Partnerschaft mit Georgien unterstützt Bergrettung und Feuerwehr

Tirol unterstützt Bergrettung und Feuerwehr in Georgien mit Ausrüstung und Know-how

  • Bergrettung Tirol lieferte bereits Ausrüstung nach Georgien und schulte Bergretter vor Ort
  • Vom Austausch von Wissen und Erfahrungen profitieren auch Tiroler Einsatzorganisationen
  • Feuerwehrauto der Freiwilligen Feuerwehr Zell am Ziller an georgische Feuerwehr übergeben

Imposante Berge, atemberaubende Landschaften und reichlich Schnee im Winter – auch wenn Tirol und Georgien über 2.500 Kilometer voneinander entfernt liegen, gibt es einige Gemeinsamkeiten. Näher gekommen sind sich Tirol und Georgien auch in Sachen Sicherheit: Im Rahmen einer Partnerschaft unterstützt Tirol sowohl die georgische Bergrettung als auch Feuerwehr mit Ausrüstung und Know-how. Gestern, Dienstag, wurde in der Landesfeuerwehrschule in Telfs im Beisein von Landeshauptmann Anton Mattle, Sicherheitslandesrätin Astrid Mair und der georgischen Botschafterin in Österreich, Ketevan Tsikhelashvili, ein Feuerwehrauto der Freiwilligen Feuerwehr Zell am Ziller an Vertreter der georgischen Feuerwehr übergeben. Bereits vergangene Woche besuchte zudem eine Abordnung der Tiroler Bergrettung Georgien, übergab Ausrüstung und schulte die georgischen Kollegen speziell betreffend der in Tirol entwickelten behelfsmäßigen Bergetechniken mit eben dieser Ausrüstung.

Grundlage der Partnerschaft ist ein im Jahr 2021 zwischen dem Land Tirol und den georgischen Einsatzorganisationen geschlossener Kooperationsvertrag. Die finanziellen Mittel für die Unterstützungen stammen aus dem Förderbudget für Entwicklungszusammenarbeit der Abteilung Außenbeziehungen des Landes Tirol.

„Die Tiroler Einsatzorganisationen stehen für Gemeinschaft und Zusammenhalt –  das gilt nicht nur untereinander und regional, sondern geht auch über die Grenzen hinweg. Im Rahmen der neuen Partnerschaft mit Georgien unterstützt das Land Tirol gemeinsam mit den heimischen Einsatzorganisationen unsere georgischen Bergrettungs-Freunde dabei, ihre Strukturen vor Ort auf- und auszubauen. Damit leisten wir Hilfe zur Selbsthilfe und bauen neue Beziehungen auf, von denen beide Seiten langfristig profitieren“, erklärt LH Mattle, selbst langjähriges Mitglied der Bergrettung.

LRin Mair ergänzt: „Die Partnerschaft ist weit mehr als eine einmalige Unterstützungsleistung. Vielmehr schaffen wir eine Basis für einen langfristigen und nachhaltigen Aufbau von Strukturen in Georgien sowie den Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen Tirol und Georgien. So profitieren auch die Tiroler Einsatzorganisationen von dem Austausch: Die georgischen Kolleginnen und Kollegen sind Meister der Improvisation und Flexibilität. Sie beweisen in den Rettungsaktionen aufgrund von begrenzt verfügbaren Ausrüstungen und teils noch schwierigerem Gelände oftmals viel Flexibilität. Da können auch wir für Tirol etwas mitnehmen.“

Auch für Tsikhelashvili, die georgische Botschafterin in Österreich, ist die neue Partnerschaft ein voller Erfolg: „Die Partnerschaft zwischen den Regionen Tirol und Samegrelo-Zemo Svaneti ist ein gelungenes Beispiel und ein weiteres Highlight der sehr dynamischen Freundschaft zwischen unseren Ländern. Österreich und Georgien haben vieles gemeinsam, nicht zuletzt die Landschaft und Gastfreundschaft. Auch deshalb ist unsere bilaterale Beziehung so produktiv und effektiv. Ich möchte mich beim Land Tirol für die große Unterstützung in Bereichen wie Feuerwehr, Bergrettung und Tourismus herzlichen bedanken."

Seile, Helme und Know-how für georgische Bergrettung

Bereits 2022 besuchte eine Tiroler Abordnung der Bergrettung Tirol die Provinz Samegrelo-Zemo Svaneti im Nordwesten Georgiens, um Möglichkeiten der Unterstützung und Zusammenarbeit auszuloten. Vergangene Woche reisten Mitglieder dann in das Gebiet, um der ansässigen Bergrettung Ausrüstung zu übergeben und gemeinsam Bergetechniken und medizinische Erstversorgung zu trainieren.

„In der Provinz Samegrelo-Zemo Svaneti, inmitten des Kaukasus-Gebirges, finden sich Berggipfel von über 5.000 Metern Höhe. Für die gesamte Region, die etwa so groß wie Südtirol ist, sind gerade einmal zwölf Bergretter im Einsatz. Sie verfügen über ein großes Wissen und jede Menge Engagement, oftmals fehlt es jedoch an der notwendigen Ausrüstung. Auch die medizinische Erstversorgung ist schwer: Hubschrauber gibt es kaum, das nächste größere Krankenhaus liegt über 100 Kilometer weit entfernt“, berichtet Hermann Spiegl, Landesleiter der Bergrettung Tirol. „Im Rahmen des Besuches haben wir unterschiedlichste Ausrüstung mitgenommen und den georgischen Kameraden übergeben: Dazu zählen Bekleidung, Helme, aber auch Seile und Karabiner, sowie Biwaksäcke und Steigeisen. Gleichzeitig haben wir eine Einschulung durchgeführt und zusätzliche Kurse in Bergetechnik und taktischer Alpinmedizin angeboten.“

Mit dem Besuch endet die Partnerschaft jedoch nicht: Um auch für Einsätze im Winter, insbesondere bei Lawinen, geschult zu werden, kommen die georgischen Bergretter im Frühjahr 2024 nach Tirol. „Die bisherigen Rückmeldungen der georgischen Bergretter waren sehr positiv. Aber auch wir konnten einiges an Erfahrung aus dem Kaukasus mitnehmen. Wir freuen uns schon darauf, die neu entstandene Freundschaft weiter zu festigen“, so Spiegl.

Feuerwehrauto von Zell am Ziller nach Khobi

Bereits seit 2011 werden im Rahmen der Feuerwehrpartnerschaft Freiwillige Feuerwehren in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Rumänien mit Ausrüstung, Ausbildung und Fahrzeugen aus Tirol unterstützt. Ähnliche Strukturen sollen nun auch in Georgien geschaffen werden. Dementsprechend wurde ein Löschfahrzeug mit Bergeausrüstung der Freiwilligen Feuerwehr Zell am Ziller aufbereitet und komplett ausgerüstet. Dieses wird nun der Feuerwehr in der georgischen Kleinstadt Khobi übergeben. Die aus Georgien angereisten Feuerwehrmitglieder erhalten im Rahmen einer dreitägigen Ausbildung an der Landesfeuerwehrschule zudem eine Einschulung auf das Fahrzeug sowie zu den darin enthaltenen Gerätschaften. „Die bisherigen Erfahrungen der Feuerwehrpartnerschaften sind sehr gut. Ähnliches erhoffen wir uns auch für die neue Zusammenarbeit mit Georgien. Voll einsatzfähige Fahrzeuge, die in Tirol erneuert werden, können so auch im Kaukasus zur Stärkung der Feuerwehren beitragen. Damit verbunden möchten wir unser Fachwissen teilen und die Grundlage schaffen, dass die georgischen Feuerwehrmitglieder nach der dreitägigen Ausbildung mit praktischen Übungen an der Landesfeuerwehrschule in Telfs das Fahrzeug und die darin enthaltenen Gerätschaften, wie etwa das in Khobi noch nicht vorhandene hydraulische Rettungsgerät, in ihrer Heimat optimal nutzen können“, erklärt Landesfeuerwehrkommandant Jakob Unterladstätter.

 „Mit der Übergabe dieses Feuerwehrautos setzen wir einen ersten Schritt für diese neue Partnerschaft mit der georgischen Feuerwehr. Neben der Übergabe Ausrüstung möchten wir eine langfristige Verbindung aufbauen und den georgischen Feuerwehrleuten auch Ausbildungsmöglichkeiten in Tirol zur Verfügung stellen. Ziel ist es, ein Leuchtturmprojekt in Georgien zu schaffen, aus dem sich weitere Partnerschaften in der Region entwickeln können“, führt Peter Logar, der von der Abteilung Außenbeziehungen des Landes betraute Projekt-Koordinator, aus.