Tirol als erstes Bundesland flächendeckende LEADER-Region

Start der flächendeckenden LEADER-Periode 2023-2027 in Tirol mit insgesamt 41,5 Millionen Euro an Fördermittel

  • Erstmals auch Bezirk Schwaz und Innsbruck-Land als neue LEADER-Regionen mit dabei
  • Vier Euregios und drei INTERREG-Räte: Tirol als Best-Practice-Beispiel für grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Von Galtür im Westen bis Nikolsdorf im Osten – mit der Aufnahme der Region Innsbruck-Land und des Bezirks Schwaz wird ab 1. Juli 2023 ganz Tirol mit Ausnahme der Landeshauptstadt Innsbruck zur LEADER-Region. Damit werden künftig regionale Projekte flächendeckend im ländlichen Raum gefördert. Im Rahmen einer Pressekonferenz stellten Landeshauptmann Anton Mattle und der Obmann des Regionalmanagements Bezirk Schwaz, Bezirkshauptmann Michael Brandl, heute, Donnerstag, die Ausrichtung Tirols für die LEADER-Förderperiode 2023-2027 vor.

„Mit dem Start der neuen zwei LEADER-Regionen Innsbruck-Land und Schwaz haben wir den Lückenschluss geschafft. Tirol ist das erste Bundesland, das flächendeckend LEADER-Regionen geschaffen hat und das Maximum an EU-Förderungen abholt – mehr als jedes andere Bundesland. Insgesamt stehen durch die Kombination von EU-, Bundes- und Landesmittel 41,5 Millionen Euro zur Verfügung. Geld, das direkt in Projekte in den Regionen fließt und damit die innovative und nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums stärkt“, freut sich LH Mattle.

LEADER: Förderungen für Klimaschutz, Soziales und vieles mehr

Über 3.300 Projekte wurden seit dem Start des LEADER-Programms 1996 in Tirol umgesetzt – alleine in der vergangenen LEADER-Periode von 2014 bis 2023 waren es 922 Projekte, die mit rund 47 Millionen Euro gefördert wurden. „Vom Klimaschutz und Klimawandelanpassungsmaßnahmen über die Steigerung der regionalen Wertschöpfung im Tourismus sowie in der Land- und Forstwirtschaft bis hin zu Maßnahmen im Sozialbereich – mit dem LEADER-Programm werden zukunftsfähige und nachhaltige Projekte unterstützt, Arbeitsplätze gesichert und ausgebaut sowie in Innovationen investiert“, so LH Mattle. „LEADER bedeutet Zukunftsthemen anzugehen und umzusetzen. Eine wesentliche Rolle spielen die Fördermittel etwa für die Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie.“

Zu Projekten, die in der vergangenen LEADER-Periode umgesetzt wurden, zählen etwa der Aufbau von Gründer- und Innovationszentren wie das START.N in Kitzbühel, die Mitfinanzierung des neuen Zentrums für den Naturpark Kaunergrat, der Aufbau des Netzwerks „Nachhaltigkeit – Klimawandel – Klimaschutz“ in Landeck oder auch die Freiwilligenpartnerschaft Tirol, im Rahmen derer die Freiwilligentage und Inklusionscafés organisiert werden. Ganz ähnliche Projektideen erhofft sich LH Mattle auch für die LEADER-Förderperiode 2023-2027. „Die 41,5 Millionen Euro Gesamtbudget gilt es in den kommenden fünf Jahren bis zum letzten Cent und möglichst effizient zu nutzen. EU-Fördermittel ermöglichen es uns, die Regionen weiter zu stärken und noch besser für die Zukunft aufzustellen. Nun gilt es, kreative Ideen und zukunftsfähige Projekte einzureichen sowie Förderungen zu beantragen“, ruft LH Mattle Organisationen, Vereine, Firmen aber auch Privatpersonen auf, Projektideen einzubringen.

Regionalmanagements ermöglichen regionale Einbindung

Die Umsetzung des LEADER-Programms und damit der konkreten Projekte wird von den insgesamt zehn Regionalmanagements in Tirol koordiniert (siehe auch Übersichtskarte im Downloadbereich) – sie fungieren gemeinsam mit den Planungsverbänden als „Entwicklungsagenturen für die Gemeinden“. „Durch die Vergabe der Fördermittel und Umsetzung der Projekte über die Regionalmanagements schaffen wir eine breite regionale Einbindung. Statt von oben herab zu entscheiden, sind eine Vielzahl von lokalen Akteurinnen und Akteuren in den Prozess eingebunden und können sich aktiv einbringen, um ihre Heimat-Regionen weiterzuentwickeln. Schließlich können die Verantwortlichen vor Ort am besten einschätzen, welche Projekte die Region nachhaltig fördern“, erklärt LH Mattle.

Bezirk Schwaz startet als LEADER-Region durch

Das Regionalmanagement Bezirk Schwaz wurde vor fünf Jahren gegründet. Zeitgerecht zum Jubiläum wird die Region nun in das LEADER-Förderprogramm aufgenommen. „In den vergangenen fünf Jahren haben wir eine effektive und in der Region eingebettete Struktur aufgebaut. Wir sind also bestens vorbereitet, um nun als LEADER-Region durchzustarten. Ab 1. Juli können wir mit Hilfe der zusätzlichen EU-Förderungen noch mehr Projekte umsetzen, die unsere Region nachhaltig stärken und somit den rund 85.000 Bewohnerinnen und Bewohnern des Bezirks direkt zugutekommen“, so Obmann BH Brandl, der weiter ausführt: „Das Regionalmanagement Bezirk Schwaz bietet die besten Voraussetzungen für die nachhaltige Entwicklung durch LEADER. Alle 39 Gemeinden sowie alle drei Planungsverbände, sämtliche Interessensvertretungen, die Tourismusverbände und das Freiwilligenzentrum sind Teil des Regionalmanagements und damit direkt in die Projektentwicklung und Umsetzung eingebunden. Über 450 Personen haben sich an dem Strategieerstellungsprozess für die LEADER-Region beteiligt und somit eine breite Basis geschaffen, um regionale Projekte im Bezirk bestmöglich zu fördern.“ Schwerpunkte der LEADER-Region Schwaz liegen zu Beginn der Förderperiode im Bereich Energie, Kultur und Mobilität – die Projekteinreichung erfolgt über Aufrufe durch das Regionalmanagement. Insgesamt stehen dem Bezirk Schwaz bis 2027 rund 4,5 Millionen Euro an LEADER-Fördergeldern zur Verfügung. Viele Projekte, die bereits in den vergangenen Jahren mit Landesförderungen unterstützt wurden, sollen im LEADER-Programm fortgesetzt und ausgebaut werden. Dazu zählen etwa ein Mobilitätskoordinator für den Bezirk Schwaz und die Etablierung der Kulturregion Bezirk Schwaz sowie das Inklusionscafé Vomp oder auch das Lebenshilfecafé und der Bauernladen in Buch.

Innsbruck-Land = Größte LEADER-Region Österreichs

Mit 165.000 EinwohnerInnen ist die Region Innsbruck-Land künftig die größte LEADER-Region Österreichs. Mit Unterstützung der EU-Programme wird allein diese Region bis zu 6,5 Millionen Euro erhalten. Auch im Bezirk Innsbruck-Land konnte in den vergangenen zwei Jahren mit der Schaffung des Regionalmanagements mit Sitz in Kematen in Tirol eine ideale Struktur etabliert werden, um künftig Förderungen abzuwickeln. „Unter Einbindung zahlreicher Akteurinnen und Akteuren haben wir an der lokalen Entwicklungsstrategie gearbeitet. Neun Planungsverbände und über 120 Personen – von den Gemeinden über Wirtschafts- und Sozialpartner bis hin zur Caritas – sind im Regionalmanagementverein beteiligt und haben alles vorbereitet, dass wir ab nächster Woche zahlreiche innovative Förderprojekte bearbeiten und umsetzen können“, richtet Regionalmanagement-Obmann BH Michael Kirchmair aus. Zu den Projektschwerpunkten im Bezirk Innsbruck-Land zählen die Förderung der Mobilität zwischen Stadt und Land, die Stärkung des Wirtschaftsstandortes, die Stärkung von Synergien zwischen Landwirtschaft und Tourismus sowie der Ausbau der Kinderbetreuung.

Förderung über Grenzen hinweg

Neben der Unterstützung der regionalen Entwicklung wird mittels der Förderschiene Community-Led Local Development (CLLD) zugleich auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit forciert. Mit mittlerweile vier Euregios im tirolerisch-bayrischen Grenzraum und drei INTERREG-Räten im Grenzraum zwischen Tirol-Südtirol und Veneto ist Tirol nunmehr auch flächendeckend in der regionalen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Alleine in der Periode 2014 bis 2023 konnten so 167 grenzüberschreitende Projekte umgesetzt werden. „Damit gelten wir nicht nur in Österreich, sondern Europaweit als Best-Practice-Beispiel“, freut sich LH Mattle, der weiter ausführt: „Viele Themen – von der Mobilität bis zum Klimaschutz – müssen über Grenzen hinweg gedacht werden. Die Euregios und INTERREG-Räte helfen uns, Projekte zu entwickeln, die über Grenzen hinweg Lösungen für verschiedenste Herausforderungen finden und einen klaren Mehrwert für die Bevölkerung in Tirol, Bayern und Italien bringen.“

Beispiel dieser grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ist die Euregio SBM, bestehend aus dem Bezirk Schwaz und seinen bayerischen Nachbar-Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach. Seit der Gründung 2021 werden über die Euregio SBM Projekte gefördert, Facharbeitsgruppen gegründet, Projektentwicklungstreffen organisiert, Infoveranstaltungen zu Fördermöglichkeiten geplant sowie individuelle Beratungsangebote geschaffen. Zudem werden regelmäßige Vernetzungstreffen zu unterschiedlichen grenzüberschreitenden Themen – etwa zur Wildökologie oder zum Krisen- und Katastrophenschutz – veranstaltet. „Mit der Euregio SBM verfügen wir über eine Struktur, um gemeinsame Vorhaben umzusetzen und im Grenzraum zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten zu schaffen. Dazu zählt etwa die Verbesserung des grenzüberschreitenden öffentlichen Nahverkehrs. Bereits in konkreter Ausarbeitung ist etwa ein Projekt mit einer stündlichen Öffi-Verbindung von Tegernsee Bahnhof nach Jenbach Bahnhof. Dies wird unsere Regionen im wahrsten Sinne näher zusammenbringen und ist somit Leitbild für den Grundgedanken der Euregio SBM“, führt BH Brandl aus. Mehr Informationen über die Euregio SBM sowie zum Bewerbungsprozess für Projekte und den Fördermöglichkeiten finden sich unter www.euregio-sbm.eu.

Über LEADER

LEADER (Liason entre actions de développement de l'économie rurale = Verbindung von Maßnahmen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft) ist eine Initiative der Europäischen Union zur Stärkung von Regionen und zur Bündelung der Kräfte und AkteurInnen in den Regionen. LEADER wird aus dem Europäische Landwirtschaftsfonds (ELER) als Teil der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) finanziert. LEADER schafft den Rahmen, um eine Regionalentwicklung zu betreiben, die auf einer strategischen Basis aufbaut, abgestimmt auf die jeweiligen regionalen Herausforderungen und speziellen Bedürfnisse ist und auf den Prinzipien der Leader-CLLD Methode der Europäischen Union beruht. Insgesamt bestehen in ganz Österreich 83 LEADER-Regionen.