Erfolgreiche Bilanz: Kampagne „Gewaltfreie Erziehung“

Sensibilisierungskampagne des Landes gegen Gewalt an Kindern und Jugendlichen

  • Tag der gewaltfreien Erziehung: Jede Form von Gewaltanwendung ist verboten!
  • Umfassendes Beratungs- und Unterstützungsangebot unter www.tirol.gv.at/gewaltfrei

„Wenn Papa einen guten Tag in der Arbeit hatte, haben wir abends noch Spaß miteinander. Wenn er einen schlechten Tag hatte, tut er mir weh“, sagt eine bedrückte Kinderstimme in einem der drei Videoclips, die im Rahmen der Kampagne für gewaltfreie Erziehung produziert wurden. Über ein halbes Jahr lang wurde die Sensibilisierungskampagne des Landes, die vorrangig Eltern sowie von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche ansprechen sollte, auf unterschiedlichen Kanälen ausgerollt. Anlässlich des am 30. April stattfindenden „Tags der gewaltfreien Erziehung“ zieht Soziallandesrätin Gabriele Fischer Bilanz: „Vor genau einem Jahr haben wir die Kampagne zur Gewaltprävention vorgestellt, die viele Millionen Male gesehen wurde. Das Ziel war es, den Menschen bewusstzumachen, dass sich Gewalt gegen Kinder und Jugendliche vielfach in unserem direkten Lebensumfeld und in vielen verschiedenen Facetten abspielt: So erlebt jedes vierte Kind in Tirol Gewalt in der Familie. Es ist die Aufgabe von uns allen, Kinder und Jugendliche vor Gewalt zu schützen und die Zivilgesellschaft als auch betroffene Menschen selbst zum Handeln anzuhalten. Denn es muss ganz klar sein: Gewalt ist gesetzlich verboten und dieses Verbot macht nicht vor den eigenen vier Wänden halt.“

Von Plakatanzeigen bis zu Kinoleinwänden: Gewalt sichtbar machen

Mit Beginn im April 2021 wurde die Sensibilisierungskampagne des Landes bis Anfang dieses Jahres tirolweit über Plakate, Social Media – Snapchat, Facebook und Instagram –, Google-Display sowie als Kinospot lanciert. „Die Veröffentlichung erfolgte dabei in drei Phasen: Während in der ersten – über Plakate und Radio – vor allem statistische Daten kommuniziert wurden, wurden in Phase zwei Aussagen von Kindern und Jugendlichen dargestellt und im Rahmen der dritten Phase Aussagen von Eltern, die ihren Kindern gegenüber gewalttätig waren. Hierfür setzten wir auf Social Media und den Online-Bereich“, skizziert Ines Bürgler, Vorständin der Abteilung Gesellschaft und Arbeit. Alleine über Social Media konnten rund sechs Millionen Kontakte generiert werden. Rund die Hälfte davon über den Instant-Messaging-Dienst Snapchat, mit dem überwiegend eine jüngere Zielgruppe von 13 bis 17 Jahren angesprochen wurde. Auf Facebook und Instagram erreichte die Kampagne größtenteils die 25- bis 34-Jährigen. Im Zuge der Kampagne wurde die Website www.tirol.gv.at/gewaltfrei insgesamt 20.000 Mal über Social Media und den Online-Bereich geöffnet. „Das bedeutet, dass sich Menschen, die von dem Thema angesprochen wurden, 20.000-mal konkret zu den Beratungs- und Hilfsangeboten in Tirol informiert haben. Jedes Mal, wenn für Gewalt sensibilisiert und eine solche eventuell sogar verhindert werden konnte, ist es ein Erfolg für die Kampagne“, sagt LRin Fischer. In Innsbruck, Imst, Kitzbühel, Kufstein, Wörgl und Lienz lief die Landes-Kampagne außerdem als Videoclip vor Filmvorführungen im Kino.

Jede Form von Gewaltanwendung ist verboten

Ausgangspunkt der breit angelegten Sensibilisierungskampagne war unter anderem die anlässlich der „25 Jahre gesetzliches Gewaltverbot“ verfasste Studie, die offenlegt, dass österreichweit bis zu 25 Prozent der 6- bis 14-Jährigen unter einer gewaltbelasteten Erziehung leiden. Dazu zählen alle Formen von Gewalt – also am eigenen Leib erlebte physische, psychische oder sexualisierte Gewalt genauso wie das unmittelbare Miterleben von Gewalt an Familienmitgliedern. „Jedwede Form von Gewalt hinterlässt bei den Betroffenen Spuren, die sie ein Leben lang begleiten können. Erschreckend ist, dass für viele Eltern und Erziehungsberechtigte eine körperliche Bestrafung – die sogenannte ‚Watsch‘n‘ – nach wie vor zum Erziehungsstil gehört“, sagt LRin Fischer. So ergab eine repräsentative Befragung der möwe – Kinderschutzzentren aus dem Jahr 2020, dass nur die Hälfte der Befragten eine gewaltfreie Erziehung als die ideale Erziehungsform betrachtet und sich ein Fünftel der Befragten keine Erziehung ohne körperliche Bestrafung vorstellen kann.

Für ein gewaltfreies Tirol

Das Land Tirol bietet für von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche, aber auch für Eltern und Erziehungsberechtigte ein umfassendes Beratungs- und Unterstützungsangebot: Von den Beratungsstellen der Erziehungsberatung über die Kinderschutzzentren bis hin zur Kinder- und Jugendhilfe. Das gesamte Angebot ist unter gewaltfrei-tirol.at abrufbar. „Wenn es Anzeichen für Gewalt in der Familie gibt, sind – neben Privatpersonen – im Besonderen auch Lehrpersonen und Ärztinnen und Ärzte gefordert, dies der Kinder- und Jugendhilfe im jeweiligen Bezirk zu melden“, erklärt Silvia Rass-Schell, Vorständin der Abteilung Kinder- und Jugendhilfe. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kinder- und Jugendhilfe überprüfen die gemeldete Situation und schätzen den Hilfebedarf ein. Im Idealfall kann dann, gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien, eine mittel- und langfristig wirksame Entscheidung getroffen werden.“

Zur Videoanzeige der Kampagne für gewaltfreie Erziehung: www.youtube.com/watch?v=BmibAfZyaNs