Finanzielle Unabhängigkeit kann Altersarmut verhindern

Frauenlandesrätin Gabriele Fischer zum Tiroler Equal Pension Day am 20. Juli

Der Equal Pension Day markiert jenen Tag, an dem Männer bereits so viel Pension auf ihrem Konto haben, wie Frauen erst bis Jahresende erhalten haben werden. Basierend auf einer Auswertung der Pensionsversicherungs-Jahresstatistik (Datenbasis: Dezember 2019) wurde für Tirol der 20. Juli als Equal Pension Day errechnet. Für Gesamtösterreich fällt dieser Tag auf den 30. Juli.

„Das bedeutet, dass Frauen in Tirol um 44,6 Prozent weniger Pension erhalten als Männer. Stellt man dieses Verhältnis in einer Zeitspanne dar, so erhalten sie 163 Tage des Jahres kein Geld“, rechnet Frauenlandesrätin Gabriele Fischer vor. Österreichweit ist die Differenz mit 41,9 Prozent und umgerechnet 153 Tagen zu beziffern.

Doch warum bestehen immer noch diese großen Unterschiede beim Bezug der Alterspension? Ein ausschlaggebender Grund ist der Tatsache geschuldet, dass bei vielen Paaren, die eine Familie gründen, in den allermeisten Fällen die Frauen nach der Geburt des Kindes ihre Arbeitszeiten reduzieren. „Genau zu diesem Zeitpunkt beginnt das geschlechtsspezifische Lohngefälle. Und das hat drastische Folgen für die finanzielle Situation von Frauen und ihren späteren Pensionsanspruch“, stellt LRin Fischer klar und wartet mit einer weiteren alarmierenden Zahl auf: „Die Statistik Austria bemisst aktuell die Armutsgefährdung bei Frauen über 65 Jahren mit 29 Prozent, während diese bei Männern derselben Altersgruppe bei fast der Hälfte – nämlich 15 Prozent liegt.“ Noch dramatischer wird die Situation für Frauen nach einer Trennung. „Oft beginnt die soziale Schlechterstellung mit einer Scheidung und den gestiegenen Kosten im Single-Haushalt. Auch finden diese Frauen, die sich um Haus und Kinder gekümmert hatten, schwer einen Job, der das finanzielle Auskommen im Alter absichert“, berichtet die Frauenlandesrätin aus vielen typischen Biografien. Die Teilzeitarbeit ist für die familienintensiven Phasen sehr gut, ist allerdings meist nicht existenzsichernd und hat langfristige Auswirkungen auf das Lebenseinkommen.

Sensibilisierung schon in jungen Jahren

„Es ist mir daher sehr wichtig, bereits jungen Frauen die Folgen von Teilzeitarbeit und traditioneller Rollenverteilung aufzuzeigen“, betont LRin Fischer, die gemeinsam mit Expertinnen einen Rückschritt hin zu konservativen Rollenbildern ortet: Eine steigende Anzahl an Mädchen erkennet nicht die Notwendigkeit einer fundierten Ausbildung, sondern verlässt sich darauf, zu heiraten und von den Einkünften des Ehemannes zu leben. „Frauen müssen finanziell unabhängiger werden. Am besten können sie sich vor Altersarmut schützen, indem sie ihre Absicherung möglichst früh in die eigenen Hände nehmen und nicht darauf hoffen, dass es schon irgendwie reichen wird“, ist LRin Fischer überzeugt. Eine weitere Möglichkeit der besseren Absicherung für Frauen ist das Pensionssplitting. Damit können diejenigen ihre Pension aufbessern, die wegen jahrelanger Hauptverantwortung in der Kinderbetreuung eine geringe Pension zu erwarten haben. Dabei wird die Pension jenes Elternteils, der vorwiegend Erwerbsarbeit geleistet hat, zu dem Elternteil auf das Pensionskonto umgeschichtet, der unbezahlt Familienarbeit geleistet hat.

Online Frauenberatung

Das Land Tirol fördert Frauen- und Mädchenberatungsstellen, die beispielsweise einen Fokus auf Existenzsicherung legen. Einen niederschwelligen Zugang stellt unter anderem die vom Land Tirol finanzierte und vom Verein Frauen im Brennpunkt durchgeführte Online Frauenberatung (vormals Frauenonlineberatung Tirol) dar.

Diese hat sich einem kompletten Relaunch unterzogen und präsentiert sich auf

www.online-frauenberatung.at

in neuem Design: Eine übersichtliche und einfach zu bedienende Handhabung zeichnet die virtuelle Kommunikation mit den professionellen Beraterinnen aus. Beibehalten wurden die für ratsuchende Frauen wichtigen Features: kostenlos, vertraulich, datensicher und rasch erfolgt eine Rückmeldung werktags innerhalb von 48 Stunden.

Doch nicht nur Fragen zur Existenzsicherung, Beruf, Aus- und Weiterbildung werden beantwortet. Auch Themen wie Partnerschaft, Sexualität, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz oder Gewalt können besprochen werden – die Online Frauenberatung berät oder verweist, falls erforderlich, auf weiterführende Unterstützungsangebote.