Lawinenrisiko über Grenzen hinweg bewerten

Euregio-Projekt CAIROS

  • Fortbildung für Lawinenkommissionen der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino in Axamer Lizum
  • Rund 50 Teilnehmende bei dreitägiger Fortbildung mit Theorie- und Praxismodulen
  • Schwerpunkt lag auf Euregio-Projekt CAIROS zur Harmonisierung und Weiterentwicklung der Ausbildung und der Arbeitsabläufe der Lawinenkommissionen
  • Landes-Film unter https://youtu.be/EqcWaoQSXug 

Das Risiko für Lawinen bewerten und damit die aktuelle Lawinengefahr zum Schutz der Bevölkerung und der Gäste einschätzen: Das ist die Aufgabe von Lawinenkommissionen. Egal, ob in Tirol, Südtirol oder dem Trentino – das Handwerkszeug ist überall gleich. Mit dem Projekt CAIROS werden aktuell die Arbeitsabläufe der Lawinenkommissionen in der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino harmonisiert und weiterentwickelt. Damit soll die Risikobewertung aber auch die Zusammenarbeit verbessert werden. Nach Fortbildungen am Tonalepass und bei Canazei im Trentino sowie bei Sulden in Südtirol erhielten rund 50 Mitglieder der Lawinenkommissionen der Euregio-Länder diese Woche bei einer dreitägigen Fortbildung in der Axamer Lizum (Bezirk Innsbruck-Land) Einblicke in CAIROS. In Praxis- und Theorieteilen gab es zudem Wissenswertes rund um das Thema Lawine. Der Landes-Film zur Fortbildung in der Axamer Lizum findet sich unter https://youtu.be/EqcWaoQSXug.

„Das Projekt CAIROS gleichsam wie der Euregio-Lawinenreport sind Vorzeigebeispiele der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Die Lawinengefahr endet nicht an einer Landesgrenze. Durch Zusammenarbeit können wir voneinander lernen, aktuelle Informationen zur Einschätzung der Gefahr austauschen und gemeinsam für mehr Sicherheit in den Bergen sorgen“, erklärt Sicherheitslandesrätin Astrid Mair und ergänzt: „Die Lawinenkommissionen tragen eine besondere Verantwortung in der gesamten Euregio. Sie sind es, die das Gefahrenrisiko im Winter für den Dauersiedlungsraum, Verkehrswege aber auch Sportanlagen immer wieder aufs Neue abwägen. Damit tragen sie im Sinne der Katastrophenvorsorge ganz wesentlich zu mehr Sicherheit im Alpenraum bei. Das erfordert viel Wissen, Erfahrung und den Einsatz der notwendigen Technologien und Instrumente. Die regelmäßigen Fortbildungen und Projekte wie CAIROS sind es, die die Kommissionsmitglieder bei dieser wichtigen Arbeit unterstützen und die Risikovorsorge weiter optimieren.“

CAIROS: Gemeinsame Aus- und Fortbildungsstruktur, mehrsprachige Software und Simulation von Lawinen

In den Euregio-Ländern sind derzeit mehr als 2.000 größtenteils ehrenamtliche Mitglieder in 346 Kommissionen aktiv – in Tirol sind es mehr als 1.350 Mitglieder in 245 Kommissionen. Sie beurteilen das Lawinenrisiko und beraten unter anderem Gemeinden, Sportinfrastrukturträger oder auch das Land – etwa, ob Straßen oder Skipisten und Winterwanderwege gesperrt werden müssen. Voraussetzungen für diese Arbeit sind neben fachlichem Wissen und einem großen Erfahrungsschatz aktuelle Informationen über Schnee- und Wetterverhältnisse – auch jenseits der eigenen Landesgrenzen. „Wir fördern die Zusammenarbeit, sodass wir gegenseitig von aktuellen Informationen aber auch dem generellen Know-How unserer Kolleginnen und Kollegen profitieren können“, so Harald Riedl, Leiter der Lawinenkommissionsausbildung des Landes Tirol.

CAIROS wird über das Interreg-Programm Italien-Österreich gefördert und läuft noch bis 2026. Es beruht auf drei Säulen, die aktuell von VertreterInnen aus den drei Ländern gemeinsam entwickelt werden. „Zunächst möchten wir gemeinsame Aus- und Fortbildungsstrukturen und Inhalte erstellen, sodass alle Kommissionen in der Euregio auf der gleichen Basis agieren. Gleichzeitig entwickeln wir eine mehrsprachige Software. Als Multifunktionstool wird diese künftig eine einheitliche und gemeinsame Dokumentation ermöglichen, um so auch Informationen auszutauschen und einfacher miteinander kommunizieren zu können. Außerdem sollen alle Kommissionen der Euregio künftig Zugriff auf tagesaktuelle Simulationen von Lawinen erhalten. Das ist ein besonders innovativer Aspekt von CAIROS. Erstmalig können Lawinenmodelle so nämlich den Kommissionen direkt bei der Entscheidungsfindung helfen“, erklärt Michael Winkler, der Tiroler Projektleiter von CAIROS. 

Fortbildung in Theorie und Praxis

Im Rahmen der Fortbildungen konnten die TeilnehmerInnen die ersten Zwischenergebnisse von CAIROS in Augenschein nehmen. Der Fokus wurde dabei auf die Simulationen von Lawinen gelegt. Den Teilnehmenden konnten erste Karten gezeigt werden, auf denen je nach Gefährdungslage potentiell mögliche Lawinen und deren Schadenspotential dargestellt sind. Die Karten werden zukünftig ein weiteres Werkzeug der Kommissionen sein, um die Entscheidungsträger besser beraten zu können.

Daneben gab es wieder unterschiedlichste Kurse rund um das Thema Lawine. „Unsere Fortbildungen bilden stets einen Mix aus dem relevanten und unabdingbaren theoretischen Wissen und einem Praxisteil, um das Wissen auch aktiv anwenden zu können. So haben wir beim Kurs Schneedecken untersucht, Schneeprofile erstellt und interpretiert sowie Auslösetests durchgeführt. Damit konnten wir den Teilnehmenden viel wertvolles Wissen aus Tirol mit auf den Weg geben“, fasst Harald Riedl zusammen. 


Factbox

Aufgaben der Lawinenkommissionen sind unter anderem …

  • die Beratung und Unterstützung des Bürgermeisters/der Bürgermeisterin bei der Vorbereitung und Durchführung der Abwehr und der Bekämpfung von Lawinenkatastrophen.
  • die Beurteilung der Lawinensituation im Auftrag der Bezirkshauptmannschaft als Straßenpolizeibehörde sowie Organe der Straßenaufsicht, des Straßenerhalters und der Feuerwehr im Zusammenhang mit der Anordnung von Verkehrsbeschränkungen.
  • die Beurteilung der Lawinensituation auf Verlangen der BetreiberInnen von Lift- und Seilbahnanlagen sowie von Sportanlagen wie Skipisten, Loipen, Rodelbahnen, Winterwanderwegen und dergleichen.

Das Projekt CAIROS: 

  • Laufzeit: 2024 bis 2026
  • Budget: 732.000 Euro aus dem Interreg-Programm Italien-Österreich
  • Ziel: Harmonisierung und Weiterentwicklung der Aus- und Fortbildung sowie der Arbeitsabläufe der Lawinenkommissionen in der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino