- Ziel: Ganzjährige Grundversorgung mit Schwimmflächen und regionalem Zugang zu Schul-Schwimmkursen sicherstellen
- Tiroler Bädertopf schafft finanzielle Basis: Bis 2030 stehen 75 Millionen Euro für Neubauten, Sanierungen und Erhalt von Schwimmbädern zu Verfügung
Heute, Dienstag, wurde im Rahmen eines Bädergipfels den VertreterInnen der Hallenbäderstandortgemeinden, des Tiroler Gemeindeverbandes, des Landesschwimmverbandes, der Wasserrettung Tirol, der Wirtschaftskammer Tirol sowie ExpertInnen aus dem Amt der Tiroler Landesregierung und Abgeordneten aller im Tiroler Landtag vertretenen Parteien, die Bäderstudie präsentiert. Dabei wurden mit den Anwesenden mögliche Lösungsansätze zur Absicherung der Bäderinfrastruktur diskutiert. Nach der Präsentation durch den Autor der Bäderstudie und der Vorstellung eines Best-Practice-Projektes durch die Verantwortlichen des Regionalbades Rohrbach (Oberösterreich) hat die Regierungsspitze den neu zu schaffenden Tiroler Bädertopf sowie das Tiroler Kinderschwimmprogramm vorgestellt und die wesentlichen Partner zur Mitarbeit eingeladen.
„Unser Ziel ist klar: Jedes Kind soll schwimmen lernen. Dafür braucht es eine ganzjährige Grundversorgung mit Schwimmflächen, einen regionalen Zugang zu Schwimmkursen für Schulen und Kindergärten und ein Kinderschwimmprogramm in Verbindung mit der Eigenverantwortung in den Familien. Wir haben Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Sport, Einsatzorganisationen und Wirtschaft eingeladen, um die Tiroler Bäderpolitik neu auszurichten. Als Richtschnur dient uns die unabhängige Bäderstudie, die den Aufholbedarf, die notwendige Schwerpunktsetzung und die Sättigung der Hallenbadlandschaft in Tirol aufzeigt. Auf dieser Basis stellen wir einen Tiroler Bädertopf mit bis zu 75 Millionen Euro in Aussicht, der in der Hauptsache vom Land mit Unterstützung des Tourismus und der Gemeinden getragen werden soll. Aus den Mitteln heraus sollen Lücken in der Versorgung geschlossen, dringend notwendige Sanierungen durchgeführt und eine laufende Schwimmflächenförderung umgesetzt werden. Dieses Geld ist in den Regionen gut investiert und kommt um ein Vielfaches zurück, indem die notwendige Freizeitinfrastruktur bestehen bleibt und der Zugang der Bevölkerung zu ganzjährigen Schwimmflächen sichergestellt ist“, informieren LH Anton Mattle und LHStv Georg Dornauer im Anschluss an den Bädergipfel.
Bäderstudie: Lücken, Sanierungsbedarf und regionale Schwerpunkte
Im Vorfeld des Bädergipfels wurde seitens der Lebensraum Tirol Gruppe eine externe Bäderstudie in Auftrag gegeben, die vom renommierten Beratungsunternehmen „Kohl & Partner“ durchgeführt wurde. Die Zielsetzung war dabei eine Bestands- und Bedarfserhebung, eine Definition der Bäderversorgung sowie Empfehlungen zur strategischen Entwicklungsperspektive. „Die Grundversorgung mit Schwimmflächen in Tirol definieren wir mit einer Erreichbarkeit von rund 20 Minuten mit dem PKW. In dieser Zeit erreicht ein großer Teil der Bevölkerung ein Hallenbad, was bedeutet, dass Tirol insgesamt ein gutes Angebot aufweist. Eine Unterversorgung wurde in den Einzugsgebieten Imst-Landeck und im Großraum Wörgl-Kufstein festgestellt, im Großraum Innsbruck kann die Nachfrage aktuell nicht gedeckt werden. Im Raum Kitzbühel oder am Arlberg kann hingegen von einer Überversorgung, also einem sehr dichten Angebot, gesprochen werden“, informiert Martin Mayerhofer, Fachberater für touristische Freizeitbetriebe und Studienautor. Hierzulande werden 19 Hallenbäder sowie vier Thermen geführt. Einige Bäder sind aktuell oder vorübergehend geschlossen. Kategorisiert wurden die Bäderstandorte in Betriebe, die der Versorgung dienen, touristische Anlagen darstellen oder von rein lokaler oder teilweiser touristischer Bedeutung sind. „Wir empfehlen zur Sicherstellung der Grundversorgung die Entwicklung umfassender, zentralgelegener und ganzjähriger Regionalbäder mit einer Zielgröße von mindestens 100.000 Eintritten. Wichtig ist, den Bestand zu nutzen und bei Grundsatzentscheidungen den strategischen Entwicklungsschritten zu folgen. Entwicklung, Finanzierung und Betrieb sollten gemeindeübergreifend erfolgen“, zeigt Mayerhofer auf.
Um das Potential von regionaler Zusammenarbeit bei der Umsetzung von Schwimmbädern aufzuzeigen, wurde der Bürgermeister der oberösterreichischen Stadtgemeinde Rohrbach, Andreas Lindorfer, für einen Erfahrungsaustausch zum Bädergipfel eingeladen. Seit 2017 bemühte sich die Stadtgemeinde Rohrbach um einen regionalen Finanzierungsrahmen. Im Dezember 2023 wurde durch die Unterstützung aller 37 Gemeinden des Bezirks Rohrbach das Hallenbad AQARO eröffnet.
Bäder-Partner: Gemeinden, Land und Tourismus
Daran wollen sich auch die TeilnehmerInnen des Bädergipfels ein Beispiel nehmen. „Für die langfristige Absicherung der Hallenbadlandschaft in Tirol bekennen sich das Land, der Tourismus und die Gemeinden zu einer gemeinsamen Verantwortung. Während die Gemeinden den Betrieb der kommunalen Schwimmbäder sicherstellen, wird das Land Tirol Neubauten, Sanierungen und den Erhalt von Schwimmflächen unterstützen“, erklärt LHStv Dornauer an. Ein neu zu schaffender Bädertopf wird sich künftig zu zwei Dritteln aus Landesmitteln und einem Drittel aus Beiträgen von Gemeinden und Tourismus speisen. Vorgesehen sind bis 2030 insgesamt bis zu 75 Millionen Euro mit einer Zweckbindung für Neubauten von Hallenbädern mit regionaler Bedeutung, für die Sanierung von bestehenden Hallen- und Freibädern sowie einer fixen Schwimmflächenförderung. So werden jährlich fünf Millionen Euro für den Erhalt von Schwimmflächen den kommunalen Hallenbädern zur Verfügung gestellt, die Aufteilung erfolgt laut Richtlinien je nach zur Verfügung stehenden Wasserflächen unter Berücksichtigung eines Sockelbetrages. Die Vergabe der Neubau- und Sanierungsmittel – bis 2030 insgesamt 50 Millionen Euro – erfolgt auf Basis der Bäderstudie durch einen eingerichteten Bäderbeirat, unter dem Vorsitz von LHStv Dornauer und unter Mitarbeit des Tiroler Gemeindeverbandes sowie der Stadt Innsbruck, der Wirtschaftskammer, dem Tourismus sowie unter Beiziehung der Expertise des Amtes der Tiroler Landesregierung. Die erforderlichen Richtlinien werden vom Bäderbeirat erarbeitet.
„Die Erhaltung und der Betrieb von Schwimmbädern stellen in der heutigen Zeit in unserem Land Tirol eine große Herausforderung und eine hohe finanzielle Belastung für die Betreiber-Gemeinden dar. Aus diesem Grund befürworten und unterstützen wir einen überregionalen Ansatz, der die Ressourcen bündelt, Synergien nutzt und Standortgemeinden entlastet. Die Schaffung eines ‚Bädertopfs‘ durch die Bereitstellung von Mitteln des Landes, der Tourismusverbände und der Gemeinden sind ein wesentlicher Schritt, um die Versorgung der Bevölkerung mit qualitativ hochwertigen Badeeinrichtungen zu gewährleisten“, erklärt der Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes, Karl-Josef Schubert. „Die Stadt Innsbruck hat mit den IKB bislang einen wesentlichen Versorgungsauftrag im Zentralraum erfüllt. Wir freuen uns, dass die Unterstützungen des Landes auch für Innsbruck zugänglich sind. Mit dieser Investitionsunterstützung des Landes streben wir einen Neubau bzw. Modernisierung für das Höttinger Hallenbad an“, so Innsbrucks Bürgermeister Johannes Anzengruber.
Das Angebot zur Mitarbeit kommt auch von Seiten des Tourismus. „Die Schwimmbadinfrastruktur hat vielerorts eine große touristische Bedeutung, speziell für kleinere Vermieterinnen und Vermieter. Der Tiroler Tourismus kennt die Notwendigkeit von Hallenbädern, weiß aber auch um die große wirtschaftliche Herausforderung beim Betrieb. Viele Tourismusverbände haben bereits jetzt großartige Unterstützung geleistet“, unterstützt Tourismuslandesrat Mario Gerber die weitere Ausarbeitung des Bädertopfs. Im Bäderbeirat einbringen werden sich auch die Tiroler Bäderbetriebe selbst. „Die Betreiber bemühen sich redlich, die Abgänge gering zu halten und möglichst wirtschaftlich zu arbeiten. Dies führt aber mittelfristig dazu, dass Sanierungsarbeiten aufgeschoben werden und Bäder mit der laufenden Instandhaltung in Rückstand geraten, bis sich hohe Kosten aufgestaut haben. Wie das Beispiel in Axams zeigt, kann das bis zur Schließung des Bades führen. Wir wollen diese Situation verbessern und arbeiten deshalb selbstverständlich gemeinsam mit dem Land Tirol an Lösungen“, erklärt Ulrich Mayerhofer, Berufsgruppenobmann in der Tiroler Wirtschaftskammer.
Kinderschwimmprogramm: Grundsportart erlernen
Einig sind sich alle Beteiligten, dass das übergeordnete Ziel, nämlich allen Tiroler Kindern schwimmen zu erlernen und den Zugang zu ganzjährigen Schwimmflächen zu ermöglichen, vehement verfolgt werden muss. „Schwimmen gehört in Tirol zur Grundsportart. Deshalb führt das Land Tirol auf meinen Wunsch hin ein Tiroler Kinderschwimmprogramm ein, welches den Eintritt und den Transport zum Schwimmbad unterstützt und zudem bei Bedarf fundierte Schwimmtrainerinnen und Schwimmtrainer zur Verfügung stellt. Jedem Kind soll im Kindergarten oder in der Schule ein fundierter Schwimmkurs ermöglicht werden, denn gute Schwimmkenntnisse geben Sicherheit, machen Spaß und sind gut für den Bewegungsapparat“, will LH Mattle die Nichtschwimmerquote in Tirol geringhalten. Laut einer Studie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV-Schwimmstudie) gilt in Österreich jedes fünfte Kind als ertrinkungsgefährdet, 670.000 Menschen können hierzulande nicht schwimmen. „Anlass genug, um in Tirol dagegenzuhalten und das Kinderschwimmprogramm im ganzen Land auszurollen“, so LH Mattle und LHStv Dornauer. Zur Abwicklung und Unterstützung der Kindergärten und Schulen wird das Land Tirol eine Servicestelle einrichten.