- Neuaufbau klimafitter Bergwälder als Herausforderung für die gesamte Alpenregion
- Einsatz Künstlicher Intelligenz und neuer Technologien wie Roboter und Drohnen soll erhoben und getestet werden
- Zusammenarbeit und Wissenstransfer im Fokus
Temperaturanstieg, Trockenperioden und Wetterextreme – der Klimawandel setzt den alpinen Bergwäldern auch in Tirol massiv zu. Immer häufiger kommt es zu großflächigen Waldschäden, deren Wiederherstellung große Anstrengungen erfordert. Im Rahmen der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (ARGE ALP) stellen sich die zehn Mitgliedsländer dieser Herausforderung gemeinsam: Nach dem erfolgreichen Abschluss des Projekts „Klimafitte Baumarten für die Bergwälder der ARGE-ALP-Regionen“ startet nun ein Folgeprojekt. Der Fokus liegt dabei auf Künstlicher Intelligenz und neuen Technologien wie Robotern oder Drohen. Mit ihrer Hilfe sollen gefährdete Flächen frühzeitig erkannt und gezielt wiederbewaldet werden. Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird von der Gruppe Forst des Landes Tirol geleitet. Die Gesamtkosten von 100.000 Euro tragen die Mitgliedsländer gemeinsam. Vor Kurzem fand die erste Kick-off-Veranstaltung im Beisein von rund 20 Länder-VertreterInnen statt.
„Der Klimawandel stellt unsere Bergwälder vor enorme Herausforderungen und die Bedingungen ändern sich kontinuierlich. Der grenzüberschreitende Austausch zu klimafitten Baumarten hat sich bewährt und wird daher weiter intensiviert. Innovative Technologien wie KI eröffnen auch in der Forstwirtschaft völlig neue Möglichkeiten, denen wir nachgehen müssen: Ob bei Samenernte, Aufforstung oder Schädlingsbekämpfung – ich bin überzeugt davon, dass wir durch den gezielten Einsatz moderner Technologien Lösungen finden können, die unsere Waldökosysteme widerstandsfähiger machen und ihre Zukunft nachhaltig sichern“, betont Forstreferent LHStv Josef Geisler.
Studie zu Anwendungsmöglichkeiten von KI
Um einen Überblick über die aktuellen technologischen Entwicklungen zu gewinnen, wurde bereits Anfang dieses Jahres eine Studie zu den Anwendungsmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz und neuen Technologien in der Forstwirtschaft in Auftrag gegeben. So sollen etwa Roboter in Forstgärten, Drohnen beim Pflanzen von Bäumen oder KI-gestützte Verfahren bei der Forstpflanzenerzeugung oder Samenernte genauer unter die Lupe genommen werden.
Hightech-Unterstützung für die Wiederbewaldung: Pilotprojekt in Osttirol
Ein aktuelles Beispiel für den Einsatz neuer Technologien im Waldbau ist ein Pilotprojekt in Osttirol, bei dem im vergangenen Jahr erstmals Drohnen zur Wiederbewaldung schwer zugänglicher Waldflächen eingesetzt wurden (siehe Presseaussendung vom 7. März 2024). Mittels einer speziellen Agrardrohne wurden 250 Kilogramm ummanteltes Saatgut über kahlen Waldflächen in den Gemeinden Ainet, Assling, Iselsberg-Stronach, Oberlienz und Sillian verteilt. Die besondere Ummantelung der Samenkörner sorgt dafür, dass sie präzise ausgebracht werden, Feuchtigkeit speichern und vor Fraßschäden geschützt sind. Das Projekt, das in enger Kooperation der Landesforstdirektion und der Bezirksforstinspektion Osttirol durchgeführt wurde, zeigt vielversprechende Ansätze für die künftige Aufforstung unzugänglicher Lagen in Tirol und darüber hinaus. Erste Ergebnisse des Pilotprojekts zeigen sich frühestens in ein bis zwei Jahren.
Gemeinsam Wissen aufbauen und erproben
Im Herbst 2025 ist ein gemeinsames Projekttreffen in Bayern geplant. Das bestehende Netzwerk der ProjektpartnerInnen wird mit ExpertInnen aus Wissenschaft, Technologie und IT verstärkt. Das Ziel ist, gemeinsam Wissen aufzubauen, Erfahrungen auszutauschen und einzelne Systeme in den ARGE-ALP-Regionen probeweise zu testen. Außerdem wollen sich die Länder gegenseitig verstärkt bei der Saatgutgewinnung und Forstpflanzenerzeugung unterstützen.
Das Vorgängerprojekt „Klimafitte Baumarten“ wurde 2021 auf Initiative Tirols ins Leben gerufen. Dabei wurden unter anderem 5.000 klimafitte – also widerstandfähigere – Bäume in den Regionen der ARGE-ALP gepflanzt. Weitere Informationen dazu finden sich unter klimafitter.bergwald.eu.
Über die ARGE ALP
Neben Tirol umfasst die ARGE ALP die Länder Salzburg, Vorarlberg und Bayern, die Lombardei, das Trentino und Südtirol sowie die schweizerischen Kantone Tessin, Graubünden und St. Gallen. Sie wurde am 12. Oktober 1972 auf Initiative von Eduard Wallnöfer in Mösern in Tirol gegründet. Im Rahmen des Bündnisses nehmen sich die Mitgliedsländer gemeinsam wichtigen grenzüberschreitenden Themen wie Verkehr, Berglandwirtschaft, Energie oder Klimaschutz an. Tirol hatte zuletzt im Jahr 2022 die Präsidentschaft inne, aktuell liegt diese beim Trentino.
Mehr Informationen zur ARGE ALP finden sich unter www.argealp.org.