„Luisa ist hier“

Über 50 Betriebe in Tirol nehmen an Gewaltschutzkampagne teil

  • Mit Codewort „Luisa“ können Betroffene bei sexualisierter Gewalt im Nachtleben um Hilfe fragen
  • Internationales Projekt wird von Innsbrucker Club Commission, Frauenhaus Tirol, Verein Frauen gegen VerGEWALTigung und Drogenarbeit Z6 seit 2022 tirolweit umgesetzt
  • Schulungen für teilnehmende Betriebe im Oktober und November 2024

„Luisa“ – das ist keine Person, sondern ein Codewort und Signal für Personen im Tiroler Nachtleben. Mit umfangreichen Schulungen wird in den teilnehmenden Gastronomiebetrieben ein niederschwelliges und leicht-erkennbares Hilfsangebot geschaffen, um betroffenen Personen bei verschiedenen Formen von sexualisierter Gewalt im Nachtleben Unterstützung zu bieten. Seit 2019 wird die internationale Gewaltschutzkampagne, die vom Frauen-Notruf-Münster initiiert wurde, von der Innsbrucker Club Commission in Kooperation mit dem Frauenhaus Tirol, dem Verein Frauen gegen VerGEWALTigung und der Drogenarbeit Z6 in Innsbruck umgesetzt. Seit rund zwei Jahren gibt es „Luisa ist hier“ in ganz Tirol. Über 50 Betriebe nehmen landesweit bereits am Projekt teil. Mit Stickern an den Eingangstüren oder auf den Spiegeln in den Toiletten machen sie darauf aufmerksam, dass sie Teil von „Luisa ist hier“ sind. Um die notwendige Expertise im Umgang mit Betroffenen und potenziellen Tätern zu gewinnen, werden jedes Jahr Fortbildungen angeboten. Im Oktober und November 2024 können interessierte Betriebe dieses Jahr wieder kostenlos an den Schulungen teilnehmen.

„Drei von vier Frauen in Österreich wurden schon einmal sexuell belästigt und jede dritte Frau erlebte körperliche und/oder sexualisierte Gewalt. Diese Zahlen unterstreichen die Dringlichkeit von Gewaltschutz, vor allem aber auch von Gewaltprävention und Bewusstseinsarbeit. Mit dem Projekt ‚Luisa ist hier‘ wurde ein niederschwelliges Hilfsangebot geschaffen, das Betroffene vor Ort unmittelbar unterstützt, Sicherheit verleiht und Aufmerksamkeit für das Thema generiert. Ich lade alle Betreiberinnen und Betreiber von Lokalen und Veranstaltungen ein, sich am Projekt zu beteiligen und die Möglichkeit der kostenlosen Schulungen zu nutzen – denn je stärker die Community um ‚Luisa ist hier‘ wird, desto sicherer wird unser gemeinsames Nachtleben“, betont Frauenlandesrätin Eva Pawlata.

Einfach um Hilfe fragen

Die Kampagne „Luisa ist hier!“ ist in großen Teilen des deutschsprachigen Raums vertreten und funktioniert immer nach demselben Prinzip: Durch die Frage „Ist Luisa hier?“ oder die Nennung des Namens „Luisa“ informieren die Betroffenen die Lokal-MitarbeiterInnen über ihre Notsituation. Der Name „Luisa“ bedeutet „die Kämpferin“ und enthält einen Kopfton, der in lauten Umgebungen gut zu hören ist. „Dabei sind Grenzüberschreitungen individuell – jede Person, die sich unwohl fühlt oder Angst hat, kann sich an die Mitarbeitenden wenden. Das Codewort ermöglicht in Situationen, in denen es Betroffenen schwerfallen kann, Probleme anzusprechen, eine möglichst einfache und rasche Kontaktaufnahme. Geschultes Personal wird aber mit oder ohne Nennung des Codeworts befähigt, betroffenen Personen besser zu helfen und der Einsatz ist keine Bedingung. Dementsprechend kann natürlich auch ganz klassisch nach Hilfe gefragt werden“, erklärt Frederik Lordick von der Innsbruck Club Commission.

Individuelle Unterstützung im Fokus

Das Hilfsangebot von „Luisa ist hier“ ist lösungs- und bedürfnisorientiert und stellt die Wünsche der Betroffenen in den Mittelpunkt. Nach der Kontaktaufnahme werden sie in der Regel in einen eigenen Raum begleitet, wo gemeinsam über das weitere Vorgehen entschieden wird. So kann es sein, dass Personen aus dem Lokal entfernt werden oder Betroffene an kooperierende Einrichtungen weitervermittelt werden. „Im Anschluss an die Vorfälle können Betriebe und Betroffene ihre Erfahrungen mit uns teilen. Das hilft uns bei der Evaluierung und Weiterentwicklung des Projekts“, sagt Irina Heitmann, die das Projekt seit diesem Jahr leitet. Eine anonyme und vertrauliche Kontaktaufnahme, um über Erfahrungen zu berichten, ist über einen Fragebogen auf der Projektwebsite möglich.

Schulungen und Handlungsleitfaden ermöglichen sichereres Eingreifen

Rund die Hälfte der Betriebe, die am Projekt teilnehmen, befindet sich in der Stadt Innsbruck. Die übrigen sind in ganz Tirol verteilt. Hauptsächlich richtet sich „Luisa ist hier“ an die Nachtgastronomie, aber auch Après-Ski-Lokale, Cafés oder Restaurants können Teil der Initiative werden. Bei den Schulungen, die im Herbst dieses Jahres erneut stattfinden, wird das Projekt neuen TeilnehmerInnen ausführlich vorgestellt. Die Schulungen setzen auf betrieblicher Ebene an – thematisch geht es bei den dreistündigen Schulungen an insgesamt vier Terminen im Oktober und November 2024 um die Formen, Ursachen und Auswirkungen von Substanzkonsum und sexualisierter Gewalt. Dabei erhalten die Teilnehmenden nicht nur Empfehlungen für den professionellen Umgang damit sowie Informationen zu rechtlichen Grundlagen, sondern auch einen Handlungsleitfaden für die akute Betroffenenarbeit in der Nachtgastronomie.

Mehr Infos zu „Luisa ist hier“ finden sich unter www.luisa-ist-hier.at.