Ein Rundgang durch das Tiroler Landesarchiv

Neuer Lesesaal als Herzstück umfangreicher Bau- und Sanierungsmaßnahmen

  • Ob Ahnenforschung oder historisches Interesse – niederschwelliger BürgerInnenservice
  • Zahlreiche Veranstaltungen und Projekte mit Partnerinstitutionen

Mehr als tausend Jahre Geschichte an einem einzigen Ort vereint: Vergangenheit wird im Tiroler Landesarchiv lebendig gehalten – für interessierte Laien genauso wie für die Wissenschaft. Vor mehr als zwei Jahren erfolgte der Spatenstich für die umfänglichen Umbauarbeiten im Landesarchiv, dessen Kernstück der neu errichtete Lesesaal ist. Die Eröffnung der schwebenden, von hellen Fensterfronten umrahmten Konstruktion erfolgte bereits im April – seitdem bietet der Saal nicht nur einen angenehmen Raum für Recherche und Forschung, sondern setzt auch neue Maßstäbe in Hinsicht auf Barrierefreiheit und Nutzungsvielfalt. Neben der Funktion als Arbeitsplatz für historisch Interessierte sind die Räumlichkeiten auch ein Ort für öffentliche Veranstaltungen. Aktuell sind die Arbeiten am Neubau abgeschlossen, ein neuer Techniktrakt mit Wärmepumpe sorgt dabei für die richtigen klimatischen Bedingungen im Lesesaal und im neuen Speicher. Die Fertigstellung der gesamten Neu-, Um- und Sanierungsarbeiten ist mit Ende 2025 geplant.

„Der neugebaute Lesesaal ist symbolisches Bindeglied zwischen Tradition und Moderne: Der hoch über dem Boden ragende Lesesaal verbindet die historische Bausubstanz des Tiroler Landesarchivs mit den neu errichteten Speicherbauten an der Südseite des Geländes. Diese moderne und ansprechende Infrastruktur ermöglicht es, die Vergangenheit weiterhin lebendig und für alle zugänglich zu machen“, betont Hochbaureferent LHStv Georg Dornauer. „Wenn nun der eben fertiggestellte funktionale und lichtdurchflutete Lesesaal in Form einer als Holzkonstruktion errichteten Brücke Alt- und Neubau verbindet, dann ist dies auch sichtbarer Ausdruck und architektonische Interpretation des Selbstverständnisses des Tiroler Landesarchivs als Brücke zwischen der Vergangenheit und der Zukunft“, hebt Landesarchivdirektor Christoph Haidacher hervor.

Maßgeschneiderter Service für alle BürgerInnen

Für all jene, die eine historische Frage haben, ist der Weg in das Tiroler Landesarchiv ein unkomplizierter. Ohne Anmeldung können BesucherInnen während der Öffnungszeiten den Lesesaal nutzen. Ob Familienforschung, die Suche nach militärischen Personalunterlagen oder das Durchstöbern von Kirchenbüchern: Das fachkundige Personal des Archivs steht mit maßgeschneiderter Beratung zur Seite und hilft bei der Recherche. Der Zugang zu den Dokumenten ist niederschwellig und kostenlos – ein Service, der allen BürgerInnen offensteht. Das Landesarchiv bietet außerdem regelmäßig Führungen für Studierende, Schulklassen und Interessierte an und öffnet seine Türen für wissenschaftliche wie kulturelle Veranstaltungen. Auch für die Zukunft plant das Archiv, seine Bestände verstärkt zu digitalisieren und so den ohnehin niederschwelligen Zugang noch weiter zu erleichtern – ein Schritt, der besonders im Bereich der Ahnenforschung von großem Interesse ist.

Das Tiroler Landesarchiv – zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Als die zentrale Gedächtnisinstitution Tirols beherbergt das Landesarchiv Urkunden, Handschriften, Akten und Karten, die bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen. Das archivierte Schriftgut umfasst dabei nicht nur Dokumente staatlicher Einrichtungen, sondern auch Nachlässe, Adels- und Familienarchive sowie Vereins- und Firmenregister. Überregionale Bedeutung besitzt das Landesarchiv, weil historische Zeugnisse aus dem gesamten Gebiet des historischen Tirols eingelagert sind.

Das gegenwärtige Aufgabenprofil reiche allerdings weit über reine Archivierungstätigkeiten hinaus, betont Landesarchivdirektor Haidacher: „Überlieferung bilden, Archivgut bewahren, Dokumente erschließen, Zeugnisse der Vergangenheit für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich machen: Um diese verantwortungsvollen Aufgaben erfüllen zu können, benötigt es nicht nur ein fachlich kompetentes und motiviertes Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern auch die entsprechende bauliche Infrastruktur. Mit der Umsetzung des derzeitigen Erweiterungs- und Sanierungsprojekts wird das Tiroler Landesarchiv in der Lage sein, die Schätze der Vergangenheit für die Zukunft zu bewahren und seiner Rolle als ‚Gedächtnis des Landes‘ gerecht zu werden.“

Vernetzung und Digitalisierung

Unter der Federführung des Tiroler Landesarchivs schlossen sich verschiedene Archive der ARGE-ALP-Länder zusammen und geben auf ihrer Website (www.archive-argealp.eu) Einblick in die unterschiedlichen Bestände. So beleuchtet das Tiroler Landesarchiv mit dem Beitrag „Der erste Hahnenkammsieger als Kriegsverbrecher“ die erste Abfahrt des legendären Rennens im Jahr 1931. Daran wird bereits eine weitere Kernaufgabe des Archivs deutlich: geschichtswissenschaftliche Fragestellungen zu behandeln und die landeshistorische Forschung voranzutreiben. In zahlreichen Kooperationen mit der Universität Innsbruck, den Tiroler Landesmuseen, dem Stadtarchiv Innsbruck und weiteren österreichischen Forschungsplattformen widmet sich das Landesarchiv wissenschaftlichen Projekten und liefert wichtige Impulse zur Tiroler Erinnerungskultur – davon zeugt beispielsweise die anstehende Buchpräsentation des Sammelbands „Vom Wert des Erinnerns II“ im Oktober.


Factbox: Wissenswertes rund um das Tiroler Landesarchiv

Bevorstehende Veranstaltungen:

  • 21. Oktober 2024, 18 Uhr: Buchpräsentation „Vom Wert des Erinnerns II“ (Landhaus, Großer Saal)
  • 22. Oktober 2024, 18.30 Uhr: Präsentation des Jahrbuchs „Notae“ der Diözese Innsbruck mit dem Themenschwerpunkt Bischof Reinhold Stecher (Tiroler Landesarchiv, Lesesaal)
  • 14. November 2024, 9 bis 20 Uhr: Tagung „Michael Gaismair“ (Landhaus, Großer Saal)
  • 19. November 2024, 19.30 Uhr: Lesung von Kriemhild Buhl und Zeitzeugengespräch mit Kurt Diemberger anlässlich des 100. Geburtstages von Bergsteigerlegende Hermann Buhl (Tiroler Landesarchiv, Lesesaal)
  • 27. November 2024, 18 Uhr: Buchpräsentation von Sybille Moser-Ernsts „Das Bild des Peter Anich“ (Tiroler Landesarchiv, Lesesaal)
  • 10. Dezember 2024, 18 Uhr: Buchpräsentation der neuen Biografie von Robert Rebitsch über den Tiroler Bauernführer Michael Gaismair

Weiterführende Links:

Tiroler Landesarchiv: www.tirol.gv.at/kunst-kultur/landesarchiv

Archiv-Netzwerk ARGE ALP: www.archive-argealp.eu