- 2023 tirolweit über 5.100 Beratungen mit Männern und Burschen
- Großteil der Klienten sucht Männerberatung in Eigeninitiative auf
- Gewaltpräventive Jugendarbeit im Fokus: Workshops an Schulen und in Jugendeinrichtungen
Ob zu Gewalt, einer Lebenskrise oder zum Thema Partnerschaft: Der Tiroler Verein „Mannsbilder“ bietet Männern und Burschen kostenlose und vertrauliche Beratungen. 2022 wurde das Angebot durch Förderungen des Sozialministeriums und des Landes Tirol massiv ausgebaut: 2023 fanden tirolweit über 5.100 Beratungen statt – rund 30 Prozent mehr als im Jahr 2021. Auch eine neue Beratungsstelle in Kitzbühel wurde im Vorjahr eröffnet. In Innsbruck mussten die neu hinzugekommen Berater aus Platzgründen vorübergehend in ein Ausweichquartier ziehen. Vor Kurzem konnte Mannsbilder eine zusätzliche Etage am Standort in der Anichstraße 11 in Betrieb nehmen, wo nun das gesamte Angebot gebündelt ist. Im ersten und dritten Stock finden insgesamt sechs MitarbeiterInnen und 15 freie Dienstnehmer Platz. Heute, Mittwoch, wurden die neuen Räumlichkeiten im Rahmen eines Medientermins mit LRin Eva Pawlata, Innsbrucks Bürgermeister-Stellvertreter Georg Willi, Obmann vom Verein Mannsbilder Martin Christandl sowie Geschäftsführer und Berater Gotthard Bertsch offiziell eröffnet. Das Land Tirol förderte die Umbauarbeiten mit 30.000 Euro. Für das Jahr 2024 ist zudem eine Fördersumme von 266.000 Euro für Mannsbilder vorgesehen.
Männerberatung als Teil des Gewaltschutzes
„Effektiver Gewaltschutz umfasst sowohl den Schutz der von Gewalt Betroffenen als auch die Arbeit mit Tätern sowie mit Männern und Burschen. Durch die Erweiterung des Angebots von Mannsbilder sollen Männer und Burschen in akuten Krisen und nach aktuellen Gewaltvorfällen zeitnahe beraten werden können. Ziel ist es, sie auf dem Weg zu einem gewaltfreien und verantwortungsvollen Leben zu unterstützen. Dabei geht es auch darum, eine Kultur der Gleichberechtigung zu fördern, von der alle Geschlechter profitieren“, betont die für Frauen und Gleichstellung zuständige Landesrätin und verweist darauf, dass ungleiche Machtverhältnisse und ungleiche Möglichkeiten von Frauen und Männern einen Nährboden für geschlechtsspezifische Gewalt schaffen.
Bürgermeister-Stellvertreter Willi ergänzt: „Gewalt kann keine Antwort sein, Gewalt – egal gegen wen gerichtet – kann und darf keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Aber: Gewalt findet statt. Hier dürfen wir nicht den Kopf in den Sand stecken. Wir müssen daher Raum schaffen für Gewaltschutz und Gewaltprävention. Das heißt auch für Arbeit mit Tätern. Ganz besonders wichtig ist mir hier die gewaltpräventive Jugendarbeit. Deshalb haben wir uns auch entschlossen, die Förderung für den Verein ‚Mannsbilder‘ 2025 auf 67.000 Euro jährlich zu erhöhen.“
Offen, ehrlich und von Mann zu Mann
Den Weg in die Männerberatung finden die Klienten entweder aus eigener Motivation oder über behördliche Auflagen und gerichtliche Zuweisungen. Der Großteil, rund 80 Prozent der Klienten, sucht die Männerberatung in Eigeninitiative bzw. auf Anregung von anderen Personen oder Einrichtungen auf.
„Bei ‚Mannsbilder‘ arbeiten wir nach dem Motto ‚offen, ehrlich und von Mann zu Mann‘. Wir bieten Beratungen bei Schwierigkeiten in allen Lebenssituationen an. Das Thema Gewalt wird dabei in jedem Beratungsprozess aktiv angesprochen. Wir sind nämlich davon überzeugt, dass Gewalt eine Entscheidung ist. Unsere Mitarbeiter bieten professionelle Unterstützung, damit sich die Klienten gegen dieses Handeln entscheiden und suchen mit den Klienten alternative Möglichkeiten der Konfliktbewältigung“, erklärt Obmann Christandl.
Neben Gewalt kommen in den Beratungen häufig auch die Themen Überforderung, psychische Leiden, Paar- und Ehekonflikte, Trennung/Scheidung oder Erziehungsprobleme vor. Neu hinzugekommen sind bei Mannsbilder außerdem Beratungsangebote zu den Themen männliche Sorgearbeit und Konsum von Kindesmissbrauchsbildern („Hands off-Handlungen).
Gewaltpräventive Workshops thematisieren Rollenbilder
In Innsbruck wurden 2023 rund 3.300 Beratungen mit 1.038 Klienten verzeichnet. Mehr als ein Drittel der Klienten war zwischen zwölf und 29 Jahre alt. Rund 800 Beratungsgespräche pro Jahr finden im Rahmen des Projekts „Gewaltpräventive Burschen- und Männerarbeit“ des Sozialministeriums statt. Die drei hierfür angestellten Mitarbeiter beraten hauptsächlich Burschen ab zwölf Jahren sowie junge Männer. Sie führen pro Jahr auch rund 80 gewaltpräventive Workshops an Mittelschulen ab der siebten Schulstufe, Gymnasien sowie Jugendeinrichtungen durch. Dabei geht es um Männlichkeitsvorstellungen und Rollenbilder, Konflikte und Gewalt oder Sexualität.
„Die Entwicklung eines geschlechtsspezifischen Bildes beginnt in der Kindheit und wird auch stark von Medien geprägt. Wir beobachten, dass traditionelle Rollenbilder wieder verstärkt unter den jungen Leuten vorkommen. In diesen geht es um Macht, Stärke, Konkurrenz und Wettbewerb. Dem steht das Konzept der solidarischen, sorgenden Männlichkeit entgegen. Inzwischen weiß man aus Studien, dass Männer, die neben der Erwerbsarbeit auch Sorgearbeit übernehmen, gesünder leben, weniger oft krank sind und ein niedrigeres Suizidrisiko haben“, sagt Geschäftsführer und Berater Bertsch.
16 Tage gegen Gewalt an Frauen
Noch bis zum 10. Dezember läuft die weltweite Aktion „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“. Auch Mannsbilder beteiligt sich an zahlreichen Aktionen. Mehr Informationen dazu finden sich hier.
Überblick: Beratungen Mannsbilder 2023
Beratungsstelle Innsbruck (Anichstraße 11/1 und 3)
Klienten: 1.038
Beratungen: 3.291
Beratungsstelle Wörgl (Bahnhofstraße 53/4)
Klienten: 293
Beratungen: 656
Beratungsstelle Landeck (Schulhausplatz 7/1)
Klienten: 159
Beratungen: 391
Beratungsstelle Lienz (Amlacher Straße 2/3/2)
Klienten: 97
Beratungen: 316
Beratungsstelle Reutte (Planseestraße 6/2)
Klienten: 62
Beratungen: 297
Beratungsstelle Kitzbühel (Gesundheitszentrum Kitzbühel, Hornweg 28)
Klienten: 89
Beratungen: 180
Kontakt
Männerberatung Mannsbilder Tirol
Telefon: +43 512 576 644
E-Mail: beratung@mannsbilder.at
Web: www.mannsbilder.at