Tirol erleben

Land und Sozialpartner streben ab 2025 gemeinsamen Ausbau der flächendeckenden Ferienbetreuung an

  • Landesregierung, AK Tirol, WK Tirol, LK Tirol, ÖGB, IV Tirol und Tiroler Gemeindeverband unterstützen gemeinsame Ferienbetreuungs-Initiative
  • Tiroler Gemeinden und AK Tirol sind wesentliche Antreiber für Ferienbetreuung in Tirol
  • Land Tirol unterstützt „Sommerschule Plus“ mit 500.000€ jährlich, beschließt erhöhte Förderung für bedarfsorientierte Ferienbetreuung und beauftragt KIB, ab Sommer 2025 Ferienbetreuung anzubieten

Am Vortag des Hohen Frauentages hat Landeshauptmann Anton Mattle die Sozialpartner für einen Austausch eingeladen. Dabei stand insbesondere ein flächendeckendes und bedarfsorientiertes Ferienbetreuungsangebot im Fokus. Heute, Donnerstag, hat die Tiroler Landesregierung in ihrer traditionellen Regierungssitzung die Ergebnisse des Sozialpartnertreffens mit einem Beschluss untermauert. Das gemeinsame Ziel von Land, Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer, Landwirtschaftskammer, Gewerkschaftsbund, Industriellenvereinigung und Gemeindeverband: die Kinder sollen Tirol erleben und das Betreuungsangebot im Sommer soll massiv ausgebaut werden. Neben den Tiroler Gemeinden, fungiert dabei insbesondere die AK Tirol, die mit der ‚Sommerschule Plus‘ und der Kinderferienaktion bereits seit vielen Jahren auf ein Ferienbetreuungsangebot setzt, als Antreiber. Land und Sozialpartner wollen verstärkt zusammenarbeiten, um das Sommerangebot auszuweiten, aber auch durch Besichtigungen von Unternehmen und landwirtschaftlichen Betrieben sowie die Einbindung von örtlichen Vereinen und bestehenden Angeboten, wie den MINT Initiativen, Tirol spielerisch erlebbar machen. Dafür treffen Land, Sozialpartner künftig in einer Arbeitsgruppe zusammen, um bis Sommer 2025 ein umfassendes Angebot zu erarbeiten.

„Mit dem Recht auf Kinderbildung und Kinderbetreuung ist Tirol Vorreiter. Mit guter Bildung eröffnen wir unseren Kindern alle Chancen, mit der notwendigen Betreuung erleichtern wir die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Eltern. Denn wer Leistungsbereitschaft fordert, muss auch die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen. Das bestehende institutionelle Sommerangebot in unseren Kinderbetreuungseinrichtungen in den Tiroler Gemeinden ist die Basis. Unter dem Motto ‚Tirol erleben‘ will ich, dass das Ferienbetreuungsangebot in unserem Land massiv ausgeweitet wird. Der Arbeiterkammer ist es zu verdanken, dass in den vergangenen Jahren tolle Aktionen entstanden sind. Die Wirtschaftskammer unterstützt mit ‚Coding4Kids‘ innovative Sommerkurse, die Landwirtschaftskammer ermöglicht seit 25 Jahren die Aktion ‚Schule am Bauernhof‘. Nun gibt es einen Schulterschluss von Land und allen Sozialpartnern, um das bestehende Angebot zu unterstützen, auszuweiten und neue Initiativen zu starten“, freut sich LH Mattle.

„Seit Jahrzehnten kümmert sich die AK Tirol auf freiwilliger Basis um die Nachhilfe und die Betreuung der Kinder und Jugendlichen in Tirol. So ist auch das Sommerangebot immer stärker gewachsen und umfasst neben der Kinderferienaktion auch die sogenannte Sommerschule Plus mit Lernbegleitung. Mittlerweile ist es nicht mehr möglich, jedem Kind bzw. jedem Jugendlichen einen Platz bei der Kinderferienaktion oder Sommerschule zu ermöglichen – zu groß ist der Andrang, der den Rahmen des Möglichen sprengt. Es ist höchst an der Zeit, dass ein tirolweites Kinderbetreuungsprojekt auf die Beine gestellt wird. Denn jede Absage, die wir erteilen müssen, weil wir nicht mehr Plätze anbieten können, ist eine Absage zu viel“, sieht AK-Präsident Erwin Zangerl seinen Kurs bestätigt.

„Für die Wirtschaft ist der Ausbau der Ferienbetreuung unerlässlich. Zum einen, um durch eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entlasten. Zum anderen, um Kinder und Jugendlichen mit den richtigen Angeboten wirtschaftliche Zusammenhänge und Schlüsselkompetenzen zu vermitteln. Schließlich sind sie unsere Fachkräfte der Zukunft. Mit ‚Coding4Kids‘, das wir als Partner seit der ersten Stunde unterstützen und begleiten, haben wir beispielsweise im Bereich der Digitalisierung bereits ein sehr attraktives und beliebtes Angebot geschaffen. Für nächsten Sommer arbeiten wir aktuell an einer neuen Initiative, die das spielerische Erlernen von Fähigkeiten in den Fokus rückt“, betont WK-Präsidentin Barbara Thaler.

„Eine flächendeckende, verlässliche und ganzjährige Kinderbetreuung ist wesentlich für das Leben am Land. Während in urbanen Gebieten und in sehr engagierten Landgemeinden bereits eine breite Palette an Betreuungsmöglichkeiten gewährleistet werden kann, ist insbesondere das Sommerangebot in einigen Kleingemeinden noch überschaubar. Mit der Aktion ‚Schule am Bauernhof‘ teilen Tiroler Bäuerinnen und Bauern das ganze Jahr über ihre Leidenschaft für die Landwirtschaft mit Kindern und Jugendlichen. Die Landwirtschaftskammer und ihre Mitgliedsbetriebe wollen sich aktiv in den Ausbau der Ferienbetreuung einbringen und auch ermöglichen, dass Kinder schon früh die Bedeutung der Landwirtschaft erleben können“, steht LK-Präsident Josef Hechenberger eine Zusammenarbeit sehr positiv gegenüber.

„Während sich die Kinder auf einen Sommer voller Abenteuer freuen, werden viele Eltern aktuell mit einem Dilemma konfrontiert, das ihren Alltag in ein Chaos verwandelt: die Kinderbetreuung in den Ferien. Kinderbetreuung muss die Arbeitsrealitäten abdecken. Ein breites, flächendeckendes und vor allem leistbares Kinderbetreuungsangebot ist wesentlich, um die Vollzeitquote langfristig zu erhöhen. Eine nachhaltige Lösung des Betreuungsproblems kann nur durch eine umfassende familienfreundliche Politik erreicht werden. Dazu gehört nicht nur die Verbesserung der Ferienbetreuung, sondern auch die generelle Stärkung von Betreuungsstrukturen über das gesamte Jahr hinweg“, will Tirols ÖGB-Vorsitzende Philip Wohlgemuth die Bedürfnisse von Familien in den Fokus rücken. Klar ist für den Gewerkschaftsvorsitzenden allerdings auch, dass es gleichzeitig bessere Rahmenbedingungen für ElementarpädagogInnen braucht: „Wir benötigen Sofort-Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitssituation in der Elementarpädagogik, um das bestehende Personal zu halten und neue MitarbeiterInnen zu gewinnen. Hier geht es um jene, die unsere Jüngsten betreuen und fördern – diese Arbeit ist für unsere gesamte Gesellschaft wertvoll und von größter Wichtigkeit!“

„Der zukünftige Erfolg der Tiroler Industrie hängt maßgeblich von der Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte ab. Eine flächendeckende, ganztägige und ganzjährige Kinderbetreuung ist hierbei ein entscheidender Baustein. Mit einem attraktiven Ferienbetreuungsangebot schaffen wir eine Win-Win-Situation für Eltern, Kinder und Unternehmen: Wir entlasten berufstätige Eltern, die dadurch Karriere und Familie besser miteinander vereinbaren können. Gleichzeitig legen wir den Grundstein für die erfolgreiche Ausbildung der Fachkräfte von morgen, indem wir sicherstellen, dass unsere Kinder frühzeitig Zugang zu altersgerechten Bildungsprogrammen haben, die sie auf die Herausforderungen der digitalen Arbeitswelt vorbereiten und in ihnen die Begeisterung für die MINT-Fächer wecken“, unterstreicht IV-Tirol-Präsident Max Kloger die Position der Tiroler Industrie.

„Die Tiroler Gemeinden sind bei der Ferienbetreuung bereits sehr aktiv und bieten Angebote in unterschiedlichsten Formen an. Einen Ausbau unterstützen wir, als Tiroler Gemeindeverband werden wir uns aktiv in die Erstellung der Richtlinie für die erhöhte Förderung für bedarfsorientierte Ferienbetreuung einbringen. Denn der Ausbau vom Sommerangebot ist auch mit Kosten verbunden“, achtet der Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes, Karl-Josef Schubert, auf die Unterstützung der Gemeinden.

Mehr Geld für Ferienbetreuung

Die Tiroler Landesregierung bekennt sich dazu, in Kooperation mit den Sozialpartnern, der Industriellenvereinigung Tirol und den Gemeinden im Bereich der Ferienbetreuung ein flächendeckendes, bedarfsorientiertes und qualitativ hochwertiges Angebot für Kinder im schulpflichtigen Alter zu schaffen und hat daher folgende Maßnahmen beschlossen:

  • Die jährliche Unterstützung der Sommerschule Plus der Arbeiterkammer Tirol und der BFI Tirol Bildungs GmbH in der Höhe von 500.000 Euro pro Jahr wird bis 2027 verlängert.
  • In enger Abstimmung mit dem Tiroler Gemeindeverband wird die Förderung der bedarfsorientierten Ferienbetreuung erhöht und verbessert, um Anreize zu schaffen und das Ferienbetreuungsangebot kontinuierlich auszubauen.
  • Die KIB – Kinder Bildung gem. GesmbH wird unter Einbindung der Sozialpartner ein Konzept für eine schrittweise Verschränkung des bestehenden Angebots der Sommerschule Plus der AK Tirol und des BFI Tirol und der bedarfsorientieren Ferienbetreuung des Landes Tirol erarbeiten, um flächendeckende und bedarfsorientierte Angebote zu schaffen.
  • Die KIB – Kinder Bildung gem. GesmbH wird zudem ein Angebot zur Bereitstellung von Ferienbetreuung erarbeiten, sodass ab den Sommerferien 2025 Tiroler Gemeinden auf dieses Angebot im Bereich der Ferienbetreuung für schulpflichtige Kinder zurückgreifen können.

„Wir wollen, dass Tirol das erste Bundesland mit einem Recht auf Kinderbildung und Kinderbetreuung wird. Egal ob im Herbst, Winter, Frühling oder Sommer: Die Betreuung ist das ganze Jahr über ein wichtiges Thema, wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht. Um einerseits Familien zu entlasten und gleichzeitig Kindern eine umfangreiche Betreuung auch in den Ferienzeiten zu ermöglichen, haben wir ein umfassendes Paket geschnürt. Wir sorgen für flächendeckende und leistbare Kinderbetreuung, gut ausgestattete Schulen und finanzielle Entlastung für Familien. Das haben wir versprochen, das halten wir ein“, begrüßt Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer die Initiative und die Handschrift der Tiroler Landesregierung.

„Mit unserem Konzept zur Ferienbetreuung fördern wir nicht nur einen gesunden und aktiven Lebensstil, sondern unterstützen auch die schulischen Kompetenzen unserer Kinder über die Ferien hinaus. Unser Ziel ist es, die Kinder auch außerhalb des Schuljahres bestmöglich zu begleiten und zu stärken. Damit schaffen wir nachhaltige Bildungs- und Bewegungsangebote, die langfristig wirken und unsere Kinder in ihrer persönlichen und sozialen Entwicklung unterstützen. Besonders in Zeiten, in denen familiäre Herausforderungen wie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zunehmen, ist es essenziell, verlässliche und qualitativ hochwertige Betreuungsangebote zu schaffen“, hebt Bildungslandesrätin Cornelia Hagele hervor.

„Wir machen große Fortschritte beim Ausbau der Kinderbildung und Kinderbetreuung in Tirol. Mit der KIB können wir zudem auf motivierte und engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückgreifen, um im kommenden Jahr auch eine Unterstützung bei der Ferienbetreuung anzubieten. Wir wollen als Land Tirol auf gut laufende und bestehende Projekte bauen, unsere Partner bei ihren Angeboten unterstützen, aber auch neue Angebote in den Gemeinden schaffen“, gibt Soziallandesrätin Eva Pawlata abschließend das Ziel vor.


Kurzmeldungen aus der Regierungssitzung

Landespreis für Wissenschaft 2024: Der mit 14.000 Euro dotierte Landespreis für Wissenschaft 2024 geht an Univ. Prof. Dr. med. univ. Günter Weiss. „Professor Günter Weiss erlangte neben seiner klinischen Tätigkeit auf dem Gebiet der Inneren Medizin, Infektiologie und Immunologie gemeinsam mit seinem Team weltweite Anerkennung durch zahlreiche Forschungsarbeiten zu immunologischen Mechanismen der Infektionsabwehr und des Eisenstoffwechsels. Der Mediziner trägt damit maßgeblich zur Stärkung des Wissenschaftsstandorts Tirol und zur überregionalen Strahlkraft der Medizinischen Universität Innsbruck bei“, sagt LH Anton Mattle. „In Anerkennung seiner bisherigen Forschungsleistung und seiner außerordentlichen internationalen Reputation wurde Professor Günter Weiss einstimmig für den Tiroler Landespreis für Wissenschaft 2024 nominiert“, gibt Wissenschaftslandesrätin Cornelia Hagele bekannt. Der mit 4.000 Euro dotierte Förderungspreis des Landes Tirol für Wissenschaft geht auf Vorschlag von Professor Günter Weiss an Priv.-Dozin Katharina Kurz. Die Preisverleihung findet am 16. Oktober 2024 im Landhaus statt. Der Tiroler Landespreis für Wissenschaft wird seit 1984 jährlich zur Anerkennung hervorragender wissenschaftlicher Leistungen als Würdigung eines Gesamtwerkes oder außergewöhnlicher Einzelleistungen verliehen.