Frauengesundheitsstrategie

Gezielte Verbesserung der Gesundheitsversorgung und Prävention für Frauen

  • Seit Sommer 2023 arbeiteten zahlreiche ExpertInnen an Strategie – heute wurde sie von Landesregierung beschlossen
  • Frauengesundheitsstrategie umfasst elf Themenbereiche und 34 Handlungsfelder
  • Schwerpunkte: Prävention, Sexualpädagogik, psychische Gesundheit und Gewaltschutz
  • Frauengesundheitsstrategie unter www.tirol.gv.at/frauengesundheitsstrategie 

In Tirol bildet die neue Frauengesundheitsstrategie ab sofort eine fundierte Grundlage, um die Gesundheitsversorgung und Prävention für Frauen gezielt zu verbessern und nachhaltig zu stärken. Seit Sommer 2023 hat sich das Land Tirol intensiv mit den Themen der Frauengesundheit beschäftigt, heute, Dienstag, wurde die Frauengesundheitsstrategie von der Landesregierung beschlossen. Im Zuge der Ausarbeitung wurden gemeinsam mit zahlreichen ExpertInnen sowie im Rahmen von umfangreichen Vernetzungs- und Informationsgesprächen, ergänzt durch Befragungen von Betroffenen, insgesamt elf zentrale Themenbereiche wie Sexualpädagogik, Menstruations- und Reproduktive Gesundheit oder Psychische Gesundheit definiert. Die Strategie umfasst 34 konkrete Handlungsfelder, die sich mit der Verbesserung der Gesundheitsangebote für Frauen in unterschiedlichen Lebenslagen beschäftigen. Ein zentrales Element der Strategie ist der Ausbau eines Frauengesundheitsnetzwerks. Ziel ist es, bestehende Informations- und Servicestellen in den Regionen besser zu koordinieren, um Frauen niederschwellig Zugang zu Gesundheitsangeboten zu ermöglichen.

„Gesundheit ist ein zentrales Gut, und es ist notwendig, gezielte Maßnahmen für die spezifischen Bedürfnisse von Frauen zu setzen. Mit der neuen Frauengesundheitsstrategie wurde von Expertinnen und Experten eine gute Grundlage geschaffen. Sie deckt ein breites Spektrum an Themen ab – von Prävention und Früherkennung über psychische Gesundheit bis hin zu gezielten Maßnahmen zur Unterstützung in schwierigen Lebenssituationen. Tirol setzt damit ein klares Zeichen für eine umfassende Gesundheitsförderung und eine bessere Versorgung von Frauen in allen Lebensphasen“, betont LH Anton Mattle

„Mit dieser Strategie setzen wir neue Schwerpunkte in der Frauengesundheit und bündeln bestehende Angebote, um sie noch gezielter und effektiver einzusetzen. Es geht darum, Netzwerke zu stärken, Präventionsmaßnahmen auszubauen und die Versorgung weiter zu verbessern. Besonders wichtig ist uns, dass Frauen unabhängig von ihrer sozialen oder wirtschaftlichen Situation Zugang zu essenziellen Gesundheitsleistungen haben. Die Frauengesundheitsstrategie ist ein wichtiger Schritt, um gesundheitliche Chancengleichheit sicherzustellen und Frauen bestmöglich zu unterstützen“, ergänzt LHStv Philip Wohlgemuth.

Die gesamte Studie zum Download findet sich unter www.tirol.gv.at/frauengesundheitsstrategie

Sexualpädagogik: Förderung der Gesundheitskompetenz junger Menschen

Ein wichtiges Handlungsfeld ist die Förderung der sexuellen Gesundheitskompetenz von Jugendlichen. Dabei wurde im Rahmen eines gemeinschaftlichen Projektes des Landes Tirol, der Medizinischen Universität Innsbruck, der tirol kliniken, der Universität Innsbruck, der Pädagogischen Hochschule Tirol, avomed und der Bildungsdirektion für Tirol für den Unterricht geeignete, dem neuesten Stand der Wissenschaft entsprechende Materialien in Form eines Handbuchs, von Videos und E-Learning-Materialien entwickelt. Diese sollen den Jugendlichen Wissen zu verschiedenen Themenbereichen aus der Sexualpädagogik wie weiblicher Zyklus, Verhütung und sexuell übertragbare Infektionen altersgerecht vermitteln. Das Unterrichtsfach „Sexualpädagogik“ soll voraussichtlich ab Herbst an zehn Pilotschulen implementiert werden.

„Der Erfolg der Gesundheitsförderung hängt maßgeblich von der Gesundheitskompetenz junger Menschen ab. Deshalb ist es uns ein besonderes Anliegen, Jugendliche frühzeitig mit fundiertem Wissen zu versorgen und ihre Fähigkeit zu stärken, informierte Entscheidungen über ihre eigene Gesundheit zu treffen. Mit der Implementierung von Sexualpädagogik an Pilotschulen schaffen wir eine wichtige Grundlage, um Heranwachsende in ihrer Entwicklung zu unterstützen, Prävention zu fördern und langfristig eine gesundheitsbewusste Gesellschaft zu formen“, so Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele.

Armut und Gewalt: Maßnahmen zur Unterstützung betroffener Frauen

Spricht man von Frauen, so muss man auch über die Themen Armut und Gewalt sprechen. Beide Bereiche haben große Schnittmengen mit dem Thema Gesundheit – sei es in der Gewährleistung einer guten Gesundheitsversorgung oder in der Versorgung und Betreuung etwaiger Gewalterfahrungen. Gewaltschutz hat bereits einen hohen Stellenwert in zahlreichen Gesundheitseinrichtungen Tirols. An der Klinik Innsbruck wurden in den vergangenen Jahren mit dem Routinescreening nach möglichen Gewalterfahrungen an der zentralen Notaufnahme sowie an der pädiatrischen Notfallambulanz effektive Initiativen zur Früherkennung von häuslicher Gewalt gesetzt. Dazu zählt auch das Projekt „Dr. Viola“, bei dem akut Gewaltbetroffene durch den Satz „Ich muss zu Dr. Viola!“ sofort Schutz und Hilfe in der Klinik erhalten.

Weiters werden in einem Kooperationsprojekt der Opferschutz- und Kinderschutzgruppen der Krankenhäuser Innsbruck, Hall, Schwaz, St. Johann und Zams eigens geschulte Gewaltschutzbeauftragte eingesetzt. Diese führen künftig weitere Sensibilisierungsschulungen für das medizinische Fachpersonal ihrer Station durch, um das Netzwerk von Gewaltschutzbeauftragten in Tirol auszubauen. „Gewalt gegen Frauen ist ein ernstzunehmendes gesellschaftliches Problem, dem wir mit gezielten Maßnahmen entgegenwirken müssen. Gesundheitseinrichtungen spielen dabei eine Schlüsselrolle, denn sie sind oft die ersten Anlaufstellen für Betroffene. Durch Früherkennung und präventive Maßnahmen können wir dazu beitragen, Gewalt frühzeitig zu erkennen und den Frauen rasch die notwendige Unterstützung zukommen zu lassen“, betont Frauenlandesrätin Eva Pawlata.

Psychische Gesundheit: Verbesserte Versorgungsangebote für Frauen

Die psychische Gesundheit spielt im Geschlechtervergleich eine wesentliche Rolle bei Frauen. Auch gesellschaftliche Haltungen zu Themen wie Geschlechterrollen, Rollenbilder oder Care-Arbeit sind wesentliche Faktoren, weshalb Frauen von psychischen Belastungen betroffen sind. Um Frauen während herausfordernden Situationen beispielsweise während der Schwangerschaft, nach der Geburt und in den ersten Lebensjahren ihrer Kinder bestmöglich zu unterstützen, stehen Anlaufstellen wie die „Frühen Hilfen“ des Netzwerks Gesund ins Leben (GiL) zur Verfügung. Mit einem professionellen Team aus PsychotherapeutInnen, PsychologInnen, Hebammen, FrühförderInnen und SozialarbeiterInnen werden Schwangere, Eltern und Familien in belastenden Situationen betreut und in Entwicklungs- und Erziehungsfragen beraten. Zudem steht an der Klinik Innsbruck eine Spezialsprechstunde für psychische Gesundheit während der Schwangerschaft, während der Geburt und im Wochenbett an der Allgemeinen Psychiatrischen Ambulanz zur Verfügung. Darüber hinaus soll die Einrichtung einer eigenen stationären Struktur für psychisch erkrankte Frauen mit Säuglingen und Kleinkindern im Rahmen des Regionalen Strukturplan Gesundheit 2025 überprüft werden.

Um auch die Ausbildung von angehenden LehrerInnen zur Unterstützung der SchülerInnen im Bereich psychischer Gesundheit zu stärken, wird der universitäre Lehrgang „GetFit4MentalHealth“ künftig nicht nur als Fortbildungsprogramm, sondern auch in der LehrerInnen-Ausbildung verankert. Im Rahmen des Ausbildungsprogramms an der Universität Innsbruck werden Lehrkräften Grundlagen zur psychischen Gesundheit und psychischen Erkrankungen vermittelt, die Entstigmatisierung psychischer Störungen gefördert sowie Methoden zur Reflexion zu diesen Themen mit SchülerInnen erarbeitet. Nach Ende des Lehrgangs sind die Lehrkräfte ermächtigt, den sogenannten Projektunterricht „Psychische Gesundheit“ im Rahmen des Regelunterrichts umsetzen.

Frauengesundheit in allen Phasen: Von der Menstruation bis zur Mutterschaft

Neben den zentralen Maßnahmen zu Prävention und psychischer Gesundheit rücken auch spezifische weibliche Gesundheitsanliegen verstärkt in den Fokus. Ein wichtiger Bereich ist die Menstruationsgesundheit, die Frauen über viele Jahre ihres Lebens begleitet. Insbesondere das Krankheitsbild Endometriose, das durch starke Schmerzen vor oder während der Regelblutung und eine oft viel zu lange Diagnosedauer geprägt ist, bedarf einer verbesserten medizinischen Erkennung und Versorgung. Hier soll einerseits das Informations-, aber auch das Beratungsangebot künftig ausgebaut werden.

Ein weiteres zentrales Thema der Strategie ist die reproduktive Gesundheit, die die gesamte fruchtbare Lebensphase einer Frau umfasst – von der Familienplanung über Schwangerschaft und Geburt bis hin zu individuellen Entscheidungen zur Mutterschaft. Die Sicherstellung einer flächendeckenden und qualitätsgesicherten medizinischen Betreuung, sowohl durch GynäkologInnen und GeburtshelferInnen als auch durch Hebammen, ist eine wesentliche Säule der öffentlichen Gesundheit und damit auch der Frauengesundheitsstrategie. Besonders die regelmäßigen Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen spielen eine entscheidende Rolle für die frühzeitige Erkennung und Prävention von Risiken während der Schwangerschaft.


Kurzmeldungen aus der Regierungssitzung 

Bedarfsgerechter und niederschwelliger Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen: Wie im gemeinsamen Koalitionsübereinkommen festgehalten, stellt die Tiroler Landesregierung eine bedarfsgerechte, niederschwellige und medizinisch qualitätsvolle Lösung für den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen sicher. Auf Antrag von Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele hat die Landesregierung die Förderung für eine Ordination mit einer medizinisch notwendigen Grundausstattung beschlossen. Die Förderung umfasst die Einrichtung der Ordination als auch einen monatlichen Mietkostenzuschuss für mindestens drei Jahre. Dafür werden insgesamt rund 90.000 Euro bereitgestellt. Die eigenständige, ambulante Ordination wird in Innsbruck eingerichtet und soll sich eng mit bereits bestehenden Beratungs- und Versorgungsstrukturen vernetzen. „Als Tiroler Landesregierung setzen wir stark auf die Beratung und Unterstützung von Frauen, um Bewusstsein zu schaffen. Wenn notwendig, soll ein bedarfsgerechter, niederschwelliger und qualitativ hochwertiger Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen sichergestellt sein. Grundsätzlich besteht in Tirol aktuell ein ambulantes Angebot. Dem Land Tirol ist es wichtig, eine nachhaltige und qualitätsvolle Versorgung sicherzustellen. Dieses Thema ist sehr sensibel, weshalb seitens des Landes insbesondere auf die Gewissensfreiheit und Freiwilligkeit der Ärztinnen und Ärzte Rücksicht zu nehmen ist. Es geht darum, medizinisch qualitätsvolle Voraussetzungen zu schaffen und das wirtschaftliche Risiko für Ärztinnen und Ärzte möglichst gering zu halten“, erklärt LRin Hagele. Frauenlandesrätin Eva Pawlata ergänzt: „Ich bin froh, dass wir in der Frage des Angebots einen wesentlichen Schritt weiter sind und damit ein drohender Engpass verhindert wird. Die Entscheidung, einen Abbruch vorzunehmen zu lassen, trifft keine Frau leichtfertig. Umso wichtiger ist ein qualitätsvoller und vor allem niederschwelliger Zugang zu dieser medizinischen Leistung.“

Förderung von Sportanlagen: Das Land Tirol fördert sowohl Neu- und Umbauten, als auch Sanierungen, Erweiterungen und bestanderhaltende Maßnahmen von Sportanlagen in ganz Tirol. Vergeben wird diese Förderung auf Grundlage einer eigenen Richtlinie. Auf Veranlassung von Sportreferent LHStv Philip Wohlgemuth wurde die Richtlinie in Teilbereichen angepasst: Förderungen werden nun auf Basis gestaffelter Fördersätze vergeben. Damit erhöht sich die Transparenz und Planbarkeit. Zudem können Projekten mit geringeren Gesamtkosten höhere Förderungen zuteilwerden. Angesucht werden kann eine Förderung zudem nur mehr vor Beginn der Umsetzung der Maßnahmen. Weiters müssen die Handlungsempfehlungen und Richtlinien des Österreichischen Instituts für Schul- und Sportstättenbau (ÖISS) verpflichtend eingehalten werden. „Tirol ist ein Sportland. Neben der Begeisterung der Menschen und dem Engagement zahlreicher Funktionärinnen und Funktionäre in den Vereinen bedarf es dafür auch einer guten Sportinfrastruktur. Jeder hier investierte Cent kommt dem Sportland Tirol und damit allen Profi- aber auch Freizeitsportlerinnen und -sportlern zugute. Insbesondere durch die neuen transparenten Fördersätze haben wir die Planbarkeit für Fördernehmerinnen und -nehmer weiter erhöht“, erklärt LHStv Wohlgemuth. Die neue Förderrichtlinie tritt rückwirkend mit 1. September 2024 in Kraft. Sportanlagen können mit bis zu 100.000 Euro gefördert werden. Im Jahr 2024 wurden insgesamt 14,6 Millionen Euro an Sportförderung ausbezahlt.