Aufzeichnungen bei jedem Wetter: 40 Jahre im Dienste der Hydrographie

Daten von 168 freiwilligen BeobachterInnen bilden wichtige Grundlage für Hochwasserprognosen

  • Angelika Leoni und die Familie von Alois Mauracher führen seit 40 Jahren ehrenamtlich Messungen für den Hydrographischen Dienst durch
  • Daten der Messstellen online unter www.tirol.gv.at/hydro-online
  • Freiwillige hydrographische BeobachterInnen werden laufend gesucht

Seit 40 Jahren betreuen Angelika Leoni und die Familie von Alois Mauracher aus Rettenschöss Messstellen für den Hydrographischen Dienst Tirol. Sie sind zwei von insgesamt 168 ehrenamtlichen hydrographischen BeobachterInnen in Tirol, welche regelmäßig Messungen zur Erhebung des Wasserkreislaufes durchführen und diese Daten an den Hydrographischen Dienst Tirol weitergeben. Zum 40-Jahr Jubiläum ließ es sich der zuständige LHStv Josef Geisler nicht nehmen, Angelika Leoni und Alois Mauracher persönlich zu gratulieren: „Die gewonnenen Daten der Messstellen spielen vor allem bei Hochwasserprognosen und Hochwasserwarnungen eine wichtige Rolle. Für die Erhebung bedarf es auch ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, die jeden Tag Werte messen und einmelden. Seit 40 Jahren leisten Alois Mauracher und Angelika Leoni bzw. deren Familien 365 Tage im Jahr die wichtige Aufgabe, Messungen für den Hydrographischen Dienst durchzuführen. Für diese ehrenamtliche Einsatzbereitschaft im Dienste des Landes und der Sicherheit Tirols möchte ich ihnen meinen herzlichen Dank aussprechen.“

Von Generation zu Generation

In Ellmau betreut Angelika Leoni seit ihrem 18. Lebensjahr eine Niederschlagsmessstelle - diese gibt es bereits seit 1901. Täglich um 7 Uhr misst sie die Niederschlagsmenge im Ombrometer und die Lufttemperatur, welche seit 2004 auch elektronisch erfasst wird. Im Winter erfolgen die Messungen der Schneehöhe und des Neuschnees mittels Schneelatten, welche in ihrem eigenen Garten aufgestellt sind. Die Daten werden regelmäßig in ein eigenes Stationsbuch eingetragen und einmal pro Monat an den Hydrographischen Dienst weitergeleitet.

Alois Mauracher hat im Jahr 2000 die Messstelle des Pegels Rettenschöss am Walchentalerbach übernommen. Zuvor hatte diese Tätigkeit sein Vater ausgeübt. Regelmäßig misst er zu gleichbleibenden Zeiten den Wasserstand am Lattenpegel und die Wassertemperatur mittels Thermometer. Die gewonnenen Daten werden in Protokolle eingetragen, geprüft und dem Hydrographischen Dienst übermittelt. Sie bilden die Grundlage für die Wasserkreislauferhebung. Auch kleine Wartungsarbeiten am Pegel werden von Alois Mauracher durchgeführt. Die Beobachtungsstelle am Walchentalerbach erfasst ein 3,9 Quadratkilometer großes Einzugsgebiet. In seiner Zeit als hydrographischer Beobachter hat Alois Mauracher immer wieder Extremwetter erlebt. So wurde bei einem Hochwasser 2013 ein Abflusswert von 17.600 Liter pro Sekunde am Walchentalerbach gemessen.  

Wasserkreislauferhebung seit 129 Jahren

Seit 129 Jahren werden in Österreich Daten zum Wasserkreislauf durch den Hydrographischen Dienst erhoben. Auch in Tirol werden seit dieser Zeit Messungen zu Niederschlag, Temperatur oder Flusspegeln durchgeführt. Heute verfügt das Land über 650 eigene Messstellen und mit Einbindung von Fremdmessstellen stehen Daten von über 1.000 Messstationen zur Wasserkreislauferhebung zur Verfügung. Die Daten sind vor allem für Hochwasserprognosen unentbehrlich. Viele Messstellen laufen heute bereits automatisch. Die ehrenamtlichen BeobachterInnen spielen jedoch weiterhin eine wichtige Rolle: „Trotz der technischen Entwicklung ist ein geregelter Messbetrieb nur durch den persönlichen Einsatz, die Verlässlichkeit und das Engagement der Beobachterinnen und Beobachter möglich. Die zahlreichen Ehrenamtlichen, wie Angelika Leoni und Alois Mauracher, stellen mit ihren Messungen vor allem die Qualität der Werte sicher“, bedankt sich auch Klaus Niedertscheider, Leiter des Sachgebiets Hydrographie und Hydrologie beim Land Tirol, bei Angelika Leoni und Alois Mauracher.

Freiwillige/r BeobachterIn gesucht

Die Daten von vielen Tiroler Messstellen können online unter www.tirol.gv.at/hydro-online abgerufen werden. Beim Hochwasserereignis im August dieses Jahres wurde dieses Service an einem einzigen Tag 200.000 Mal genutzt. Freiwillige hydrographische BeobachterInnen werden laufend gesucht. Bei Interesse und für nähere Informationen kann man sich an das Sachgebiet Hydrologie und Hydrographie des Landes wenden.

Kontakt:

Sachgebiet Hydrographie und Hydrologie

Herrengasse 3, 6020 Innsbruck

+43 512 508 4251

hydrographie@tirol.gv.at


Factbox: Messstelle Walchentalerbach, Rettenschöss (Bezirk Kufstein)

  • Pegelnullpunkt: 690 Meter über dem Meeresspiegel
  • Errichtungsjahr und Beobachtungsbeginn Wasserstand: 1983
  • Beobachtungsbeginn Abfluss: 1984
  • Beobachtungsbeginn Wassertemperatur: 1999

Factbox: Niederschlagsmessstelle Ellmau (Bezirk Kufstein)

  • Seehöhe: 750 Meter über dem Meeresspiegel
  • Inbetriebnahme der Messstation: 1902
  • Übernahme durch Angelika LEONIE (Niederschlag-, Schnee- und Lufttemperaturmessung): 1983
  • Temperaturdatensammler mit kontinuierlicher Aufzeichnung: 2004