Fische finden in Hatting neue Lebensräume

Zwei Bäche wieder an den Inn angebunden, lokaler Hochwasserschutz verbessert

Der Hattinger Bach und der Gießenbach im Gemeindegebiet von Hatting waren bislang durch Flussregulierungen vom Inn weitgehend abgetrennt. Im Rahmen des Projekts „der.inn“ hat das Land Tirol in Zusammenarbeit mit der Gemeinde, dem WWF Österreich und dem Tiroler Fischereiverband sowie mit finanzieller Unterstützung von Blühendes Österreich – REWE International gemeinnützige Privatstiftung die beiden Seitenarme durch Rück- und Umbauten wieder für Fische passierbar gemacht und auch den lokalen Hochwasserschutz verbessert. Erste Erfolge sind bereits sichtbar. Davon überzeugten sich die Projektpartner anlässlich der Fertigstellung des Projekts bei einem Lokalaugenschein im Naturschutzgebiet Gaisau.

„Wir wollen dem Inn wieder mehr Raum geben, die Mündungsbereiche der Zubringerflüsse revitalisieren und dadurch den ökologischen Zustand im Einklang mit dem Hochwasserschutz verbessern“, erläutern LHStvinIngrid Felipe und LHStv Josef Geisler das Ziel des Projekts „der.inn“. Als erste Maßnahme im heurigen Jahr wurden im Gemeindegebiet von Hatting der Gießenbach und der rund zwei Kilometer flussabwärts einmündende Hattinger Bach, der sich im Naturschutzgebiet Gaisau befindet, fischpassierbar an den Inn angebunden.

Die Gesamtkosten belaufen sich auf 250.000 Euro. Die Stiftung Blühendes Österreich trägt 100.000 Euro über Vermittlung des WWF Österreich bei. Fachlich begleitet wurde das Projekt vom Tiroler Fischereiverband. „Wir freuen uns über die breite Zusammenarbeit in diesem Projekt und bedanken uns bei ‚Blühendes Österreich‘ für die finanzielle Unterstützung“, so Felipe und Geisler. Ronald Würflinger, Geschäftsführer von Blühendes Österreich: „Die Wiederanbindung der Seitenbäche am Inn erfordert die Zusammenarbeit von Gemeinden, Land, Bund, WWF und Fischereiverband. Diese sektorübergreifende Allianz, welche die Kooperation „der.inn“ bündelt, ist ein Erfolgsmodell. Wir wollen diese Arbeit stärken. Blühendes Österreich sieht seine Unterstützung als einen ersten bedeutenden Schritt zu weiteren Verbesserungsmaßnahmen für die blaue Seele Tirols.“

Altes Stauwehr wurde zur Rampe

Als zentrale Maßnahme in der Gaisau wurde das alte Stauwehr am Hattinger Bach umgestaltet und zu einer Rampe umgebaut. Diese ist für Fische passierbar, hält den Wasserhaushalt im Naturschutzgebiet stabil und verbessert den Wasserabfluss des Hattinger Bachs im Hochwasserfall. Für den Hattinger Bgm Dietmar Schöpf ist somit die Revitalisierung auch eine lokale Verbesserung im Hochwasserfall. Bei den Unwetterereignissen im Juni 2015 und im Juli 2016 wurden Teile von Hatting durch den Rückstau des Hattinger Bachs in der Gaisau überschwemmt.

Weiters wird am Gießenbach nahe der Hattinger Innbrücke das Bachbett auf einer Länge von 360 Metern abgesenkt und die Bachmündung in den Inn komplett neu gestaltet. Diese Maßnahme ermöglicht es den Fischen vom Inn in den Bach einzuwandern und dort auch Laichplätze zu finden.

„Durch die Rückbaumaßnahme wird die natürliche Flussdynamik gefördert. Davon profitiert die Fischfauna“, erklärt Zacharias Schähle vom Tiroler Fischereiverband. Zudem würden die Maßnahmen dazu beitragen, dass die bedrohte Tiroler Inn-Äsche eine Zukunft hat. Wie der WWF betont, sind Süßwasser-Ökosysteme besonders sensibel und am stärksten betroffen vom Artensterben. Renaturierungsmaßnahmen entlang von Flüssen sind demnach essentiell, um der Natur wieder mehr Raum zu geben. „Für die Fischfauna sind frei zugängliche Seitenbäche von besonderer Bedeutung, da sie im verbauten und energiewirtschaftlich genutzten Hauptstrom Inn wenig Lebensraum vorfinden“, freut sich Hanna Simons, Leitung Natur- und Umweltschutz beim WWF Österreich über die abgeschlossenen Maßnahmen.

18 Revitalisierungsprojekte umgesetzt

Seit dem Jahr 2008 arbeiten das Land Tirol, das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus und der WWF Österreich im Rahmen des Projekts „der.inn“ gemeinsam an der Gewässerentwicklung und Hochwasserprävention am Inn und seinen Seitenarmen. In dieser Zeit wurden 18 Revitalisierungsmaßnahmen umgesetzt sowie Abflussuntersuchungen durchgeführt.