- Szenario: Sturm und Starkregen schränken Verkehrsinfrastrukturen ein – Hilfsanforderung an benachbarte Länder notwendig
- Realer Übungsteil mit Gefahrengutaustritt in Steinach am Brenner auf Tiroler und zahlreichen Unfällen in Ratschings auf Südtiroler Seite
- Euregio-Abkommen als Grundlage für rasche und enge Zusammenarbeit im Zivil- und Katastrophenschutz
Rund 450 Einsatzkräfte mit mehr als 100 Einsatzfahrzeugen aus Tirol und Südtirol übten dieser Tage im Rahmen der ersten länderübergreifenden Katastrophenschutzübung EUREX.24 den Ernstfall. Das Übungsszenario umfasste einen heftigen Sturm mit Starkregen, der die Verkehrsinfrastruktur in beiden Regionen erheblich beeinträchtigte und eine Hilfsanforderung an die benachbarten Länder notwendig machte. Im Fokus der Übung stand die rasche und effiziente Zusammenarbeit zwischen Tirol und Südtirol, die auf dem Euregio-Abkommen zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Bereich des Zivil- und Katastrophenschutzes basiert. Neben der Arbeit in den Einsatzstäben wurden auch reale Szenarien in beiden Landesteilen beübt – ein Gefahrengutaustritt am Bahnhof in Steinach am Brenner (Bezirk Innsbruck-Land) und mehrere Unfälle mit zahlreichen Verletzten in einem Gewerbegebiet in Ratschings (Bezirksgemeinschaft Wipptal, Südtirol).
Euregio-Präsident und Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher betont: „Die Sicherheit unserer Bevölkerung steht an oberster Stelle. Dafür ist eine koordinierte Zusammenarbeit über die Landesgrenzen hinweg unumgänglich. Dank des Euregio-Abkommens können wir im Ernstfall schnell reagieren und im Bedarfsfall auch auf benachbarte Ressourcen zurückgreifen. Abläufe müssen im Ernstfall natürlich sitzen – deshalb sind gemeinsame Übungen enorm wichtig. Mit der EUREX.24 setzen wir ein weiteres sichtbares Zeichen für das starke Band zwischen Tirol und Südtirol.“
„Der Zivil- und Katastrophenschutz endet nicht an Landesgrenzen. Die Übung hat einmal mehr verdeutlicht, wie essenziell der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Tirol und Südtirol sind, um in Krisensituationen effizient und wirkungsvoll handeln zu können. Mit dem Euregio-Abkommen haben wir dafür eine gute Grundlage“, schlägt auch Tirols Sicherheitslandesrätin Astrid Mair in die gleiche Kerbe und bedankt sich bei allen Übungsbeteiligten für die professionelle Abwicklung der EUREX.24.
Euregio-Abkommen regelt Abläufe
Der Fachvorstand der Euregio hat in den vergangenen Jahren ein Abkommen für grenzüberschreitenden Zivil- und Katastrophenschutz erarbeitet, um grenzüberschreitenden Einsätze zu erleichtern. Vergangenes Jahr wurde das Abkommen seitens des Euregio-Vorstandes genehmigt. Neben dem Austausch von Einsatzdaten in Echtzeit bzw. der möglichst raschen Übermittlung von Informationen wird damit auch die Entsendung von Rettungsteams und Hilfsmaterial geregelt. „Diese Vereinbarung ermöglicht eine enge Kooperation im Bereich des Zivil- und Katastrophenschutzes und hat sich bei der Übung als unverzichtbar erwiesen. Aufbauend auf diesem Abkommen können wir unsere Zusammenarbeit künftig vertiefen“, so Elmar Rizzoli, Leiter des Tiroler Zentrums für Krisen- und Katastrophenmanagement.
Action in Steinach und Ratschings
Schauplatz des realen Übungsteils heute, Samstag, waren sowohl in Tirol als auch Südtirol. Am Bahnhof in Steinach am Brenner kam es zu einem Gefahrengutaustritt. Ein Kesselwaggon mit Essigsäure wurde durch einen Unfall beschädigt. Vor dem Hintergrund zahlreicher gesperrter Verkehrswege konnten nicht ausreichend geeignete Hilfskräfte aus Tirol zum Einsatzort gelangen. Dementsprechend wurden neben der Feuerwehr Steinach, der Einsatzleitung der ÖBB und dem Österreichischen Roten Kreuz auch das Rote Kreuz Italien, die Feuerwehr Sterzing, die Berufsfeuerwehr Bozen und das Weiße Kreuz Südtirol angefordert. Gemeinsam wurden Verletzte geborgen und erstversorgt sowie Personen in einer Dekontaminationsschleuse gereinigt. In dem beim Schwimmbad in Steinach eingerichteten Feldspital vom Roten Kreuz Südtirol und der Versorgungsstelle vom Weißen Kreuz Italien wurden die betroffenen Personen untergebracht und versorgt.
Im Gewerbegebiet des Ortsteiles Gasteig der Gemeinde Ratschings kam es indes zu mehreren Verkehrs- und Arbeitsunfällen, die ein so genanntes MANV-Szenario (Massenanfall an Verletzten) zur Folge hatten. Auch hier waren Feuerwehren aus Süd- und Nordtirol, das Weiße Kreuz Italien, das italienische und österreichische Rote Kreuz sowie der österreichische Arbeiter Samariterbund eingebunden. Klaus Unterweger, Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz in Südtirol, erklärt: „Ziel dieses Übungsteiles war es, die Abläufe unter Einbindung auswärtiger Kräfte, den Umgang mit verschiedenen Qualifikationen, unterschiedlicher Ausstattung und technischem Know-how zu beüben, um bei zukünftigen Übungen und natürlich im Ernstfall Optimierungen vornehmen zu können. Zudem wurde eine gemeinsame Lageführung auf Bezirksebene – Bezirk Innsbruck-Land und Feuerwehrbezirk Wipptal – und der Austausch mit dem Lagezentrum in Bozen auf die Probe gestellt.“
Factbox
Beteiligte Organisationen EUREX.24
Tirol:
- Land Tirol
- Österreichisches Rotes Kreuz
- Samariterbund Tirol
- Landes-Feuerwehrverband Tirol
- Bezirksfeuerwehrverband Innsbruck
- Freiwillige Feuerwehren Steinach am Brenner, Zirl, Fulpmes, Gschnitz, St. Jodok, Aussernavis und Telfes im Stubaital
- Österreichische Bundesbahnen (ÖBB)
- Gemeinde Steinach am Brenner
Südtirol:
- Land Südtirol
- Agentur für Bevölkerungsschutz
- Landesnotrufzentrale Bozen
- Berufsfeuerwehr Bozen
- Bezirksfeuerwehrverband Wipptal-Südtirol
- Landesrettungsverein Weißes Kreuz Südtirol
- Italienisches Rotes Kreuz Komitee Südtirol
Ziele der Übung
Behördenebene:
- Erarbeitung und Beübung der Anforderungsprozedere wechselweise für Unterstützungsleistungen
- Kommunikation/Meldewege zwischen den Behörden und den Leitstellen und Einsatzorganisationen
- Erstellung eines gemeinsamen, länderübergreifenden Lagebildes
- Gemeinsame, länderübergreifende Öffentlichkeitsarbeit
- Erfahrungsaustausch und Wissenssicherung für zukünftige grenzüberschreitende Zusammenarbeit
Einsatzorganisationen:
- Kommunikation zu den Behörden und zwischen den Leitstellen und Einsatzorganisationen
- Bewältigung eines gemeinsamen Szenarios mit dem Fokus auf eigene Stärken und Eingliederung in bestehende Führungsstrukturen
- Erfahrungsaustausch und Wissenssicherung für zukünftige Zusammenarbeit im grenznahen Bereich
- Überprüfung, ob zu erwartende Reaktionen und Maßnahmen eintreffen und gesetzt werden
- Überprüfung, ob die real geübten Teile in fachlicher, organisatorischer und struktureller Hinsicht wie geplant ablaufen