- Tirol als österreichweit als erstes Bundesland bei „Resuscitation Academy“
- Tirolweite Datensammlung von Reanimationen in Deutschem Reanimationsregister
- Neue mechanische Ausstattung: Reanimation während des Transports mit dem Rettungswagen
- Neues Programm ermöglicht spezialisierte Reanimationen am LKH Innsbruck
Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand kann die Reanimation Leben retten. In Österreich müssen jedes Jahr mehr als 10.000 Menschen reanimiert werden. In Tirol sind es Schätzungen zufolge rund 700 Reanimation pro Jahr. Gemeinsam arbeitet das Land Tirol und das Team Ärztlicher Leiter Rettungsdienst (ÄLRD) mit der Stadt Innsbruck sowie VertreterInnen der Leitstelle Tirol, des Rettungsdienstes, der Krankenhäuser und Notaufnahmen zusammen, um die Notfallversorgung in Tirol weiter zu verbessern. Dafür nahm Tirol in den vergangenen zwei Jahren als erster Rettungsdienstbereich Österreichs am international renommierten Programm „Resuscitation Academy“ teil: Das Programm umfasst insgesamt zehn Maßnahmen rund um die Teilnahme am Deutschen Reanimationsregister über den Einsatz mechanischer Reanimationshilfen durch die SanitäterInnen vor Ort bis hin zur Einführung von neuen intensivmedizinischen Reanimationstechniken. Ziel ist es, in Tirol künftig 100 Leben mehr pro Jahr durch eine verbesserte Reanimationskette zu retten. Heute, Montag, informierten Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele, Bürgermeister der Stadt Innsbruck Johannes Anzengruber, Direktorin der Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin Barbara Sinner sowie Armin Krösbacher, Qualitätsbeauftragter des ÄLRD-Teams und Chefarzt Rotes Kreuz Innsbruck, über den Ausbau der Notfallversorgung in Tirol. Für die Umsetzung des Maßnahmenprogramms der „Resuscitation Academy“ wurden seitens des Landes sowie der Stadt Innsbruck in den vergangenen zwei Jahren insgesamt rund 350.000 Euro investiert.
Erstmalig: vollständiges Bild über Reanimationssituation in Tirol
Beim Deutschen Reanimationsregister (GRR) handelt es sich um eine Online-Datenbank zur einheitlichen Erfassung von präklinischen Reanimationsdaten, innerklinischen Notfalldaten und Weiterversorgungsdaten von PatientInnen mit Herz-Kreislauf-Stillstand. Nach bereits zehnjähriger Teilnahme des Notarztstützpunkts Innsbruck-Stadt wurde vom Land Tirol nun die Teilnahme aller Tiroler Standorte der Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF) und Notarzthubschrauber (NAH) vonseiten des Landes Tirol beschlossen. Dabei sollen auch die Nachversorgungsdaten aus den Krankenanstalten in das Register miteinfließen. „Dies ermöglicht uns erstmals ein vollständiges Bild über die Reanimationssituation in Tirol. Aus diesen Daten können die Stärken und Schwächen des Systems allgemein, aber auch bezogen auf jeden einzelnen Stützpunkt, gezogen werden. Das Register stellt damit die Grundlage für die Weiterentwicklung der Reanimation in Tirol dar“, betonte LRin Hagele. „Mit der Teilnahme an der ‚Resuscitation Academy‘ wollen wir gemeinsam die optimale Versorgung bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand erreichen und gleichzeitig das gesamte Notfall-Versorgungssystem in Tirol kontinuierlich verbessern.“
Durchgängige Reanimation – vom Einsatzort bis zur PatientInnen-Übergabe
So wurden dieses Jahr die insgesamt 13 in Tirol stationierten Notarzteinsatzfahrzeuge einheitlich mit einer mechanischen Reanimationshilfe ausgestattet. Alle im Rettungsdienst tätigen NotfallsanitäterInnen können somit mit einem einheitlichen Schulungskonzept ausgebildet werden. Die mechanische Reanimationshilfe bietet dem Rettungsdienstpersonal eine Unterstützung, insbesondere beim Transport der PatientInnen im Rettungswagen. Durch diese Technologie wird die Sicherheit und Effizienz der Reanimation erheblich gesteigert. Zudem erleichtert es die Übergabe der PatientInnen an der Notfallambulanz an den Tiroler Krankenanstalten.
Moderne Reanimationsmethode an Klinik Innsbruck
Neben den Basismaßnahmen der Wiederbelebung, sprich einer Herzdruckmassage oder auch kardiopulmonale Reanimation (CPR) genannt, wird bei bestimmten Formen des Herz-Kreislauf-Stillstandes eine extrakorporale kardiopulmonale Reanimation (eCPR) empfohlen. Dabei handelt es sich um eine fortgeschrittene Maßnahme der Herzdruckmassage, bei der eine teilweise oder vollständige maschinelle Unterstützung der Herz- und Lungenfunktion eingesetzt wird.
„Diese neue intensivmedizinische Reanimationstechnik kommt dann zum Einsatz, wenn Medikamente und anderen Therapien ein Lungen- oder Herz-Kreislaufversagen nicht aufhalten können und verschafft so mehr Zeit, um die Ursache des Herzstillstands zu beheben. Sie ist allerdings auch sehr ressourcenintensiv, denn die eCPR erfordert spezielle Geräte und hochqualifiziertes Personal, was ihre Verfügbarkeit auf spezialisierte Zentren beschränkt“, erläuterte Klinikdirektorin Sinner. In mehr als zwei Drittel der Fälle kann die Herz-Lungen-Maschine bereits nach einigen Tagen wieder entfernt werden. In Tirol wurde an der Universitätsklinik für Anästhesie und Intensivmedizin gemeinsam mit der Universitätsklinik für Herzchirurgie seit März 2024 ein durchgehend verfügbares eCPR-Programm im Unfall-Schockraum des Landeskrankenhaus Innsbruck etabliert.
Projekt „HERZsicher“ fördert Bewusstsein für Erste Hilfe
Bei einem Herzstillstand verringert sich die Überlebenschance mit jeder Minute um zehn Prozent. Schon nach drei Minuten können im Gehirn erste irreversible Schäden entstehen. Für die Betroffenen ist dies eine lebensbedrohliche Situation, die schnelles und entschlossenes Eingreifen erfordert. Um mehr Bewusstsein für die lebensrettenden Sofortmaßnahmen zu schaffen, wurde im Jahr 2020 die Initiative „HERZsicher Innsbruck“ von der Stadt Innsbruck gemeinsam mit dem Österreichischen Roten Kreuz und den Tirol Kliniken gegründet.
Im Fokus standen seither Erste-Hilfe-Kurse und der laufende Ausbau des öffentlichen Defibrillator-Netzes. „Insgesamt sind etwa 200 und davon rund 70 öffentlich zugängliche Defibrillatoren im Stadtgebiet installiert. Zudem haben bereits mehr als 500 Personen im Rahmen der HERZsicher-Initiative ein Reanimationstraining mit Defibrillator-Einsatz absolviert, um im Notfall schnell und sicher handeln zu können. Ziel der Initiative ist es, 100 Leben mehr nach einem Herzstillstand zu retten. Damit soll Innsbruck zur herzsichersten Stadt im Alpenraum werden“, erklärte Innsbrucks Bürgermeister Anzengruber. Das Projekt wird seit Oktober 2023 als „HERZsicher Tirol“ weitergeführt und soll landesweit ausgerollt werden.
In zehn Schritten zur verbesserten Notfallversorgung
Die Versorgung von PatientInnen mit Herz-Kreislauf-Stillstand kann trotz leitliniengerechter Behandlung und etablierter Qualitätsstandards noch weiter optimiert werden. Das Ziel der „Resuscitation Academy“ ist es, die Versorgung nach einem 10-Schritte-Programm systematisch und nachhaltig zu verbessern. „Eine erfolgreiche Wiederbelebung fordert das gesamte System der Notfallmedizin, beginnend bei den Ersthelfenden bis hin zu den spezialisierten Teams der Krankenhäuser. Wir konnten im Rahmen des Projektes ‚Resuscitation Academy‘ einen 10-Schritte Plan absolvieren, um durch diverse langfristige Maßnahmen – wie die Einführung eines tirolweiten Reanimationsregisters – das Ziel zu erreichen, die Überlebenswahrscheinlichkeit eines Herz-Kreislaufstillstandes weiter zu erhöhen“, betonte Projektleiter Krösbacher.
Im Fokus des Programms in Tirol standen vor allem vier Punkte: Daten sammeln und verstehen durch die Etablierung des Reanimationsregisters für ganz Tirol, die verbesserte telefonische Anleitung einer Herzdruckmassage durch die Leitstelle Tirol, die bestmögliche Ausstattung der Notarzteinsatzfahrzeuge sowie die enge Zusammenarbeit zwischen dem Rettungsdienst und der Klinik durch den Einsatz neuester Technologien wie der mechanischen Reanimationshilfe und dem eCPR-Programm.