- VertreterInnen aus Gesundheits-, Sozial sowie Kinder- und Jugendhilfebereich diskutieren Aufgaben und Herausforderungen für Hilfesystem
- LRin Pawlata hebt Wichtigkeit von Austausch und Zusammenarbeit hervor
- Wohnform „Intensiv Bewo plus“ wird auf acht Plätze ausgebaut
Klinische Daten, aktuelle Entwicklungen sowie Erfahrungen in der Arbeit mit konsumierenden Kindern und Jugendlichen stehen im Mittelpunkt der 11. Tiroler Suchttagung. Unter dem Titel „Jugend unter Druck“ findet sie heute, Mittwoch, im Beisein von Landesrätin Eva Pawlata im Haus der Begegnung in Innsbruck statt. VertreterInnen aus dem Gesundheits-, Sozial- sowie Kinder- und Jugendhilfebereich setzen sich dabei mit der Thematik des Substanzkonsums bei jungen Menschen auseinander und erörtern anhand von Fachvorträgen und Diskussionen Aufgaben und Herausforderungen für das Hilfesystem. Organisiert wurde die Tagung vom Team Psychosoziale Versorgung, das in der Abteilung Inklusion und Kinder- und Jugendhilfe des Landes angesiedelt ist. Eine Einrichtung, die sich gezielt an Jugendliche mit problematischen Substanzkonsum richtet, ist in Tirol die Wohnform „Intensiv Bewo plus“ des SOS-Kinderdorf. Sie wurde zuletzt auf sechs Plätze ausgebaut, zu denen noch in diesem Jahr zwei weitere dazukommen sollen.
Fachübergreifende Zusammenarbeit und Prävention im Fokus
„Wir haben in Tirol ein sehr gutes Sicherheits- und Betreuungsnetz für Kinder und Jugendliche. Um dieses angesichts aktueller Herausforderungen, wie der Zunahme von gesundheits- und lebensgefährlichem Substanzkonsum, kontinuierlich weiterzuentwickeln, sind Veranstaltungen wie die Suchttagung entscheidend: Sie fördern nicht nur den Informations- und Wissensaustausch, sondern auch den Dialog und die Zusammenarbeit. Gerade beim Thema Substanzkonsum und Jugendliche brauchen wir eine fachübergreifende Kooperation. Neben dem Ausbau spezifischer Angebote, wie zuletzt bei ‚Intensiv Bewo plus‘, gilt es dabei einen Fokus auf die Prävention zu legen. Je früher Unterstützungen für Kinder, Jugendliche und Familien greifen, desto eher kann ein problematischer Substanzkonsum, der in den meisten Fällen mit Traumata zusammenhängt, vermieden werden“, betont die für Inklusion und Kinder- und Jugendhilfe zuständige LRin Pawlata.
„Der Substanzkonsum unter Kindern und Jugendlichen hat ernsthafte Konsequenzen für ihre Gesundheit, aber auch für ihre Bildung, sozialen Beziehungen und Zukunftsperspektiven. Wir müssen sicherstellen, dass Betroffene einen schnellen und unkomplizierten Zugang zu Hilfe und Beratung erhalten. Dies erfordert eine gemeinsame Anstrengung von dem Gesundheits-, Sozial- sowie Kinder- und Jugendhilfebereich“, führt Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele aus.
Martin Fuchs, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, sowie Christian Müller, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie, skizzierten zu Beginn der Tagung die Ausgangslage. Am Nachmittag vertiefen die TeilnehmerInnen in Fokusgruppen Ursachenmodelle, Fallbeispiele sowie Möglichkeiten der Unterbringung und des Umgangs mit betroffenen Kindern und Jugendlichen.
Ein sicherer Ort für Jugendliche mit problematischem Substanzkonsum
Auch „Intensiv Bewo plus“ für junge Menschen mit problematischen Substanzkonsum wird im Rahmen der Tagung von den pädagogischen LeiterInnen Susanne Zoller-Mathies und Gloria Grimm vorgestellt. Das SOS-Kinderdorf bietet Jugendlichen und jungen Erwachsenen dabei einen sicheren Ort in Zweier-Wohngruppen mit Nachtdienst. Umgesetzt wurde die Wohnform auf Anregung der Arbeitsgruppe „Unterstützung für suchtgefährdete Jugendliche“ des Beirats für psychosoziale Versorgung, dessen Geschäftsstelle in der Abteilung Inklusion und Kinder- und Jugendhilfe des Landes angesiedelt ist.
Eine wichtige Orientierungshilfe für Maßnahmen im Bereich von Kindern und Jugendlichen mit Substanzkonsum stellt das 2022 veröffentlichte Tiroler Suchtkonzept 2022-2032 dar. So wurde basierend auf den dort enthaltenen Empfehlungen das Präventionsangebot im Party- und Freizeitsetting genauso erweitert wie das erlebnispädagogische Angebot der Drogenberatung Z6 für Jugendliche. Ebenfalls ausgebaut wurde das Drug-Checking-Angebot. Im Bereich der Suchtprävention stehen für alle Tiroler Schulen der ersten bis zehnten Schulstufe schulische Präventionsprogramme zur Verfügung.