• LH Platter

Tirol-Tag Europäisches Forum Alpbach 2021

LH Platter: „Vertragsreform stärkt demokratische Elemente und Bürgerbeteiligung in Europaregion“

  • Tirol-Tag beim Europäischen Forum Alpbach stand ganz im Zeichen von „10 Jahre Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino“
  • Mehr Demokratie und Bürgerbeteiligung durch Unterzeichnung von Euregio-Reformverträgen
  • Erster Platz beim Euregio-JungforscherInnenpreis für Helena Fornwagner und Oliver Hauser (Innsbruck, Universität Regensburg)
  • Erstplatzierter beim Euregio-Innovationspreis: Paolo Baldracchi (Rovereto, SynpapsEES srl)

2011 wurde die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino institutionalisiert, heute – zehn Jahre später – wurden ihre Gründungsverträge erneuert. Der Tirol-Tag beim Europäischen Forum Alpbach stand somit ganz im Zeichen von „10 Jahre Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino“ und wurde von Euregio-Präsident LH Günther Platter, LH Arno Kompatscher (Südtirol) und LH Maurizio Fugatti (Trentino) zum Anlass genommen, über Erreichtes zu reflektieren und – vor dem Hintergrund der neuen Statuten – den Blick auch in die Zukunft der Euregio zu richten. Auch der Euregio-JungforscherInnenpreis sowie der Euregio-Innovationspreis wurden beim Tirol-Tag verliehen.

Euregio fit für Zukunft machen

Während in den vergangenen zwei Jahren unter dem Vorsitz Tirols zahlreiche Projekte zum Wohl der Bevölkerung in der Euregio umgesetzt wurden – vom Euregio2Plus-Ticket um 39 Euro für zwei Erwachsene und drei Kinder über das Aktionsjahr „Euregio macht Schule“, bei dem SchülerInnen mit der Euregio vertraut werden, bis hin zum Euregio-Museumsjahr 2021 – standen heute, Sonntag, die Reformen der Euregio-Gründungsverträge im Mittelpunkt. „Es ist kein Zufall, dass die Europaregion gerade in einer schwierigen Zeit wie der Corona-Pandemie, die auch Grenzschließungen am Brenner mit sich gebracht hat, die Kraft für einen Sprung nach vorne nutzt. Wir haben die Euregio mit einem neuen Regelwerk – einer Art Frischzellenkur – ausgestattet und sie damit fit für die Zukunft gemacht. Mit der Reform der Gründungsverträge werden ganz maßgeblich die demokratischen Elemente und die Bürgerbeteiligung in den drei Landesteilen gestärkt“, so Euregio-Präsident LH Platter.

Zu den Eckpunkten der Reform

Angefangen bei den Landtagen, die gestärkt werden und so zur Aufwertung der EVTZ-Versammlung beitragen, über einen eigenen Gemeindebeirat für Themen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bis zur Bildung von BürgerInnenräten: „Mit der Stärkung der demokratischen Elemente holen wir die Bürgerinnen und Bürger noch mehr ins Boot, wodurch die drei Landesteile im europäischen Geist weiter zusammenwachsen werden“, ist sich LH Platter sicher.

LH Kompatscher betont: „Zehn Jahre nach der Gründung des EVTZ Europaregion ist es ein wichtiges Zeichen, wenn die Zusammenarbeit der drei Landesteile des historischen Tirols heute auf eine neue Grundlage gestellt wird. Die neue Satzung der Europaregion sieht die Einbindung der Gemeinden und Bürgerinnen und Bürger vor, wir wollen damit das Signal aussenden, dass Tirol, Südtirol und Trentino zukünftig noch enger zusammenrücken und eine Kooperation auf allen Ebenen stattfinden wird.“ Der Trentiner Landeshauptmann Fugatti wies darauf hin, dass die Euregio in den vergangenen zehn Jahren zu einer „konkreten Wirklichkeit“ herangewachsen sei, die den Bürgerinnen und Bürger dank grenzüberschreitender Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen – von der Kultur über Forschung bis zur Mobilität – echte Chancen eröffne. „Zudem ist es uns in einigen dramatischen Augenblicken der Pandemie gelungen, im Dialog mit den staatlichen Regierungen einige Lösungen zu erreichen“, ergänzte LH Fugatti.

So wird der erste Euregio-Rat der Gemeinden, der künftig die drei Landeshauptleute berät, bereits am 30. September beim ersten gemeinsamen Euregio-Gemeindetag in Hall in Tirol vorgestellt. Über BürgerInnenräte werden Vorschläge zu konkreten Themen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit erarbeitet. Die erstmalige Tagung wird zwischen Jänner und März 2022 stattfinden. Nachdem auch die Vorbereitungen der Informations- und Koordinationsstellen der Europaregion in Innsbruck und Trient weitestgehend abgeschlossen sind, werden diese in Kürze als Anlaufstelle und Begegnungsort eröffnet. Im Zuge der Reformverträge wurde außerdem die offizielle ladinische Bezeichnung „Lia Europeica de Cooperaziun Teritoriala Euregio Tirol-Südtirol-Trentin“ eingeführt. Die Reformempfehlungen des EuregioLab, die vor einem Jahr in Alpbach vorgestellt wurden, konnten von einer gemeinsamen ExpertInnen-Gruppe der Landesverwaltungen und Landtage unter der Leitung von Europarechtsexperte Walter Obwexer bis Jahreswechsel zur konkreten Euregio-Reform weiterentwickelt werden. Der Genehmigungsprozess in Rom wurde im Jänner gestartet und im Juli fristgerecht abgeschlossen, sodass die neuen Gründungsverträge der Euregio nun unterschrieben werden konnten.

Verleihung Euregio-JungforscherInnenpreis und Euregio-Innovationspreis

Im Rahmen des Tirol-Tages wurden auch heuer wieder zwei wesentliche Förderpreise der Euregio verliehen, die gemeinsam mit dem Land Tirol auch von den Wirtschafts- und Handelskammern der Europaregion gestiftet werden. Der Euregio-JungforscherInnenpreis wurde von der Juryvorsitzenden Ulrike Tappeiner (Freie Universität Bozen) an Helena Fornwagner und Oliver Hauser, Universität Regensburg (Innsbruck, Universität Regensburg). Unter dem Titel „Klimamaßnahmen für (meine) Kinder“ richtet sich dieses Projekt an das Phänomen der freiwilligen Klimaschutzmaßnahmen (VCA). Die AutorInnen hoffen, mit dieser Studie aufzeigen zu können, wie sehr Eltern dazu neigen in VCA zu investieren, wenn ihre Kinder ihre Handlungen beobachten – während das Phänomen zurückgeht, wenn die Handlungen der Eltern von nicht genetisch verwandten Erwachsenen oder Kindern beobachtet werden.  

Der diesjährige Euregio-Innovationspreis geht an Paolo Baldracchi, Rovereto, Synpaps EES srl, und wurde von Juryvorsitzendem Josef Margreiter (Geschäftsführer Lebensraum Tirol Holding) verliehen. Beim Projekt „UV-it. Energiesparen durch kontinuierliche Desinfektion der Raumluft“ haben die beteiligten Personen eine Hard- und Softwarelösung für die kontinuierliche Desinfektion der Luft in den Belüftungs- und Klimaanlagen entwickelt, getestet und technisch angefertigt. Das Projekt ermöglicht die Wiedereinschaltung der Systeme und die Zufuhr von frischer Luft sowie eine Energieeinsparung ohne Beeinträchtigung von Sicherheit und Gesundheit in Innenräumen. Durch die erneute Möglichkeit von Frischluftzufuhr wird wiederum der thermische Komfort hergestellt. Damit wird eine Einsparung von 20 bis 40 Prozent der Energie für Belüftung und Klimaanlagen im Sommer und Winter möglich (ausgehend vom Anteil der zirkulierenden Luft von 30 und 50 Prozent. „Wir gratulieren den Preisträgerinnen und Preisträgern und danken ihnen für ihr Engagement. Es ist wichtig, eine Plattform für neue Ideen zu bieten. Junge Menschen und innovative Ideen bilden die Euregio von morgen. Solche Initiativen schaffen die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen und die Euregio zu gestalten bzw. deren Wert weiter zu steigern“, betonen die drei Landeshauptleute unisono.


Factbox

Euregio-JungforscherInnenpreis 2021

Der Euregio-JungforscherInnenpreis richtet sich an junge ForscherInnen unter 35 Jahren, die zum Thema „Europe’s Green Transition – The Climate Opportunity“ in folgenden Kategorien arbeiten: Wirtschafts-, Politik- und Sozialwissenschaften; Natur-, Agrar- und Ingenieurswissenschaften; Rechts- und Geisteswissenschaften;

  1. Platz: Helena Fornwagner und Oliver Hauser (Innsbruck / Universität Regensburg), Projekt „Klimamaßnahmen für (meine) Kinder“
  2. Platz: Matteo Giacomo Prina (Eurac research, Bozen), Projekt „Szenarien für einen hohen Verbreitungsgrad erneuerbarer Energien um Hilfe von Bottom-up-Modellen für die Energiewende in der Euregio“
  3. Platz: Valentina Lazazzara (Post-doctoral researcher Fundation Edmund Mach), Projekt „Nachweis, Identifizierung und funktionelle Charakterisierung von pflanzlichen und mikrobiellen flüchtigen, organisatorischen Verbindungen (VOCs), die die Abwehrkräfte der Weinrebe (vitis vinifera L.) induzieren und Pflanzenpathogene hemmen“
    Ebenfalls 3. Platz für Luca Matteo Martini (Universität Trient), Projekt „Die mikroskopische Entwicklung eines CO2-Plasmas: Zeitaufgelöste CO2-Dissoziation in einer gepulsten Nanosekunden-Entladung“

Euregio-Innovationspreis 2021

Der Euregio-Innovationspreis wird seit 2020 ohne Altersgrenze vergeben. Es wurden die besten Produkt-, Prozess- oder Dienstleistungsinnovationen zum Thema „Nachhaltige Energielösungen für den alpinen Raum“ gesucht.

  1. Platz: Paolo Baldracchi, Rovereto, SynpapsEES srl, Projekt „UV-it. Energiesparen durch kontinuierliche Desinfektion der Raumluft“
  2. Platz: Pavel Ševela (mit Johannes Frenger), Innsbruck, eBATH technology, Projekt „SOPHIE smart shower“
  3. Platz: Simon Wielnig (mit Manuel Siller), Bozen, Alpmine, Projekt „Bewerbung Innovationspreis alpmine“