- Klimawandel erfordert Anpassungen bei Einsatzorganisationen
- Sicherheitsforum mit rund 30 TeilnehmerInnen
Das Krisen- und Katastrophenmanagement in Tirol weiter an die Herausforderungen des Klimawandels anpassen: Unter diesem Motto fand gestern, Donnerstag, das bereits dritte Tiroler Sicherheitsforum statt. Auf Einladung von Sicherheitslandesrätin Astrid Mair trafen sich rund 30 VertreterInnen von Behörden und Einsatz- sowie Sicherheitsorganisationen im Landhaus 2, um über die Herausforderungen, Erfahrungen und Strategien im Zusammenhang mit immer intensiveren Wetterextreme zu sprechen. Als Input referierte Manfred Bauer, Leiter der Regionalstelle Tirol und Vorarlberg der GeoSphere Austria, über die Schwierigkeit bei der Vorhersage von Wetterextremen. Landesfeuerwehrinspektor Rene Staudacher berichtete über die Anpassungen bei den Tiroler Feuerwehren hinsichtlich notwendiger erweiterter Kompetenzen bei Katastropheneinsätzen.
„Der Klimawandel ist längst auch in Tirol angekommen. Extremwetterereignisse werden immer intensiver und führen vermehrt zu Muren, Hochwasser oder Hagel. Entsprechend müssen wir uns darauf einstellen und unser Krisen- und Katastrophenmanagement den Herausforderungen anpassen“, fasst LRin Mair zusammen und führt weiter aus: „Wir sind in Tirol bereits sehr gut aufgestellt – eine stetige Weiterentwicklung und der laufende Austausch bringen uns noch mehr Sicherheit und kann im Ernstfall Menschenleben retten. Mit dem Sicherheitsforum habe ich eine Plattform geschaffen, um alle Akteurinnen und Akteure in Tirol an einen Tisch zu holen, Kontakte zu intensivieren und über die zentralen Herausforderungen für Behörden und Einsatz- sowie Sicherheitsorganisationen zu sprechen.“
Lokale Wetterextreme schwer vorhersehbar
So werden Einsätze oft infolge von Wetterextreme, etwa starker Regenfall oder Stürme, notwendig. „In den vergangenen Jahren konnten wir beobachten, dass Unwetter intensiver ausfielen – so mancher Starkregen brachte extreme Regenmengen und auch enorme Sturmböen, die große Schäden zur Folge hatten. Gleichzeitig sind immer mehr Hitzetage – also Tage mit Temperaturen von über 30 Grad – zu verzeichnen, die nicht nur Gesundheitsrisiken für die Bevölkerung mit sich bringen, sondern beispielsweise auch die Waldbrandgefahr erhöhen“, erklärt Bauer von der GeoSphere Austria.
Er und seine KollegInnen beobachten tagtäglich die Wetterentwicklung in Tirol genauestens. Bei Vorzeichen von Extremwetterereignissen werden Warnungen für die Behörden, Einsatzkräfte und die Bevölkerung ausgegeben. „Die Vorhersage von Wetterextremen ist heutzutage dank einer Vielzahl an Messgeräten und Wettermodellen sehr fortgeschritten: Bei großräumigen Ereignissen können wir oftmals schon Tage im Voraus sehen, dass Stürme oder große Niederschlagsmengen Tirol treffen werden. Schwieriger ist es bei kleinräumigen Gewitterzellen, wenn nur wenige Gemeinden betroffen sind. Rasch aufziehende Unwetter können hier auf begrenztem Raum zu großen Schäden führen. Welche Gebiete konkret betroffen sind, sehen wir erst kurz vor dem Ereignis. Erschwerend kommt hinzu, dass Extremwetterereignisse nicht mehr nur in den bisher gewohnten Jahreszeiten auftreten und einzelne Extreme sogar bisher bekannte Erfahrungen sprengen“, so Bauer.
„Die GeoSphere Austria leistet sehr gute Arbeit und ist für uns ein wichtiger Partner in Sachen Sicherheit“, betont LRin Mair und führt weiter aus: „Prognosen sind eine wesentliche Säule für Prävention, Warnungen und Lageeinschätzungen durch die Expertinnen und Experten. Fakt ist aber auch: Das Wetter ist nicht zu einhundert Prozent vorhersehbar. Jede Warnung ist das gut überlegt und ernst zu nehmen.“
Einsatzkräfte bereiten sich laufend vor
Bei den Tiroler Feuerwehren sind die intensiveren Extremwetterereignisse besonders spürbar: Immer öfter sind Einsätze aufgrund von Hochwassern, Muren und anderen Naturereignissen zu verzeichnen. Auf Basis eines neuen Konzeptes werden die bereits umfassenden Kompetenzen der Feuerwehren für Katastropheneinsätze erweitert, um auf solche Einsätze noch besser vorbereitet zu sein (Details dazu finden sich in der Presseaussendung des Landes Tirol vom 28. August 2024).
„Diesen Sommer waren die Tiroler Feuerwehren vielfach gefordert: Sei es der Hilfseinsatz aufgrund des Hochwassers in Bayern diesen Juni, die Sturmschäden in Innsbruck-Land im Juli oder auch das Hochwasser und die Murenabgänge in St. Anton am Arlberg im August. Bei diesen Einsätzen hat sich einmalmehr gezeigt, wie wichtig hier eigene Katastropheneinsatz-Strukturen sind“, betont Rene Staudacher.
19 Katastrophenhilfszüge in Tirol
Eine zentrale Säule im Ernstfall sind die Katastrophenhilfszüge. Diese speziell zusammengestellten taktischen Einheiten bestehen jeweils aus rund 50 Einsatzkräften und zehn Fahrzeugen. Sie rücken dann aus, wenn örtliche Einsatzkräfte an ihr Limit stoßen oder Spezialgerätschaften benötigt werden. In Tirol gibt es bereits 19 Katastrophenhilfszüge, die auf unterschiedliche Einsatzgebiete – etwa Hochwasser, Waldbrand oder Schnee – spezialisiert sind. „Für kleinere Einsätze nach Extremwetterereignissen bauen wir zudem ein eigenes Modulsystem auf: Jede Feuerwehrwache kann mit speziellen – thematisch unterschiedlich mit Spezialausrüstung bestückten – Rollcontainern ausgestattet werden, etwa für die Bereiche Hochwasser, Stürme, Muren oder Steinschläge. Kommt es zu einem Katastropheneinsatz, kann der jeweils benötigte Rollcontainer in die Fahrzeuge geschoben werden. Damit bleiben die Feuerwehren flexibel einsatzfähig“, so LFI Staudacher. Erste Feuerwehren in Tirol verfügen bereits über eigene Module. Diese werden laufend erweitert.
Neuer Zweckzuschuss = mehr Mittel für Einsatzorganisationen
Für Sicherheitslandesrätin Mair ist das Vorgehen der Tiroler Feuerwehren vorbildlich: „Durch die sich häufenden Kriseneinsätze gilt es für die Einsatzorganisationen, erweiterte Strukturen auszubauen und vor allem zusätzliche Spezialausrüstung anzuschaffen. Als Land Tirol lassen wir die Einsatzorganisationen bei diesen Anpassungen nicht alleine und unterstützen sie finanziell bei der Anschaffung.“
Mit Hilfe eines neuen Zweckzuschusses bekommen künftig alle Tiroler Einsatzorganisationen zusätzliche finanzielle Mittel für Krisen- und Katastropheneinsätze. Insgesamt 2,3 Millionen Euro stehen dafür jährlich zur Verfügung.