Die auf einigen Teilstrecken im Außerfern temporär geltenden Fahrverbote für besonders laute Motorräder wurden nach der Pilotphase im vergangenen Jahr eingehend evaluiert und auf ihre Wirksamkeit überprüft. Die Ergebnisse dieser Studie wurden heute, Donnerstag von LHStvinIngrid Felipe präsentiert: „Die gesetzten Maßnahmen zeigen Wirkung und finden auch bei der Bevölkerung im Außerfern große Zustimmung. Zudem ist die Anzahl der Motorräder um über ein Drittel zurückgegangen. Dies alles spricht für eine Beibehaltung der gesetzten Maßnahmen, auch in den kommenden Jahren.“ Die nun vorliegenden Studienergebnisse beruhen auf den erhobenen Verkehrszahlen im Geltungszeitraum von 10. Juni bis 31. Oktober 2020 und auf einer repräsentativen Befragung der anrainenden Wohnbevölkerung.
Auswertung der Verkehrsdaten
Wie schon bei der Motorradlärmstudie 2019 wurde auch bei der Evaluierung der Fahrverbote für Motorräder mit einem Nahfeldpegel über 95 dB die vorliegenden Verkehrszahlen der fünf betroffenen Straßenabschnitte mit den Ergebnissen einer Umfrage bei 250 Personen in 19 Gemeinden im Außerfern verschnitten, wie der Vorstand der Abteilung Emission Sicherheitstechnik Anlagen (ESA), Christoph Lechner erläutert: „Wir haben dazu die Daten von fünf automatischen Dauerzählstellen im Zeitraum von 1. Juni bis 30. September ausgewertet. Insgesamt konnte eine Reduktion um durchschnittlich 36 Prozent – am Hahntennjoch sogar um 50 Prozent – an Sommersonntagen im Vergleich zu 2017 festgestellt werden, was einer Lärmpegelminderung bei den Motorrädern von durchschnittlich 2 dB entspricht.“ Mit in den Studienbericht aufgenommen wurden auch Aussagen zur Veränderung der Anzahl der Motorräder auf Grund der SARS-CoV-2-Pandemie, wie Lechner betont: „Die Coronapandemie hatte selbstverständlich auch einen Einfluss auf das Motorradaufkommen. Definitive Aussagen über die Höhe dieses Einflusses auf die Motorradanzahl auf den betroffenen Straßen sind allerdings nicht möglich. Die Einschätzung der Betroffenen dazu wurde hingegen mit einem eigenen Themenkomplex abgefragt und in die Studie integriert.“ Die Fahrverbote wurden im vergangenen Jahr mit Schwerpunkteinsätzen der Polizei mehrfach kontrolliert, wie der Leiter der Landesverkehrsabteilung, Markus Widmann berichtet: „Die Zusammenarbeit mit der Landesverkehrsabteilung und den Bezirkskommandos Reutte und Imst hat hier hervorragend funktioniert. Die Zahl jener Motorradlenker, die mit zu lauten Motorrädern unterwegs waren, war im gesamten Geltungszeitraum konstant gering. Insgesamt wurden 8.917 Motorräder überprüft, wovon 135 gegen die Lärmverordnungen verstoßen haben. Allerdings gab es rund 800 sonstige Delikte wie Geschwindigkeitsüberschreitungen, verbotenes Überholen oder ‚Kurven schneiden‘, die im Zuge der Kontrolltätigkeiten geahndet wurden.“
Positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung
Die anrainende Bevölkerung entlang der beliebten Motorradstrecken wurde nach dem Auslaufen der lärmbeschränkenden Verordnungen zu den Auswirkungen der Fahrverbote, ihren Wahrnehmungen und zum weiteren Umgang mit lauten Motorrädern befragt, wie Studien-Co-Autor David Schnaiter zusammenfasst: „Mehr als zwei Drittel der Befragten geben an, dass der Motorradlärm in ihrer Wahrnehmung abgenommen hat. Nahezu gleich viele sprechen sich auch für die Beibehaltung der spezifischen Fahrverbote aus. Insgesamt steht eine deutliche Mehrheit den getroffenen Maßnahmen positiv gegenüber.“ Erfreulich ist die erreichte Rücklaufquote von 89 Prozent, die das Interesse der Bevölkerung am Thema widerspiegelt und eine hohe Repräsentativität der Studienergebnisse sicherstellt. „Bemerkenswert ist zudem, dass sich das Meinungsbild von Motorradfahrenden – immerhin knapp ein Drittel aller Befragten – in geringerem Ausmaß von den Nicht-Motorradfahrenden unterscheidet als vielfach angenommen“, hebt Schnaiter hervor. Die an der Befragung Teilnehmenden wurden auch zu möglichen weiterführenden Maßnahmen interviewt: „Unter anderem wünschen sich 81 Prozent aller Befragten – selbst 74 Prozent der Motorradfahrenden – gesetzliche Maßnahmen, um die Motorradhersteller zur Produktion von leiseren Motorrädern zu zwingen“, so LHStvin Felipe. „Um möglichst viele Menschen vor ungebührendem Lärm zu schützen, gleichzeitig aber den Motorradbegeisterten nicht mit partiellen Fahrverboten das Fahrvergnügen zu nehmen, braucht es klare Vorgaben für die Hersteller. Darüber habe ich auch bereits mit Interessensvertretungen der Motorradcommunity und der Industrie gesprochen, wobei wir uns einig waren, dass dies der Weg für ein lärmärmeres Miteinander auf und entlang der beliebten Motorradstrecken sein muss.“
Fahrverbote werden von 15. April bis 31. Oktober eines jeden Jahres gelten
„Die vorliegenden Ergebnisse bestätigen, unabhängig von den erheblichen Einflüssen der Coronapandemie auf das Verkehrsaufkommen, die gewählte Vorgehensweise der vergangenen Pilotsaison, weshalb wir die Fahrverbote für Motorräder mit einem Nahfeldpegel über 95 dB vom 15. April bis 31. Oktober eines jeden Jahres auf den fünf Straßenzügen mit einer Gesamtlänge von 126 Kilometer verordnen“, betont LHStvin Felipe. Das dazu notwendige Ermittlungsverfahren startet mit dem heutigen Tag.
Link zum Studienbericht: https://www.tirol.gv.at/arbeit-wirtschaft/esa/laerm/