser sagte der Präsident der Stiftung Hofburg, Michael Mitterhofer, „es gelte nun, die Geschehnisse von vor 500 Jahren gerade hier an diesem bedeutungsvollen Ort der Hofburg Brixen in ihrer komplexen Bedeutung wahrzunehmen, sind sie doch ein Aufruf, darauf zu achten, wie wir in heutiger Zeit mit den Fragen nach Gerechtigkeit, Freiheit, Entfaltung und Entwicklung umgehen“.
Der Euregio-Präsident, Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher lobte: „Es war für unsere Südtiroler Euregio-Präsidentschaft naheliegend, das Gedenkjahr der Bauernkriege und die Ideen Gaismairs aufzugreifen. Den beteiligten Museen ist es gelungen, das Thema mit brennenden Aufgaben unserer Gesellschaft wie Mitbestimmung, Zivilcourage oder auch der Klimakrise zu verknüpfen. Durch ihre Zusammenarbeit haben sie dazu beigetragen, nicht nur Landesgrenzen, sondern auch Grenzen in den Köpfen zu überwinden.“
Tirols Landeshauptmann-Stellvertreter Philip Wohlgemuth sagte: „Beim Euregio-Museumsjahr werden Gerechtigkeit, Krisenbewältigung und Widerstand unter dem Motto ‚weiter sehen‘ aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und wir sind zum ‚weiter denken‘ eingeladen – etwa über historische und gegenwärtige Machtverhältnisse und darüber, was wir als Gesellschaft beitragen können.“
Südtirols Museumslandesrat Philipp Achammer dankte allen, die die Euregio-Kulturlandschaft bereichern: „Unser Ziel ist die Vernetzung unserer Museen. Gemeinsam gestalten wir in der Euregio einen Raum, in dem Wissen und Kultur nicht nur bewahrt, sondern nachhaltig und lebendig erlebbar gemacht werden.“
Die Landeshauptmann-Stellvertreterin und Kulturlandesrätin des Trentino Francesca Gerosa zeigte sich überzeugt: „Seit Jahren betonen wir, dass ‚niemand allein etwas Sinnvolles schaffen kann‘ und dass sowohl Menschen als auch Institutionen kreativer und produktiver arbeiten, wenn sie dies gemeinsam tun: Das Euregio-Museumsjahr ist ein konkreter Ausdruck davon: Ausgehend von einem gemeinsamen Thema wird ein vielfältiges Programm auf Grundlage gemeinsamer Werte, Prinzipien und Ideale umgesetzt.“