Info-Veranstaltung zum Thema Kassenarztstellen

Abgeordnete des Gesundheitsausschusses holen Expertise ein

Am gestrigen Montag, 11. November 2019, fand eine Informationsveranstaltung des Ausschusses für Arbeit, Gesundheit, Pflege und Soziales zur Versorgung der Tiroler Bevölkerung durch KassenärztInnen statt. Anlassgebend hierfür war eine Entschließung des Tiroler Landtages vom Mai, damit verbundene Herausforderungen genauer zu beobachten. Auf Einladung von Ausschussvorsitzenden Georg Kaltschmid waren ExpertInnen der Systempartner ins Landhaus gekommen, um ihre Sicht der Dinge darzulegen. Ebenso anwesend waren Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann und Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg, der sich rege an der Diskussion beteiligte.

Expertise von Versicherern und Standesvertretungen

Arno Melitopulos, Direktor der Tiroler Gebietskrankenkasse, legte in seinen Ausführungen den Ist-Stand aus Sicht der Versicherer dar und betonte dabei, dass tirolweit 98 Prozent der Kassenstellen im haus- sowie fachärztlichen Bereich besetzt seien, einige Stellen jedoch einer mehrfachen Ausschreibung bedürfen. Um die ärztliche Versorgung sicherstellen zu können, werde gemeinsam mit der Tiroler Ärztekammer stetig an der Attraktivierung des Arztberufes gearbeitet. Neue Zusammenarbeitsformen, die Errichtung von Primärversorgungszentren, aber auch eine laufende Verbesserung der Honorierung durch die Überarbeitung des Leistungskataloges sollen zur Aufwertung des Arztberufes und Schaffung neuer flexibler Arbeitsstrukturen beitragen. Durch diese Maßnahmen gelinge es insbesondere auch, die hausärztliche Versorgung im ländlichen Raum zu stärken.

In seiner Stellungnahme für die Ärztekammer Tirol führte Vorstandsmitglied Artur Wechselberger aus, dass zwar auch hausärztliche Kassenstellen unbesetzt sind, der spürbare Mangel jedoch besonders im fachärztlichen Bereich bestehe – und zwar da, wo die ÄrztInnendichte generell niedrig ist. Sprich, dass eine vakante HNO-Stelle in Innsbruck nicht so schwer ins Gewicht falle, in Jenbach dagegen durchaus. Einen allgemeinen Mangel an MedizinerInnen am Land ortete er hingegen derzeit noch nicht. Wechselberger sprach auch von einer wahrnehmbaren Veränderung bei der Prioritätensetzung von nachkommenden ÄrztInnengenerationen (Stichwort „Work-Life-Balance“), was einen steigenden Bedarf an ÄrztInnen bei gleichbleibendem Arbeitsanfall bedingen würde. Als Attraktivierungsmaßnahme schlug Wechselberger u.a. vor, Medizinstudierende nicht durch Wartezeiten bei Ausbildungsplätzen zu „vergraulen“.

Paul Hougnon, Präsident der Landeszahnärztekammer Tirol, thematisierte den Mangel an InteressentInnen für zahnärztliche Kassenstellen. In Tirol würden ebenso viele Stellen unbesetzt bleiben, wie in allen anderen österreichischen Bundesländern zusammen. Gründe dafür ortet er im zu nachjustierenden Tarifsystem und in den höheren Kosten für MedizinerInnen, die in Westösterreich anfallen würden. Generell gäbe es ausreichend niedergelassene ZahnärztInnen in Tirol, jedoch betreffe dies den WahlzahnärztInnenbereich. Hougnon würde sich die Wiedereinführung der ÖsterreicherInnen-Quote bei den Zahnmedizin-Studienplätzen wünschen und sprach sich für eine „Starterhilfe“ für neue KassenärztInnen aus.

Die Ausschussmitglieder zeigten großes Interesse an den Ausführungen, nahmen Anregungen auf und nutzten ihrerseits die Gelegenheit, Fragen zu stellen – etwa zum Thema Hausapotheken oder zu Förderungsmodellen in anderen Bundesländern.