- Enge Zusammenarbeit der Alpenregionen im iMONITRAF!-Netzwerk
- Treffen zwischen Tirol und VertreterInnen des Schweizer Kantons Uri
Der Brennerpass zwischen Tirol und Südtirol, der Gotthardpass in der Schweiz: Diese beiden Alpenübergänge tragen einen Großteil der Last im alpenquerenden Verkehr – sowohl im Güter- als auch im Personenverkehr. Ein Rückgang des Verkehrsvolumens ist nicht in Sicht. Zur gemeinsamen Bewältigung dieser Herausforderungen trafen sich Landesrat René Zumtobel und seine Schweizer Amtskollegin Regierungsrätin Céline Huber (Kanton Uri) am gestrigen Donnerstag zu einem gemeinsamen Austausch am Gotthard. Begleitet wurde LR Zumtobel von ExpertInnen aus den Bereichen Verkehrsrecht und Mobilitätsplanung sowie der Verkehrspolizei.
Zur Verlagerung des Schwerverkehrs von der Straße auf die Schiene werden im Alpenraum große Anstrengungen zum Bau zukunftsweisender Schieneninfrastruktur unternommen. Der Schweizer Gotthard-Basistunnel ist bereits seit 2016 in Betrieb, der Brenner Basistunnel soll ab 2032 den Straßengüterverkehr unterirdisch auf die Schiene verlagern. LR René Zumtobel nutzte im Rahmen eines politischen Treffens des iMONITRAF!-Netzwerks anlässlich der Veröffentlichung des Jahresberichts die Gelegenheit, den Bahntunnel gemeinsam mit seiner Schweizer Amtskollegin zu besichtigen. Der Austausch zu den Themen Krisenmanagement und Kapazitätssteuerung bot wichtige Impulse für die zukünftige Inbetriebnahme des Brenner Basistunnels. Ebenso stand ein Lokalaugenschein im Schwerverkehrs-Kontrollzentrum Erstfeld auf dem Programm. In Erstfeld, das vor dem Eingang des Nordportals des 17 Kilometer langen Straßentunnels durch den Gotthard liegt, werden täglich von 5 bis 22 Uhr bis zu 80 Lkw auf Herz und Nieren überprüft. Gleichzeitig können am Areal des Schwerverkehrszentrums bis zu 500 Lkw auf die Zufahrt zum Gotthard-Straßentunnel warten, der über eine automatische Dosiereinrichtung verfügt. „Die Schweiz ist zwar nicht Teil der EU, trotzdem ist sie für mich in vielerlei Hinsicht ein Vorbild. Durch die strengen Schwerverkehrskontrollen, die geltenden Fahrverbote und die höheren Straßengebühren nimmt man nicht nur positiven Einfluss auf die Verkehrssicherheit und das Verkehrsaufkommen, sondern fördert auch die Verlagerung auf die Schiene“ ist LR Zumtobel überzeugt.
Kostenwahrheit zwischen Straße und Schiene für Verlagerung unerlässlich
Was der iMONITRAF!-Jahresbericht erneut zeigt: Durch die im Vergleich zu Deutschland, Österreich und Italien erheblich höhere Lkw-Maut in der Schweiz wird die Schiene deutlich attraktiver. So kostet die Durchfahrt eines EURO-6 Lkw am Gotthardkorridor 94 Cent pro Kilometer, während derselbe Lkw am Brennerkorridor nur 43 Cent pro Kilometer bezahlen muss. Dieser Unterschied schlägt sich auch im Modal Split nieder: dieser liegt in der Schweiz bei 29,7 Prozent Gütertransport auf der Straße zu 70,3 Prozent Gütertransport auf der Schiene, am Brenner hingegen nahezu umgekehrt bei 73,3 Straße zu 26,7 Prozent Schiene. „Kostenwahrheit heißt nicht, dass die Straße günstiger wird, sondern, dass der Preis für die Straßenbenützung angemessen ist. Österreich hat das im EU-Rahmen maximal mögliche Limit bereits ausgeschöpft. Da unser Streckenanteil am gesamten Brennerkorridor aber verhältnismäßig klein ist, ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein und hat auf der rund 400 Kilometer langen Korridorstrecke zwischen München und Verona nur wenig Einfluss auf die Verlagerung“, so LR Zumtobel.
Vorausschauende Verkehrslösungen sind notwendig
Auch in der Zentralschweiz und insbesondere am Gotthard ist das Thema Transit ein Dauerbrenner. Die Schweizer Regierungsrätin Céline Huber unterstreicht auch im Hinblick auf den Individualverkehr: „Schon heute kommt das Verkehrsmanagement vor dem Gotthard Straßentunnel zu Stoßzeiten an seine Grenzen. Wir brauchen einen integrierten, vorausschauenden Ansatz – mit regional verankerter Umsetzung und europäisch abgestimmter Perspektive. Der Erfahrungsaustausch mit betroffenen Alpenregionen entlang des Brennerkorridors ist hierbei besonders wertvoll.“ Gerade der Brennerkorridor steht mit der Sanierung der Luegbrücke aktuell vor großen Herausforderungen. Das neue Verkehrskonzept während der Bauphase, bei dem Lkw nun auf der innenliegenden, linken Fahrspur fahren, zeigt, dass es innovative Lösungen gibt, von denen alle betroffenen Regionen profitieren.
Schwerverkehrskontrollen tragen zur Verkehrssicherheit bei
Nach den Besuchen vor Ort wurde anschließend gemeinsam mit VerteterInnen aus den zuständigen Ämtern und der Polizei diskutiert, um Erfahrungen auszutauschen. Best Practices von der Inbetriebnahme des Gotthard-Basis-Bahntunnels standen ebenso auf der Agenda wie die Effekte der Schwerverkehrskontrollen in der Schweiz und in Tirol. Strenge Kontrollen sowie die Höhe der Strafen wurden als Faktoren diskutiert. „Die Dimensionen des Schwerverkehrs-Kontrollzentrums in Erstfeld sind beeindruckend. Aber auch in Tirol müssen wir uns keineswegs verstecken. Dank der ausgezeichneten Zusammenarbeit von Land Tirol und Polizei konnten 2024 in mehr als 88.500 Kontrollstunden an den verschiedenen Kontrollplätzen 46.000 Übertretungen und Verstöße geahndet werden. Klar ist: Je mehr kontrolliert wird, desto weniger Lkw mit Mängeln sind unterwegs und desto sicherer werden unsere Straßen. Wird nämlich die Weiterfahrt aufgrund technischer Mängel oder nicht eingehaltener Sozialvorschriften gänzlich untersagt, ist das ein finanzieller Schaden für die Transportunternehmen und dementsprechend ein wirtschaftliches Risiko “, so LR Zumtobel.
Beim abschließenden politischen „runden Tisch“ wurde der iMONITRAF!-Jahresbericht vorgestellt und die politischen EntscheidungsträgerInnen einigten sich auf zukünftige Eckpfeiler für die Kooperation im Rahmen von iMONITRAF!.
Zu iMONITRAF!
Im Rahmen von iMONITRAF! arbeiten die vier Partnerregionen Zentralschweiz, Tirol, Südtirol und das Trentino gemeinsam an der Verkehrsverlagerung. Im Jahr 2024 lag der Fokus insbesondere auf dem kombinierten Verkehr und der Effizienz im Schienenverkehr. Der Jahresbericht von iMONITRAF! zeigt nicht nur das Ausmaß und die Art des Transitverkehrs auf, sondern beschäftigt sich zudem auch mit den Auswirkungen auf Mensch und Umwelt.
Eine Übersicht über die bisherige Arbeit des Netzwerkes und den hier zitierten Jahresbericht finden Sie auf der Website: www.imonitraf.org