- 17. Öffentliche Sitzung des Tiroler Monitoringausschusses in Kufstein
- Erste Ergebnisse der Gemeindebefragung zum Gemeinde-Aktionsplan-Behinderung vorgestellt – zeigen unter anderem Bedarf an mehr Informations- und Sensibilisierungsarbeit
- Vorreiter Kufstein: Beteiligungsprozess als Auftakt, zahlreiche Inklusionsprojekte wie Gebärdensprach-Stammtisch oder „INKlettern“ umgesetzt
- Film zum „Barrierecheck“ in Kufstein und Axams auf dem YouTube-Kanal des Landes Tirol
Ein stufenloser Haupteingang, eine automatisch langsam schließende Tür, ein taktiles Leitsystem am Boden und die Bereitstellung von Trinkwasser im Warteraum – das sind nur einige der Maßnahmen für ein umfassend barrierefreies Rathaus. In Kufstein und Axams wurden viele dieser und weitere Inklusionsmaßnahmen bereits umgesetzt oder befinden sich in Planung. Heute, Donnerstag, fand im Kultur Quartier Kufstein die 17. Öffentliche Sitzung des Tiroler Monitoringausschusses statt. Im Mittelpunkt stand dabei unter dem Titel „Barriere-Freiheit und mehr?“ die Umsetzung der UN-Behindertenkonvention auf Gemeindeebene – am Beispiel Kufstein. Zudem wurden erste Ergebnisse der tirolweiten Gemeindebefragung zum „Gemeinde-Aktionsplan-Behinderung“ vorgestellt. Dieser wurde vom Tiroler Monitoringausschuss gemeinsam mit der Interessensvertretung für Menschen mit Behinderungen, ÖZIV Tirol, erarbeitet und vor rund einem Jahr allen Tiroler Gemeinden zur Verfügung gestellt.
„Das Rathaus ist ein sichtbares Zeichen für Inklusion. Doch Barrierefreiheit umfasst nicht nur öffentliche Gebäude, sondern alle Lebensbereiche – vom Kindergarten und der Schule bis hin zum Zivil- und Katastrophenschutz. Der ‚Gemeinde-Aktionsplan-Behinderung‘ unterstützt Gemeinden mit konkreten Checklisten bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Eine aktuelle Befragung soll nun zeigen, wo bereits gute Lösungen gefunden wurden und wo noch Herausforderungen bestehen. Denn Barrierefreiheit und Inklusion sind keine Ziele, die man einmal erreicht, sondern lebendige Prozesse, die Mut und Kreativität verlangen“, betont Isolde Kafka, Vorsitzende des Tiroler Monitoringausschusses.
Eine Stadt für alle
Die Stadtgemeinde Kufstein startete im März 2024 unter der Leitfrage „Wie gestalten wir Kufstein inklusiv?“ einen breit angelegten Beteiligungsprozess. Menschen mit Behinderungen, VertreterInnen aus Politik und Verwaltung, ExpertInnen verschiedener Bereiche sowie Interessierte erarbeiteten gemeinsam Handlungsempfehlungen. Eine der ersten Maßnahmen, die im Anschluss an den Prozess umgesetzt wurde, war die Verbesserung der Barrierefreiheit auf der Website der Stadt.
Weitere Inklusionsprojekte umfassten etwa einen Gebärdensprach-Stammtisch oder das inklusive Kletterevent „INKlettern“. Aktuell in Planung befinden sich ein Pilotprojekt für die schulische Tagesbetreuung von Kindern mit und ohne Behinderungen, das im Herbst 2025 starten soll, sowie die vollständige barrierefreie Zugänglichkeit des Rathauses.
Inklusion braucht Information
Wie die Gemeindebefragung in der Region Kufstein zeigt, gibt es in vielen Gemeinden bereits zahlreiche Unterstützungsangebote für Menschen mit Behinderungen. Oft werden diese jedoch nicht ausreichend kommuniziert, sodass sowohl betroffene Personen und Angehörige als auch GemeindemitarbeiterInnen und die allgemeine Öffentlichkeit zu wenig darüber wissen.
Auch in Bezug auf die spezifischen Anforderungen unterschiedlicher Behinderungsformen besteht noch Informations- und Sensibilisierungsbedarf. So muss Barrierefreiheit nicht nur die Bedürfnisse von Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, sondern auch von blinden und sehbehinderten Menschen, Menschen mit Hörbeeinträchtigungen sowie Menschen mit Lernschwierigkeiten oder psychischen Erkrankungen berücksichtigen.
Mit Wissen vorausplanen
Rund 60 Prozent der Gemeinden kennen laut den regionalen Umfrageergebnissen die gesetzlichen Anforderungen zur Barrierefreiheit. Nur 20 Prozent haben jedoch den Ist-Zustand ihrer Gebäude erhoben. Zudem zeigt sich, dass Sachverständige und betroffene Personen in kommunale Projekte häufig nicht miteinbezogen werden. Dabei wissen sie nicht nur am besten, was tatsächlich gebraucht wird, sondern durch ihre frühzeitige Einbindung können auch Fehlplanungen vermieden und langfristig Zeit und Geld gespart werden.
Laut internationalen Studien erhöht barrierefreies Bauen die Kosten bei Neubauten je nach Größe des Gesamtobjekts zwischen 0,5 und 1,8 Prozent. Nachträgliche barrierefreie Adaptierungen dagegen sind rund doppelt so teuer: Sie erhöhen die Gesamtbaukosten um 3,6 Prozent. Der ÖZIV Tirol bietet auch für Gemeinden sogenannte „Barrierechecks“ an, bei denen zentrale Gebäude und Wege gemeinsam begangen und analysiert werden. Wie ein solcher Barrierecheck abläuft und welchen Beitrag die Gemeinden Kufstein und Axams zur Umsetzung der UN-Behindertenkonvention leisten, zeigt ein Film des Landes Tirol.