- Österreichweit einzigartiges Funk-Standort-Konzept sichert Funktionsfähigkeit auch im Ereignisfall
- Tirol als Vorreiter in Sachen Digitalfunk – 95 Prozent der Landesfläche versorgt
- Lokalaugenschein einer Funkbasisstation auf der Hinterhornalm in der Gemeinde Gnadenwald (Bezirk Innsbruck-Land)
- Landes-Film unter www.youtube.com/watch?v=3fc12Ep7528
Ob Alarmierung von Feuerwehr, Rettung, Polizei und Co nach einem abgesetzten Notruf, die Kommunikation zwischen den Blaulichtorganisationen im Einsatzfall oder die Abstimmung der Krisenstäbe während einer Naturkatastrophe: All das funktioniert täglich durch das tirolweite Digitalfunknetz. Um das Digitalfunknetz und damit die rund 13.500 Funkgeräte im Land betreiben zu können, benötigt es Funkbasisstationen. Davon gibt es in Tirol 196. Positioniert sind sie strategisch im ganzen Bundesland. Durch eine spezielle Ausfallssicherung – das sogenannte A-Standort-Konzept – kann das Tiroler Funknetz auch im Krisenfall aufrechterhalten werden. Das heißt: Unabhängig vom alltäglichen Digitalfunknetz besteht ein zusätzliches Richtfunknetz, welches etwa auch bei Stromausfällen funktioniert. Dafür wurden rund die Hälfte der 196 Funkbasisstationen im Land als sogenannte A-Standorte technisch aufgerüstet. Sicherheitslandesrätin Astrid Mair machte sich bei einem Lokalaugenschein selbst ein Bild von einer A-Standort-Funkbasisstation und besucht dafür die Hinterhornalm im Gemeindegebiet von Gnadenwald. Der Film dazu ist auf dem Youtube-Kanal des Landes unter www.youtube.com/watch?v=3fc12Ep7528 zu finden.
„Aus meiner langjährigen Erfahrung als Polizistin weiß ich: Von der Alarmierung bis zur Abstimmung der Einsatzkräfte direkt am Einsatzort – sichere und stetige Kommunikation ist ein zentrales Element im Einsatzfall. Besonders bei größeren Ereignissen spielt das Alarmierungs- und Funksystem eine wichtige Rolle. Daher muss es auch funktionieren, wenn es etwa zu großflächigen Stromausfällen kommt oder auch das Mobilfunknetz ausfällt. In Tirol haben wir in den vergangenen Jahren intensiv an einer Ausfallsicherung des Funknetzes gearbeitet. Durch ein zweigleisiges System funktioniert der Funk auch bei Stromausfällen und sichert somit gerade in Katastrophenfällen eine Kommunikation für alle Einsatzkräfte in Tirol“, erklärt LRin Mair.
Tirol = Vorreiter bei Digitalfunk
Als erstes Bundesland in Österreich führte Tirol bereits 2006 gemeinsam mit dem Innenministerium ein Digitalfunknetz für alle Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, das sogenannte Digitalfunk BOS-Austria Netz, ein. Für die direkte Kommunikation unter den Behörden und Einsatzorganisationen im Funknetz stehen rund 13.500 Funkgeräte zur Verfügung. Diese finden sich in Rettungsautos, Polizeistationen oder auch in der Landeswarnzentrale. Verschiedene Sprechgruppen – etwa für die Feuerwehren eines Bezirkes – sorgen dafür, dass in dem umfassenden Funksystem kein Chaos entsteht. Alle TeilnehmerInnen einer Sprechgruppe können per einfachem Tastendruck auf ihrem Funkgerät miteinander sprechen. Übergeordnete Sprachgruppen ermöglichen zudem den Austausch mit anderen Organisationen. Mit dem ebenfalls seit 2006 bestehenden Warn- und Alarmierungssystem Tirol (WAS-Tirol) werden die Einsatzorganisationen von der Leitstelle Tirol zudem mittels Kurztextnachrichten über einen Pager alarmiert, wenn sie zu Einsätzen ausrücken müssen. Beide Systeme, das BOS-Austria und das WAS-Tirol, laufen über Funkbasisstationen – ebenso wie die Aktivierung der 1.025 Zivilschutzsirenen in Tirol.
„Entscheidend für das Alarmierungs- und Funksystem ist eine möglichst flächendeckende Versorgung. Nicht nur in der Inntalfurche, sondern auch in abgelegenen Gebieten muss im Einsatzfall kommuniziert werden können. In Anbetracht der vielen hohen Berge in Tirol, die das Funknetz beeinträchtigen, bedarf es für eine flächendeckende Versorgung eine hohe Anzahl an Funkbasisstationen. Mit der strategischen Verteilung der 196 Funkbasisstationen haben wir erreicht, dass über 95 Prozent der Landesfläche versorgt werden“, erklärt Bernd Noggler, Vorstand der Abteilung Leitstellenwesen und Landeswarnzentrale.
Doppelte Ausführungen und notstromversorgt: ausfallsicheres Richtfunknetz
Würden mehrere Funkbasisstationen in einem Digitalfunknetz ausfallen bzw. ihre Anbindung an das Funknetz verlieren – etwa bei einem großflächigen Stromausfall oder durch beschädigte Leitungen infolge von Schneefällen und Muren – könnte dies die Kommunikation schwer beeinträchtigen. Um das Tiroler Funknetz ausfallsicher zu machen, wurde vom Fachbereich Funktechnik das sogenannte A-Standort-Konzept entwickelt. Dieses funktioniert über ein unabhängiges Richtfunknetz. „Richtfunk bedeutet, dass zwei Funkmasten, die in einem gewissen Abstand zueinanderstehen, direkt miteinander kommunizieren können, ohne von öffentlichen Datennetzen oder auch kabelgebundenen Leitungen abhängig zu sein. Voraussetzung dafür ist, dass zwischen den beiden Funkmasten ein Sichtkontakt – selbst wenn es über mehrere Kilometer ist – besteht. Für das A-Standort-Konzept wurden entsprechend rund 100 Funkmasten ausgewählt, die zusammen ein flächendeckendes Richtfunknetz ergeben“, erklärt der Leiter des Fachbereichs Funktechnik, Alois Angerer. An diesen A-Standorten wurden alle relevanten technischen Elemente doppelt ausgeführt – das heißt: Beim Ausfall einer Komponente übernimmt automatisch und ohne Unterbrechung das Ersatzsystem. Zudem sind alle Standorte notstromversorgt. „Mittels Batterien kann der Betrieb für rund 36 Stunden aufrechterhalten werden. Anschließend kann Notstrom auch mittels Aggregate eingespeist werden. An exponierten Standorten, wie die Hinterhornalm, sind die Aggregate ganzjährig stationiert“, so Angerer.
A-Standort-Konzept ist österreichweit einzigartig
„Mit dem A-Standort-Konzept verfügen wir in Tirol über ein österreichweit einzigartiges ausfallsicheres System. Die Systemverfügbarkeit beträgt nach Einschätzung des Innenministeriums in Tirol 100 Prozent – das heißt: Selbst bei einem Blackout bleibt das Funknetz für alle Organisationen wie gewohnt nutzbar. Die Einsatzkräfte können entsprechend mit ihren ‚gewohnten‘ Werkzeugen weiterarbeiten und müssen sich nicht auf ein anderes System umstellen. Auch die Alarmierung der Einsatzkräfte über die Leitstelle ist sichergestellt“, erklärt LRin Mair. „Möglich ist dieses System nur durch engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Landesdienst, welche die Funkbasisstationen und das gesamte Netz regelmäßig warten, verbessern und ausbauen. Dafür möchte ich meinen herzlichen Dank aussprechen.“