Land Tirol lobt Wettbewerb für eine künstlerische Intervention am Neuen Landhaus aus

Offener Kunstwettbewerb als Beitrag zur Erinnerungskultur des Landes

  • 100.000 Euro werden für Gestaltung und Umsetzung zur Verfügung gestellt

Das Land Tirol lobt einen Wettbewerb für eine künstlerische Intervention am Neuen Landhaus in Innsbruck aus. „Die Intervention soll sich mit der historischen Nutzung des Hauses als Sitz des nationalsozialistischen Macht- und Unterdrückungsapparates kritisch auseinandersetzen und damit zur Reflexion über die Vergangenheit und die Gegenwart des Gebäudes anregen“, informieren Kulturlandesrätin Beate Palfrader und der für die Liegenschaften und den Hochbau des Landes Tirol zuständige Landesrat Johannes Tratter. Für die künstlerische Gestaltung und Umsetzung wird ein Betrag von 100.000 Euro zur Verfügung gestellt.

Als Standort einer künstlerischen Gestaltung am Landhausplatz steht ein Bereich des Aufgangs an der Westseite zur Verfügung. „Der Beitrag soll einen Impuls zu einer zeitgemäßen Erinnerungskultur setzen, zur Bewusstseinsbildung über die Vergangenheit des Gebäudes beitragen und durch künstlerische Qualität und Aussagekraft überzeugen“, betont LRin Palfrader. Neben der Frage nach dem Umgang mit der Vergangenheit und der Nutzung des Gebäudes in der NS-Zeit spielt auch die Gegenwart eine entscheidende Rolle. „Der Denkmalschutz und die derzeitige Nutzung des Landhauses als Amtsgebäude müssen bei der Projektgestaltung beachtet werden“, erläutert LR Tratter.

Das Siegerprojekt wird aus zehn Einreichungen ausgewählt

Der Wettbewerb wird als offener Kunstwettbewerb mit vorgeschalteter Bewerbungsphase durchgeführt. Der Teilnehmerkreis für die zweite Wettbewerbsstufe setzt sich aus fünf geladenen sowie fünf aus dem Bewerbungsverfahren der Stufe eins ausgewählten KünstlerInnen bzw. interdisziplinären Teams zusammen. Zu den geladenen WettbewerbsteilnehmerInnen zählen Eduard Freudmann, Ramesch Daha, Columbosnext, Struber Gruber sowie Sophie Lillie und Arye Wachsmuth. Diese wurden von der Jury aufgrund ihrer bisherigen künstlerischen Arbeiten im öffentlichen Raum bzw. im Bereich der Erinnerungskultur nominiert.

Die Auswahl des Siegerprojektes obliegt ebenfalls der Jury unter dem Vorsitz von Angela Koch, Universitätsprofessorin an der Kunstuniversität Linz. Weiters gehören dem Preisgericht Barbara Staudinger, designierte Direktorin des Jüdischen Museums Wien, Nina Tabassomi, Direktorin der Taxispalais Kunsthalle Tirol GmbH, Kurator Günther Dankl und Künstler Christopher Grüner als FachpreisrichterInnen sowie VertreterInnen der involvierten Landesabteilungen und der ExpertInnenkommission als SachpreisrichterInnen an.

Bericht der ExpertInnenkommission dokumentiert die NS-Geschichte des Neuen Landhauses

Im Jahr 2019 beschloss die Tiroler Landesregierung, die Geschichte des Neuen Landhauses mit einer ExpertInnenkommission aufarbeiten zu lassen. Der von der Kommission erarbeitete Bericht dokumentiert, dass der 1938/39 errichtete Verwaltungssitz für den Reichsgau Tirol-Vorarlberg in Innsbruck nach Ende des Weltkrieges 1945 vom Land Tirol genutzt wurde, ohne die Bedeutung des Gebäudes während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu thematisieren. Dieser Umgang mit dem Gebäude nach 1945 bildet die Tiroler Erinnerungskultur bezüglich der NS-Zeit ab, indem die Vergangenheit verschwiegen und die Geschichte des Gebäudes umgedeutet wurde.

Der Forschungsbericht ist als Publikation erschienen und auf der Homepage des Landes Tirol unter www.tirol.gv.at/kunst-kultur/geschichte-neues-landhaus abrufbar.

Die Ausschreibung des künstlerischen Wettbewerbs findet sich unter www.tirol.gv.at/kultur