Eröffnung Kinderschutzzentrum Reutte

Niederschwelliges und kostenloses Beratungsangebot für von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche

„Gerade die Schwächsten unserer Gesellschaft – die Kinder und Jugendlichen – brauchen besonderen Schutz vor Gewalt“, betont LRin Christine Baur, zuständig für die Kinder- und Jugendhilfe.

Laut Gewaltschutzzentrum Tirol waren 2016 insgesamt 846 Kinder zumindest indirekt von Gewalt betroffen. Von 80 Kindern und Jugendlichen ist bekannt, dass sie 2016 direkte Gewalt innerhalb der Familie oder im sozialen Nahbereich erfahren haben. „Dies sind die gemeldeten, offiziellen Zahlen. Die Dunkelziffer ist weitaus höher“, stellt LRin Baur klar. Für alle von Gewalt – sei es direkt oder indirekt – betroffenen Kinder und Jugendlichen steht der Tiroler Kinderschutz mit Hilfe und Unterstützung zur Verfügung. „Gibt es konkrete Hinweise auf sexuelle, körperliche oder psychische Gewalt an Kindern und Jugendlichen, bzw. besteht der Verdacht, dass Kinder oder Jugendliche nicht ausreichend geschützt sind, ist die erste Anlaufstelle die Kinder- und Jugendhilfe in den Bezirken. Bei Verdacht auf sexuelle Gewalt wird von uns direkt mit den Fachleuten des Kinderschutzes zusammengearbeitet“, erläutert Silvia Rass-Schell, Vorständin der Abteilung Kinder- und Jugendhilfe.

Neue Beratungsstelle in Pflach

„Wichtig bei der Kindeschutzarbeit ist es, dass sie möglichst niederschwellig und leicht erreichbar ist, damit die betroffenen Kinder, Jugendlichen sowie ihre Bezugspersonen vor keinen Hürden stehen, wenn sie sich mit ihren Problemen an eine Beratungsstelle wenden“, so LRin Baur. Aus diesem Grund gibt es mit dem Kinderschutzzentrum in Pflach bei Reutte ab sofort eine weitere Beratungsstelle des Tiroler Kinderschutzes. „Die Anlaufstelle in Reutte ist die erste Beratungseinrichtung, die nach 16 Jahren in den Bezirken eröffnet wird – das ist Anlass zum Feiern“, freut sich Karin Hüttemann, Geschäftsführerin der Tiroler Kinder- und Jugend GmbH.

„Das Angebot des Kinderschutzzentrums Reutte reicht von Beratung und Prozessbegleitung bis hin zu Psychotherapie für betroffene Kinder und Jugendliche und deren Bezugspersonen“, informiert Martin Schölzhorn, Fachbereichsleiter Kinderschutz in der Tiroler Kinder und Jugend GmbH. Ziel sei es dabei, Schutzmaßnahmen aufzubauen und die Lebensbedingungen für die Kinder und Jugendlichen so zu gestalten, dass deren Sicherheit gewährleistet ist. In der Praxis ist dies nur in enger Kooperation möglich, vor allem mit nahen Bezugspersonen sowie mit der Kinder- und Jugendhilfe. Auch mit der Schule oder dem Kindergarten sowie anderen Einrichtungen, die mit Kindern und Jugendlichen zu tun haben, arbeitet der Kinderschutz zusammen.

Kostenlose, vertrauliche und auf Wunsch anonyme Beratung

Die Angebote des Kinderschutzzentrums Reutte richten sich an Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr, deren Bezugspersonen sowie Menschen, die beruflich oder privat mit dem Thema Gewalt und Vernachlässigung von Kindern konfrontiert sind. In Reutte werden zukünftig für betroffene Kinder und Jugendliche entsprechende Hilfsmaßnahmen erarbeitet. Diese Hilfestellung soll einen Ausstieg aus der Gewaltsituation ermöglichen und vor weiteren Gewalterfahrungen schützen. „Unsere kostenlose, vertrauliche und auf Wunsch anonyme Beratung hilft Kindern und Jugendlichen dabei, wieder Sicherheit zu gewinnen“, erklärt Sozialarbeiterin Regine Weber, die gemeinsam mit Carolina Anna Harrer die Kinderschutzarbeit vor Ort in Reutte leistet.

Die Kinderschutzzentren in Innsbruck, Wörgl, Imst und Lienz führten 2017 insgesamt 6.042 Beratungen, Psychotherapien und Prozessbegleitungen mit 2.053 KlientInnen durch.