LRin Pawlata besuchte „Biwak“ des SOS-Kinderdorfs

Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung betreut unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Tirol

  • Zehn Kinder und Jugendliche in sozialpädagogischer Wohngruppe, weitere elf Jugendliche in Betreutem Wohnen
  • PädagogInnen unterstützen junge Menschen bei Integration, Aufarbeiten von Fluchtgeschichten und Entwicklung neuer Lebensperspektiven

In Hall in Tirol werden seit knapp 20 Jahren im „Biwak“ des SOS-Kinderdorfs unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreut: Nach langer und oft gefährlicher Flucht finden die Kinder und Jugendlichen dort Schutz, Sicherheit und Halt. Die PädagogInnen unterstützen die jungen Menschen bei der Integration – dem Erlernen der deutschen Sprache, dem Schulbesuch und der Ausbildung sowie der Freizeitgestaltung –, beim Aufarbeiten der eigenen Fluchtgeschichte und der Entwicklung von neuen Lebensperspektiven. Aktuell leben in der sozialpädagogischen Wohngruppe im „Biwak“ zehn Kinder und Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren. Weitere elf Jugendliche zwischen 17 und 20 Jahren nutzen das Angebot des Betreuten Wohnens. Diese Woche besuchte LRin  Eva Pawlata die Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung.

„Kinder und Jugendliche, die ohne ihre Familie oder enge Bezugspersonen vor Krieg und Konflikten fliehen, sind besonders hohen Risiken ausgesetzt. Nach der Flucht finden sie sich alleine und fernab des sozialen Umfelds in einem fremden Land wieder. Es braucht deshalb ein bedarfsgerechtes, professionelles Betreuungsangebot, das unmittelbar greift und den jungen Menschen Stabilität und Sicherheit vermittelt. Im ‚Biwak‘ werden die Kinder und Jugendlichen entsprechend ihrer persönlichen Bedürfnisse betreut und auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben begleitet“, betont LRin Pawlata.

Mehr als nur ein Dach über dem Kopf

„Fast alle Kinder und Jugendlichen bringen einen Rucksack traumatischer Erfahrungen mit. Das ‚Biwak‘ bietet den jungen Menschen viel mehr als nur ein Dach über dem Kopf. Die Betreuung ist gänzlich anders als in Großquartieren: Es gibt hier kleine Einheiten, gut ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen, die Wissen über die Auswirkungen von Traumata haben, sowie eine individuelle Betreuung und Förderung“, erklärt die pädagogische Leiterin des „Biwak“, Maria Haider und führt aus: „Unsere Pädagoginnen und Pädagogen sind enge Bezugspersonen der Kinder und Jugendlichen. Wir arbeiten Großteils mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen – die haben hier oftmals niemanden. Umso wichtiger ist es, ihnen zu vermitteln, dass sie nicht auf sich alleine gestellt sind. Wir sind für sie da, hören zu und nehmen ihre Sorgen ernst.“

In der sozialpädagogischen Wohngruppe des „Biwak“ werden die Kinder und Jugendlichen rund um die Uhr betreut. Um die jungen Menschen schrittweise in ihrer Eigenverantwortung zu stärken, stehen darüber hinaus eigene „Trainingswohnungen“ (Betreutes Wohnen) zur Verfügung: Zwei davon befinden sich im „Biwak“, eine weitere Wohngemeinschaft sowie mehrere eigene Wohnungen befinden sich außerhalb der Einrichtung. Insgesamt wurden über das „Biwak“ bisher über 200 Kinder und Jugendliche aus 32 Nationen betreut.

Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Tirol

Neben dem „Biwak“ des SOS-Kinderdorfs stehen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Tirol auch die Einrichtungen „yo!vita“ und „yo!moyo“ des Roten Kreuzes zur Verfügung. Die Zuweisungen der Kinder und Jugendlichen erfolgen in Abstimmung zwischen der Bundesbetreuungsagentur und der Abteilung Soziales des Landes Tirol. Direkt nach der Ankunft der Kinder und Jugendlichen übernimmt in Tirol das „Fachteam unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (umF)“ die Obsorge, das bei der Kinder- und Jugendhilfe des Landes Tirol angesiedelt ist.

Flüchtlingskinder aus der Ukraine werden in Tirol aktuell über das SOS-Kinderdorf (Unterbringung in der Hermann-Gmeiner-Akademie in Innsbruck und im SOS-Kinderdorf in Imst) und die Jugendland GmbH versorgt.