Verkehrssicherheitsstrategie des Landes bis 2034

Miteinander statt nebeneinander

  • Vielfältige Maßnahmen sollen Sicherheit auf Tirols Straßen erhöhen
  • Mehrere Handlungsfelder wurden anhand der Unfallstatistik definiert
  • Enge Zusammenarbeit der ExpertInnen von Land Tirol, Kuratorium für Verkehrssicherheit und Polizei
  • Präventionsmaßnahmen sollen erweitert und Kontrollen intensiviert werden

 „Safe System“ lautet das Credo, um Unfälle mit Personenschäden in Tirol weiter zu reduzieren. Das bedeutet, die Verantwortung auf alle VerkehrsteilnehmerInnen zu verteilen und aufeinander Rücksicht zu nehmen. Wie das gelingen kann, ist in der Tiroler Verkehrssicherheitsstrategie 2025 bis 2034 festgelegt. Diese wurde heute, Mittwoch, in der Kfz-Prüfhalle des Landes von Verkehrslandesrat René Zumtobel, Martin Pfanner vom Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV), dem Leiter der Landesverkehrsabteilung der Polizei Tirol, Enrico Leitgeb, und Bernhard Knapp, Vorstand der Abteilung Verkehrs- und Seilbahnrecht des Landes, vorgestellt. „Das Verkehrsaufkommen in Tirol ist bekanntlich sehr hoch, weshalb die Verbesserung der Verkehrssicherheit eine große Herausforderung ist. Entsprechend breit und vielfältig ist auch die Verkehrssicherheitsstrategie aufgestellt, um allen Straßenarten und Verkehrsteilnehmerinnen bzw. Verkehrsteilnehmern gerecht zu werden und damit die Verkehrssicherheit in Tirol weiter zu erhöhen“, sagt Tirols Verkehrslandesrat René Zumtobel.

Gemeinsames Ziel: Mindestens minus 50 Prozent bis 2034

Im Einklang mit internationalen und nationalen Zielen setzt sich auch das Land Tirol ein statistisches Ziel: Die Zahl der Getöteten und Schwerverletzten auf Tirols Straßen soll bis 2034 im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2023 mindestens um die Hälfte reduziert werden und es soll keine tödlichen Unfälle mit Kindern mehr geben. 2024 gab es 32 Verkehrstote, davon zwei Kinder und 4.800 Verletzte auf Tirols Straßen. 

Besonderes Augenmerk auf Ortsgebiete und Freilandstraßen 

64 Prozent der Unfälle in Tirol ereignen sich in Ortsgebieten, mehr Menschen sterben jedoch auf Freilandstraßen (63 Prozent). Je nach Straßenart unterscheiden sich auch die Unfallursachen und die beteiligten Mobilitätsformen. 

„Im Ortsgebiet gilt es, durch Verkehrsberuhigung, Temporeduktion sowie die Verbesserung von Schutzwegen und der Infrastruktur für Radfahrerinnen und Radfahrer die Zahl der Unfälle zu reduzieren. Auf Freilandstraßen ist die Gefahr besonders hoch, dass ein Unfall tödlich verläuft. Das liegt an der höheren Geschwindigkeit. Insbesondere Motorräder und Fahrräder stellen durch Ablenkung und nicht angepasste Geschwindigkeit sowie durch fehlenden Schutz der sogenannten ,Knautschzone‘ ein besonders hohes Risiko für schwere oder tödliche Verletzungen dar“, weiß Martin Pfanner vom KFV. 

Die Verkehrssicherheitsstrategie beinhaltet ein Maßnahmenbündel mit acht Handlungsfeldern. Verstärkte Bewusstseinsbildung und Schulungen sind dabei ein wesentlicher Faktor. Denn: „Jede und jeder, der bzw. die am Verkehr teilnimmt – sei es zu Fuß, mit dem Rad oder motorisiert – trägt Verantwortung. Bestehende Schulungs- und Übungsangebote für alle Altersgruppen sollen ausgeweitet werden“, so LR Zumtobel. 

Überwachung durch Polizei wesentlich

Auch Tirols Exekutive wird ihre Maßnahmen in den kommenden Jahren weiter intensivieren, wie Enrico Leitgeb betont: „Unsere Schwerpunktsetzung beruht im Wesentlichen auf zwei Säulen: Wir wollen durch präventive Maßnahmen eine nachhaltige Bewusstseinsbildung bei allen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern erreichen. Zugleich wollen wir durch noch wirksamere Kontrollen Hauptunfallursachen wie nicht angepasste Geschwindigkeit, Ablenkung durch Handynutzung oder auch Fahren unter Alkohol- und Drogeneinfluss wirksam bekämpfen.“ Die Schwerpunkte der Exekutive in punkto Prävention werden in den kommenden Jahren beispielsweise auf Verkehrs- und Mobilitätsbildung, Verkehrssicherheitsberatung und Schulwegsicherung liegen. 

Der Ort für die heutige Pressekonferenz wurde nicht zufällig gewählt. In der Kfz-Prüfhalle des Landes müssen unter anderem alle umgebauten Fahrzeuge typisiert werden. TechnikerInnen stellen so sicher, dass die Sicherheit der Kfz gegeben ist. „Zudem unterstützen wir in der Prüfhalle die Kontrollen der Polizei. Finden beispielsweise Schwerpunktkontrollen für den Schwerverkehr oder in der Tuning-Szene statt, so werden die Fahrzeuge hierhergebracht und können technisch auf Herz und Nieren überprüft werden“, sagt Bernhard Knapp. 

E-Mobilität, autonomes Fahren, Fahrassistenzsysteme – Mobilität in stetigem Wandel

Seit Veröffentlichung der vergangenen Verkehrssicherheitsstrategie des Landes im Jahr 2011 hat sich aus technologischer Sicht viel getan: Umfassende Assistenzsysteme in Pkw – von Notbremsungen bis Spurhaltesystemen – unterstützen die LenkerInnen von modernen Fahrzeugen heute. Gleichzeitig bringen die zunehmende Beliebtheit von E-Bikes und E-Scootern neue Gefahren und Unfallpotenziale im Straßenverkehr mit sich. Auch in den kommenden Jahren wird es neue Entwicklungen geben, dessen sind sich alle Beteiligten bewusst. „Um den schnellen technologischen Wandel und die Veränderungen im Mobilitätsverhalten zu berücksichtigen, müssen die Handlungsfelder und Maßnahmen der Verkehrssicherheitsstrategie regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst werden“, so Martin Pfanner. „Rücksichtsvoll, defensiv und miteinander statt nebeneinander – wenn wir uns alle der Verantwortung als Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer bewusst sind und uns entsprechend verhalten, können viele Unfälle verhindert werden“, ist LR Zumtobel überzeugt. 

Verkehrssicherheitsstrategie Tirol 2025-2034