Die Gletscher Tirols von Peter Anich bis heute

Neue Einblicke im Euregio-Infopoint

  • Ausstellung im Euregio-Infopoint in Innsbruck um weiteren Baustein ergänzt
  • 250 Jahre Atlas Tyrolensis veranschaulicht die Veränderungen der Gletscher
  • Wissenswertes rund um die Euregio Tirol-Südtirol-Trentino interaktiv in vier Sprachen abrufbar – für SchülerInnen, Gruppen und alle Interessierten

Von Ötzi bis zum Lawinenreport: Die Ausstellung im Euregio-Infopoint in Innsbruck bietet vielfältige Einblicke in die Geschichte, Entwicklung und aktuelle Projekte der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino. In Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck wird der historische Teil der Ausstellung laufend erweitert. Heute, Montag, wurde im Beisein von Umweltlandesrat René Zumtobel das neue Kapitel zu den Gletschern eröffnet. Um zu veranschaulichen, wie sich diese seit der letzten Eiszeit und insbesondere seit dem 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart verändert haben, wird auch der Atlas Tyrolensis herangezogen. Die historische Karte Tirols, die für das Lebenswerk von Peter Anich und seinem Schüler Blasius Hueber – beide aus Oberperfuss (Innsbruck-Land) – steht, feiert in diesem Jahr ihr 250-jähriges Jubiläum. Bis heute ist der Atlas Tyrolensis aufgrund seines Detailreichtums eine unverzichtbare Quelle für die Forschung. An ihm lassen sich historische Gletscherstände, aufgestaute Eisseen oder Gletscherbrüche ablesen. Zusammen mit zahlreichen Fotos, Karten, Graphiken und Statistiken wird so die Geschichte von Vernagtferner (Ötztaler Alpen), Ortler-Gruppe (Südtirol), Marmolata (Trentino) und Co. nachgezeichnet. Wie alle Inhalte der Ausstellung ist auch das Kapitel zu Gletschern interaktiv, digital aufbereitet und in den Sprachen Deutsch, Englisch, Italienisch und Ladinisch verfügbar.

„Gletscher sind für das Gleichgewicht in der Natur maßgeblich und wichtige Indikatoren für die Auswirkungen des Klimawandels. Die rasante Geschwindigkeit ihres Rückgangs führt uns eindrücklich vor Augen, was ein Temperaturrekord nach dem anderen letztendlich bedeutet. Die Ausstellung im Euregio-Infopoint gibt spannende Einblicke in die Entwicklung der Europaregion und schärft auch das Bewusstsein für die Dringlichkeit von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen. Jede und jeder von uns kann durch kleine Veränderungen im Alltag einen Beitrag leisten, um unseren Lebensraum zu erhalten und den Klimawandel abzumildern“, betont LR Zumtobel.

Von der Vermessung und dem Rückgang der Gletscher

Die älteste bekannte Bilddarstellung eines Gletschers weltweit zeigt den Vernagtferner in den Ötztaler Alpen im Sommer 1601. Vor ihm liegt der aufgestaute See mit darin schwimmenden „Eisbergen“. In den 1770er Jahren erreichte der Gletscher während der Kleinen Eiszeit seinen Höchststand. Im 19. Jahrhundert erfolgte die wohl erste Gesamtaufnahme des Gletschers durch Sebastian Finsterwalder. Zwischen 1889 und 2020 verringerte sich die Gletscherfläche von knapp zwölf auf etwas weniger als sieben Quadratkilometer. Trotz des dramatischen Rückgangs gehört der Vernagtferner weiterhin zu den größten Gletschern Österreichs.

„Peter Anich gilt uns heute als Gelehrter aus eigenem Willen und eigener Kraft. Auch wenn er in seiner Zeit Anerkennung erfuhr, so ließ man ihn doch stets seinen Stand – er war ‚nur‘ Bauer – spüren. Dennoch hat er es geschafft, sich mit seinen bemerkenswerten Leistungen – von den selbst gefertigten Messgeräten über die von ihm entworfenen Sonnenuhren und schließlich den Atlas Tyrolensis – in das kulturelle Gedächtnis des Landes einzuschreiben; ein Werk, auf das wir für die Forschung gerne zurückgreifen oder uns allein an seiner Betrachtung erfreuen“, erklärt Univ.-Prof. Kurt Scharr vom Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie an der Universität Innsbruck. 

Euregio-Ausstellung ist kostenlos zugänglich

Die Ausstellung zu den Gletschern in der Euregio wurde in enger Zusammenarbeit mit den Instituten für Geographie und für Geschichte der Universität Innsbruck, dem Österreichischen Alpenverein, dem Tiroler Landesarchiv und der Firma idee Concept & Exhibition Engineering GmbH aus Innsbruck realisiert. Basierend auf dem Atlas Tyrolensis ist bereits eine zweite Ausstellung in Planung: So sollen im kommenden Jahr die Veränderungen der Flussläufe von Inn und Etsch im Laufe der Zeit aufbereitet werden. Neben dem Kapitel zu den Gletschern wurde die Euregio-Ausstellung zuletzt um den Bereich Glaube und Religion ergänzt (siehe Presseaussendung vom 18.10.2024). Weitere Themenschwerpunkte sind: Herrschaftsgeschichte, Historische Zeitreise, Bergbau, Marksteine Europaregion, Euregio-Statistik, Euregio-Kalender, Lawinenreport und Tour of the Alps. Die Ausstellung kann von Schulklassen, Gruppen und allen Interessierten zu den Öffnungszeiten des Euregio-Infopoints (siehe unten) kostenlos besucht werden. Auch Führungen werden auf Anfrage angeboten: Terminvereinbarung.

Euregio-Infopoint Innsbruck
Wilhelm-Greil-Straße 17, 6020 Innsbruck
Tel.: 0512 508 2355
E-Mail: euregio@tirol.gv.at

Öffnungszeiten:
Montag bis Donnerstag von 9 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr
Freitag von 9 bis 12 Uhr
Für Gruppen können auch Termine außerhalb der Öffnungszeiten vereinbart werden.