- Fortbildungsprogramm für ÄrztInnen zur Unterstützung bei Praxisgründung
- Ausbau der Erstversorgungseinheiten am Landeskrankenhaus Innsbruck
- Integrierte Versorgung mit Schwerpunkten Demenz und Diabetes soll erweitert werden
Unter Co-Vorsitz von Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele und Landesstellenausschuss-Vorsitzendem der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) Werner Salzburger hat die Landes-Zielsteuerungskommission (L-ZK) des Tiroler Gesundheitsfonds diese Woche unter anderem den Start des Home Treatments in der Kinder- und Jugendpsychiatrie beschlossen. Dabei wurden die Tirol Kliniken mit der weiteren Umsetzung des Pilotprojektes beauftragt. Zudem wurde auch die Förderung von Projekten im Bereich der integrierten Versorgung und Allgemeinmedizin beschlossen. In der Landes-Zielsteuerungskommission sind neben Land Tirol, Tiroler Gemeindeverband, ÖGK und weiteren Sozialversicherungsträgern auch der Bund vertreten.
„In der psychosozialen Versorgung von Kindern und Jugendlichen stehen wir momentan vor der Herausforderung, ausreichend Therapieplätze zur Verfügung stellen zu können. Daher freue ich mich besonders, dass das Pilotprojekt ‚Home Treatment‘ nun mit Herbst startet. Durch die mobile Behandlungsform schaffen wir einen niederschwelligen Zugang für Patientinnen und Patienten, die ansonsten lange auf einen stationären Platz in der Klinik warten müssten. Zudem kann durch alternative Versorgungsmöglichkeiten wie dem Home Treatment künftig die Kinder- und Jugendpsychiatrie verstärkt entlastet werden“, betont LRin Hagele.
Neues Angebot im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Lange Wartezeiten für eine stationäre Aufnahme und eine oftmals hohe Verweildauer in stationärer Behandlung stellen große Hürden in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Erkrankungen dar. Zudem führen stationäre Behandlungsformen zu einem starken Eingriff in den Lebensalltag, in dem sie aus ihrem sozialen und schulischen Umfeld herausgenommen werden. Im Rahmen der alternativen Behandlungsform „Home Treatment“ werden Kinder und Jugendliche von einem mobilen und multidisziplinären Team aus Kinder- und JugendpsychiaterInnen, PsychologInnen, PsychotherapeutInnen, SozialpädagogInnen, PflegerInnen und SozialarbeiterInnen zuhause betreut. Die Dauer der Behandlung beträgt dabei je nach Bedarf rund sechs Wochen bei vier bis fünf Therapieeinheiten pro Woche. Danach folgen individuelle Termine zur Stabilisierung des Behandlungserfolgs. Beim Home Treatment können zudem die Familien der Betroffenen wesentlich intensiver in den Behandlungsprozess eingebunden werden. Dies wirkt sich positiv auf einen nachhaltigen Behandlungserfolg aus. Mit Beschluss der Zielsteuerungspartner Land Tirol und Sozialversicherungen wird das Projekt „Home Treatment“ in Tirol mit Start Herbst 2023 mit insgesamt 760.000 Euro für zwei Jahre gefördert.
Unterstützung bei Praxisgründung
Um ÄrztInnen beim Übergang von der Ausbildung in die Selbstständigkeit bestmöglich zu unterstützen, startet Ende des Jahres im Rahmen des Projektes „Karrierepfad Allgemeinmedizin“ ein dreistufiges Fortbildungsprogramm mit hilfreichen Informationen zur Praxisgründung. „Besonders hervorheben möchte ich das beschlossene Projekt ‚Fit für die Niederlassung‘, welches uns als ÖGK ein großes Anliegen ist. Durch dieses berufsbegleitende Fortbildungsprogramm werden Jungärztinnen und Jungärzte dabei unterstützt, ergänzend zu ihren Fähigkeiten aus dem Medizinstudium, Wissen zu betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Aspekten sowie im Bereich der Personalführung zu erwerben“, so Salzburger, Co-Vorsitzender der L-ZK (ÖGK).
Das „Basismodul“ startet im Wintersemester 2023/24 für alle MedizinstudentInnen im Rahmen des Erweiterungsstudiums für Allgemeinmedizin an der Medizinischen Universität Innsbruck. Im Jänner 2024 soll das „Aufbaumodul“ am Ausbildungszentrum West in Innsbruck für berufsausübende ÄrztInnen aller Fachrichtungen starten, die an einer Niederlassung als VertragspartnerInnen interessiert sind. Das „Individualmodul“ wird durch die ÖGK als Beratungsservice geführt. Für den Start des gemeinsamen Aufbaumoduls werden vonseiten der Zielsteuerungspartner insgesamt 10.000 Euro zur Verfügung gestellt.
Ausbau der Erstversorgungseinheiten in Innsbruck
Das Angebot einer Allgemeinmedizinischen Erstversorgungseinheit (EVE) für Erwachsene wurde am LKH Innsbruck bereits vor sechs Jahren als zusätzliche Versorgungsstruktur etabliert, um die Notfallambulanz zu entlasten. Dieses Angebot wird momentan auch an den Standorten des Bezirkskrankenhauses Kufstein und Zams in einer Pilotphase durch die Sozialversicherung mitfinanziert. Nachdem am LKH Innsbruck im Jahr 2019 die EVE auch für Kinder und Jugendliche für das Wochenende zur Verfügung gestellt wurde, soll künftig das Angebot auch auf orthopädisch-traumatologische Fälle auf der Univ.-Klinik für Orthopädie und Traumatologie erweitert werden. Die ärztliche Ressource wird durch die ÖGK finanziert. „Die Erstversorgungseinheiten sollen kurze Wartezeiten und eine abschließende Behandlung im Bereich der allgemeinmedizinischen Versorgung für die Patientinnen und Patienten bieten. Nach dem großen Erfolg in der Inneren Medizin in der Anichstraße und an der Kinderklinik finanzieren wir nun auch eine Erstversorgungseinheit an der Unfallambulanz“, betont Salzburger.
Integrierte Versorgung soll erweitert werden
In Tirol sind mehr als 11.000 Menschen von einer Demenzerkrankung und rund 55.000 Personen über 20 Jahren von Diabetes betroffen. Aufgrund des Altersanstiegs und der damit verbundenen steigenden Lebenserwartung in der Bevölkerung wird sich zudem die Zahl der Demenzerkrankungen voraussichtlich bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Auch die optimale Versorgung von DiabetikerInnen mit dem Risiko weitreichender Folgekomplikationen wie Schlaganfall, Herzinfarkt, Erblindung oder Amputation, stellt eine strukturelle Herausforderung für das öffentliche Gesundheitssystem dar.
Bei der Sitzung der L-ZK stellte die am Landesinstitut für Integrierte Versorgung Tirol etablierte Koordinationsstelle Demenz die Pläne zu einem Pilotprojekt „Integrierte Versorgung Demenz“ vor. Dieses hat eine zwölfmonatige Begleitung von bis zu 100 Betroffenen im Rahmen von regionaler Demenzkoordination zum Ziel. Dabei sollen Menschen mit Demenz sowie deren An- und Zugehörige mit Informationen rund um das Thema Demenz sowie bei der Koordination von Vorsorge- und Kontrollterminen und diversen Anträgen intensiv unterstützt werden. Auf Beschluss der L-ZK soll zudem das bestehende Versorgungsangebot für DiabetespatientInnen in Tirol analysiert und ein Konzept zur integrierten Versorgung von DiabetikerInnen für die kommenden Jahre erstellt werden, wobei auch Möglichkeiten zur Unterstützung durch Digitalisierungsmaßnahmen einfließen sollen