- Gemeinschaftsprojekt mit höchster Auszeichnung des Landes im Museumswesen prämiert
- Der mit 6.000 Euro dotierte Museumspreis würdigt Beitrag zur Erinnerungsarbeit
- Der Anerkennungspreis in Höhe von 2.500 Euro geht an den Kutschen- und Heimatmuseumsverein Osttirol für das Kinomuseum Sillian
Mit dem Tiroler Museumspreis wird jährlich auf Vorschlag des Kulturbeirats für Denkmalpflege und Museumswesen ein herausragendes Projekt in der Tiroler Museumslandschaft ausgezeichnet. 2024 geht der mit 6.000 Euro dotierte Preis an das Projekt „ORADOUR. Memories of Memories“, das vom Museum der Völker eingereicht und in Kooperation mit den Tiroler Landesmuseen, den Klangspuren Schwaz, dem Archiv der Stadt Schwaz, dem Rabalderhaus, dem Toni-Knapp-Haus, dem Kunstraum Schwaz sowie erinnern.at umgesetzt wurde. Der Kutschen- und Heimatmuseumsverein Osttirol mit dem Kinomuseum Sillian erhält den Anerkennungspreis in Höhe von 2.500 Euro. Die Preisverleihung findet am 30. Jänner 2025 im Museum der Völker in Schwaz statt.
„Museen sind weit mehr als bloße Ausstellungsräume. Als Sammler und Vermittler unseres kulturellen Erbes sowie als Orte der Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart erfüllen sie einen wichtigen Bildungsauftrag. Aus diesem Grund werden Projekte, die mit innovativen, lehrreichen und publikumswirksamen Inhalten auf sich aufmerksam machen, mit dem Museumspreis ausgezeichnet“, begründet Kulturreferent LH Anton Mattle die Vergabe des Preises. „ORADOUR. Memories of Memories“ sei ein gelungenes Beispiel dafür, wie Wissen über unterschiedliche Kanäle von Ausstellungen, Lesungen über Stadtrundgänge bis hin zu Schulprojekten anschaulich vermittelt werden kann. „Die einzelnen Initiativen laden dazu ein, sich kritisch mit unserer Vergangenheit auseinanderzusetzen und daraus Lehren für Gegenwart und Zukunft zu ziehen“, betont und gratuliert LH Mattle der Leiterin des Museums der Völker, Lisa Noggler-Gürtler, und allen beteiligten Institutionen zur gelungenen Umsetzung.
Zum Projekt „ORADOUR. Memories of Memories“
„Das Projekt nimmt die Geschichte der sogenannten Messerschmitthalle im Wilhelm-Erb-Stollen bei Schwaz in den Fokus, in der 1944 umfangreiche Arbeiten zur Vorbereitung einer unterirdischen Luftwaffenproduktion aufgenommen wurden. Die Situation der hier eingesetzten Zwangsarbeiter, aber auch die Nachnutzung des später als ‚Oradour‘ bezeichneten Lagers und vor allem die bis heute vorhandene Wirkmacht dieser verdrängten Orte wurden im Rahmen des Projekts vielschichtig, umfassend, innovativ und vorbildlich erarbeitet und vermittelt. Wo sich Zeitgeschichte, Kunst, Partizipation und Erinnerungsarbeit so stimmig zu einem Projekt verbinden, da ist der Tiroler Museumspreis 2024 bestens platziert“, lautet die Begründung der Jury für die Preiswürdigkeit des Projekts.
„Bereits im Jahr 1995 initiierten die Klangspuren Schwaz ein Erinnerungsprojekt mit Künstlern wie Arno Gisinger und Alois Hotschnig. Das 2023/2024 durchgeführte Projekt ‚ORADOUR. Memories of Memories‘ verwies auf das damalige Erinnerungsprojekt der Klangspuren und fokussierte erneut den mit einem Gedenkzeichen bedachten Ort ‚Oradour‘ in Schwaz“, gibt Noggler-Gürtler einen Einblick in das Konzept. Vier Ausstellungsprojekte und Konzerte fanden in Innsbruck und Schwaz statt. Darüber hinaus wurde ein umfangreiches Vermittlungs- und Veranstaltungsprogramm für SchülerInnen in Schwaz angeboten. „Die Orte ‚Oradour‘, Messerschmitthalle und weitere zwei Zwangsarbeiterlager standen dabei im Fokus und es wurden Bezüge zu aktuellen Ausgrenzungsmechanismen und Unrechtkontexten hergestellt. Vier Publikationen entstanden, ein dauerhafter Erinnerungsort zur Messerschmitthalle und den Zwangsarbeiterlagern zusätzlich zur Gedenkstele am ehemaligen Lagerort wurde im Schulareal Schwaz in der Nähe des Stolleneingangs enthüllt“, so Noggler-Gürtler.
Auch das Museum der Völker war maßgeblich am Gesamtwerk beteiligt. Einerseits mit der viel beachteten Ausstellung THE BOX. GREGOR SAILER (9.9.2023-28.1.2024), andererseits mit einem intensiven Vermittlungsprojekt, dessen Formate zum Teil nachhaltig in Schwaz implementiert wurden.
Kutschen- und Heimatmuseumsverein Osttirol mit dem Kinomuseum Sillian
Neben dem Museumspreis wird jährlich ein Anerkennungspreis vergeben, der als Würdigung von überwiegend ehrenamtlich erbrachten Leistungen zu verstehen ist. Diese Anerkennung wird heuer dem Kutschen- und Heimatmuseumsverein Osttirol zuteil, der seit fast 20 Jahren ein Kutschen- und Schlittenmuseum in Obertilliach betreibt. Vor drei Jahren wurde mit der Renovierung eines alten Kinos in Sillian begonnen. Zunächst wurde das ehemalige Kinobuffet saniert und eröffnet und dann, im Jahr 2024, wurde der Kinosaal adaptiert. Heute stehen die Räumlichkeiten als Kinomuseum allen Interessierten offen. „Ich gratuliere Vereinsobmann Gernot Vinatzer, den Vereinsmitgliedern sowie allen freiwilligen Helferinnen und Helfern zur erfolgreichen Umsetzung dieses Projekts. Sie alle haben dazu beigetragen, dem ‚alten Kino‘ wieder neues Leben einzuhauchen und eine neue Bestimmung zu geben“, betont der Landeshauptmann.