- ExpertInnen aus allen Bundesländern sowie Bayern und Südtirol tagten diese Woche in Kufstein
- Dichtes Messnetz in Tirol – Schadstoffe in der Luft werden laufend überwacht
- Digitalisierung bietet neue Möglichkeiten der Datenanalyse
Wie hoch ist die Feinstaubbelastung in der Luft? Wie wirkt sich der Ausstoß von Stickstoffdioxid (NO2) auf Tirols Autobahnen auf die Luftqualität aus? In Tirol kennt man diese und weitere Schadstoffwerte ganz genau: An insgesamt 19 dauerhaften Messstellen und rund 60 weiteren Messeinrichtungen wird die Luftgüte ständig erfasst. Insgesamt rund 20 verschiedene Schadstoffe werden gemessen und veröffentlicht. Rund 90 internationale ExpertInnen auf dem Gebiet der Luftgütemessung trafen sich in den vergangenen Tagen zu einer Fachtagung in Kufstein. Neben den MesstechnikerInnen aus Tirol waren auch das Umweltbundesamt, VertreterInnen aus den weiteren Bundesländern Österreichs sowie aus Bayern und aus Südtirol anwesend. Auch Umweltlandesrat René Zumtobel war vor Ort und informierte sich über die aktuellsten Entwicklungen: „Das engmaschige Messnetz in Tirol ist auf dem neuesten Stand der Technik und wird laufend betreut. Das ist für uns von großer Bedeutung, schließlich dienen die Messergebnisse als wesentliche Grundlage für zahlreiche Maßnahmen, beispielsweise im Verkehrssektor“, verweist der Landesrat etwa auf das Nachtfahrverbot für Lkw oder die Tempobeschränkung von maximal 100 km/h auf Teilstrecken der Autobahn in Tirol.
„Bei unserer jährlichen Fachtagung geht es einerseits um technische Neuerungen und den Erfahrungsaustausch, aber auch um aktuelle Herausforderungen und Zukunftsprojekte“, erklärt Dionys Schatzer vom Fachbereich Luftgüte des Landes Tirol. Für den Tiroler Luftgütemessdienst liegt in diesem Jahr ein besonderes Augenmerk auf der Digitalisierung: Bereits heute übermitteln fast alle Messstationen die Daten vollautomatisch an einen zentralen Standort. In den kommenden Jahren soll die Datenbank grundlegend erneuert und dadurch verbesserte Möglichkeiten zur Datenanalyse geschaffen werden. So können Luftwerte künftig besser mit anderen Daten – beispielsweise Verkehrszählungen oder Bodenproben – verglichen werden.
Strengere Grenzwerte für Luftschadstoffe notwendig
Die Überwachung der Schadstoffe in der Luft ist EU-weit vorgeschrieben und in Österreich durch das Immissionsschutzgesetz Luft (IG-L) geregelt. Da die Grenzwerte von NO2 in Tirol in der Vergangenheit entlang der Autobahnen dauerhaft überschritten wurden, gab es ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich. Das führte dazu, dass ab dem Jahr 2002 zahlreiche Maßnahmen zur Reduktion der Schadstoffe ergriffen wurden. Darunter auch der „Lufthunderter“ auf Teilstrecken der Autobahn in Tirol, ein sektorales Fahrverbot für Lkw sowie das Nachtfahrverbot und das Euroklassen-Fahrverbot. Diese Maßnahmen zeigen Wirkung: „Es ist erfreulich, dass die Grenzwerte entlang der Autobahnen immer öfter eingehalten werden können. Im Tiroler Oberland wurde die IG-L-100-Beschränkung im Winter mittlerweile aufgehoben. Eine gänzliche Aufhebung der Tiroler Maßnahmen hätte allerdings umgehend zur Folge, dass wir in Tirol wieder mit einer Verschlechterung der Luftqualität zu kämpfen hätten. Daher muss die nächste Bundesregierung unbedingt so rasch als möglich die Verhandlungen mit den Ländern zur Umsetzung der mittlerweile verschärften Luftqualitätsrichtlinie aufnehmen“, unterstreicht LR Zumtobel einmal mehr die Forderung Tirols.
Langjähriger Vergleich zeigt positive Entwicklung
Es sind jedoch nicht ausschließlich verkehrsbedingte Schadstoffe, die die ExpertInnen der Luftgütemessung beschäftigen. Auch Ozon-Werte und die Feinstaubbelastung durch Heizungen werden regelmäßig erfasst. „An den Schadstoffwerten sieht man unter anderem deutlich, wie viel im Winter geheizt wird und vor allem mit welchen Brennstoffen. Auch das Wetter, also Windgeschwindigkeit, Termperaturschichtung und vieles mehr, spielt eine große Rolle dabei, wie lange und in welcher Konzentration sich Schadstoffe in der Luft nachweisen lassen, weshalb der Vergleich mit den Wetterdaten stets wichtig ist. An den Luftwerten sehen wir beispielsweise auch, dass in den vergangenen Jahren zahlreiche Heizungssysteme in Tirol erneuert wurden und die Schadstoffbelastung durch Silvesterfeuerwerke abnahm“, berichtet Manuel Gutleben vom Fachbereich Luftgüte des Landes Tirol.
Die verschiedenen Messwerte der Luftgüte in Tirol können tagesaktuell online auf der Website des Landes eingesehen werden.